Mein liebes Mädel! 5.1.42
Gestern bekam ich Deinen lieben Brief vom 31.12. Mit
Bedauern habe ich davon Kenntnis genommen. daß Du von mir seit einiger Zeit
keine Nachricht hast. Ich hoffe aber bestimmt, daß Du bald meine nächsten
Briefe bekommst. Wie ich gelesen habe,
bist Du im Kino gewesen mit den Kindern. Das freut mich, denn Du solltest doch
nicht so ganz aus der Reihe kommen, denn wenn man so die ganze Woche nur immer
so seine Arbeit leistet, muß man sich auf der anderen Seite etwas entspannen,
damit man wieder die Kraft zum Arbeiten für die übrige Zeit hat.
Die Kinder werden auch nicht böse gewesen sein, daß sie wieder etwas gesehen haben. Den Silvester-Abend habt Ihr beide ja auch sehr ruhig verlebt. Du hast sicherlich inzwischen meinen Brief erhalten. Wie ich diesen Abend hinter mich gebracht habe. Es war ja auch ziemlich ruhig bei uns hier, denn ich hatte ja wieder Dienst. Dienst habe ich morgen auch schon wieder, weil ein großer Teil der Kameraden sich in Urlaub befindet. Dadurch kommt man jetzt etwas öfter dran.
Von dem Winterwetter spüren wir hier ja sehr wenig. Es ist hier ein Tag wie der andere. Daß die Kinder bei dem Schnee große Freude haben, kann ich mir so richtig vorstellen. Sie werden beide nach Herzenslust herumtollen. Solange sie das noch tun, ist es ja recht. Denn im Grunde genommen ist das ja ein billiges Vergnügen. Es ist nur für die anderen angenehmer, wenn sie die Härte des Winters nicht so zu spüren bekommen.
Gestern war auch Walters Geburtstag. Er wäre nun 37 Jahre geworden. Wenn dann so ein Tag wiederkommt, erinnert man sich dann wieder ganz besonders. Vater danke ich auch für seine Neujahrsgrüße, die er mir gleich übermittelt hat und ich erwidere sie hiermit genauso herzlich. Doch das habe ich Dir ja auch schon in einem meiner Briefe mitgeteilt. Ich bin heute etwas in Eile. Ich mache daher Schluß, denn ich habe noch viel zu tun. Es ist gegenwärtig überhaupt etwas mehr als in der letzten Zeit. Ich bin froh darum, dann geht die Zeit umso schneller vorbei. Sei für diesmal recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Meine liebe Annie ! 6.1.42
Die Kinder werden auch nicht böse gewesen sein, daß sie wieder etwas gesehen haben. Den Silvester-Abend habt Ihr beide ja auch sehr ruhig verlebt. Du hast sicherlich inzwischen meinen Brief erhalten. Wie ich diesen Abend hinter mich gebracht habe. Es war ja auch ziemlich ruhig bei uns hier, denn ich hatte ja wieder Dienst. Dienst habe ich morgen auch schon wieder, weil ein großer Teil der Kameraden sich in Urlaub befindet. Dadurch kommt man jetzt etwas öfter dran.
Von dem Winterwetter spüren wir hier ja sehr wenig. Es ist hier ein Tag wie der andere. Daß die Kinder bei dem Schnee große Freude haben, kann ich mir so richtig vorstellen. Sie werden beide nach Herzenslust herumtollen. Solange sie das noch tun, ist es ja recht. Denn im Grunde genommen ist das ja ein billiges Vergnügen. Es ist nur für die anderen angenehmer, wenn sie die Härte des Winters nicht so zu spüren bekommen.
Gestern war auch Walters Geburtstag. Er wäre nun 37 Jahre geworden. Wenn dann so ein Tag wiederkommt, erinnert man sich dann wieder ganz besonders. Vater danke ich auch für seine Neujahrsgrüße, die er mir gleich übermittelt hat und ich erwidere sie hiermit genauso herzlich. Doch das habe ich Dir ja auch schon in einem meiner Briefe mitgeteilt. Ich bin heute etwas in Eile. Ich mache daher Schluß, denn ich habe noch viel zu tun. Es ist gegenwärtig überhaupt etwas mehr als in der letzten Zeit. Ich bin froh darum, dann geht die Zeit umso schneller vorbei. Sei für diesmal recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Meine liebe Annie ! 6.1.42
Heute habe ich wieder 2 Briefe von Dir erhalten. Ich danke
Dir wieder vielmals dafür. Da habe ich wieder einmal genügend zu lesen gehabt.
Ich bin Dir aber nicht böse darum, wenn du mir einmal mehr schreibst. Ich habe
mich aber gefreut, daß Du zum neuen Jahr wenigstens Post bekommen hast, nachdem
Du vorher etliche Tage hast warten müssen. Ich kann mir wohl denken, daß Du
gewartet hast und daß Du dann froh gewesen bist, gerade zum Neuen Jahr Post
bekommen zu haben. Ich glaube, daß Vater stolz gewesen ist, daß er Dir sagen
konnte „Da hast Du auch etwas, Du weißt doch, mir kommt es nicht so darauf an“.
Denn so ungefähr wird er doch gesprochen haben. Das ist ja schon früher immer
sein Wunsch gewesen, wieder einmal über etwas mehr Geld zu verfügen, um es
ausgeben zu können, wie es ihm gefällt.
Mit den Mandarinen, das hat so schon seine Ordnung. Na und euch schmecken sie ja, wie ich lese. Mit den Sachen, die Dir Dein Vater geschickt hat, kommst Du schon sicherlich zurecht, das macht Dir keine Sorge, denn Deiner Erfindung sind ja keine Grenzen gesetzt. Wenn es dann nur noch für die Puppen reicht.
Zur Sammlung hast Du ja in ziemlich reichlichem Maße für unsere Verhältnisse beigetragen. Dann kann ich mir schon denken, daß da viel zusammengekommen ist. Aber das wichtigste dabei ist, daß die Sachen noch brauchbar sind und ich weiß, daß Du Dich da nicht lumpen läßt. Wegen der Fausthandschuhe mach Dir nur keine Sorgen. Ich denke nicht, daß ich sie in diesem Winter noch brauche. Wegen des kleinen Weihnachtsgeschenks mache es nur so, wie wir nun übereingekommen sind. Hoffen wir, daß es mir gelingt, zum in Aussicht genommenen Zeitpunkt in Urlaub zu kommen.
Na, wegen der Kinder sind wir uns ja auch wieder einig. Daß aber nur die Buben brav sein sollen, will mir doch noch nicht ganz in den Kopf hinein. Seit wann hast du denn Deine Meinung so verändert. Ich kenne dich ja gar nicht wieder. So kommt es, wenn man lange von zuhause weg ist, ergeben sich immer neue Methoden. Was sagst Du nun? Jetzt weißt Du bald selbst nicht mehr, was richtig ist und was nicht. Vor allem, was Du mir geschrieben hast.
Was den Verdruß anbelangt, so halte ich es auch für besser, wenn ich Dir das mündlich erzähle, als daß ich hier lange schreibe. Man kann es dann doch nicht darlegen, wie es gewesen ist und den Tonfall und das Gewichtige dabei kann man doch nicht so herausstellen. Ich habe hier schon viel heruntergeschluckt und soviel erlebt, daß ich das nun auch noch die kurze Zeitspanne aushalten werde. Jedenfalls muß man sich vor solchen Kameraden in Acht nehmen und ihnen soweit als möglich aus dem Wege gehen. Ich halte mir deshalb auch tagtäglich den gesandten Spruch vor Augen „Nicht ärgern, nur wundern“. Man kommt nur aus dem Wundern nicht mehr heraus. Doch später davon mehr. Denn ärgern soll ich mich ja nicht mehr.
Wie zum SilvesterAbend, so habe ich auch heute wieder Dienst. Bei Euerer Silvesterfeier wäre ich gern dabei gewesen. Das war doch etwas anderes als bei mir hier. Heute muß ich in den Quartieren kontrollieren, ob die Mannschaften daheim sind. Um Mitternacht muß ich dann noch die Wachposten aufsuchen. Derartige Mätzchen haben ja noch gefehlt. Wir haben hier aber einen neuen Offizier bekommen. Bekanntlich, neue Besen kehren gut. Nun soll es meinetwegen gehen wie es will. Bis jetzt konnte man immerhin ungehindert schlafen. Auch um das wird man hier noch gebracht. Es ist ja nicht notwendig. Die Einheit ist nun über 1 ½ Jahre hier und es war bisher nicht nötig. Mir soll das gleich sein. Machen wir eben auch das noch mit. Man kann nur bei dieser Gelegenheit nochmals den Wunsch zum Ausdruck bringen, hoffentlich nimmt das alles wieder einmal ein Ende. Im gestrigen Brief hatte ich vergessen, Dir die Abschriften von meinen Briefen zu senden, die ich an Kurt und an Siegfried geschrieben habe. Ich hatte keine Maschine zur Verfügung. Du solltest aber doch im Bilde bleiben. So habe ich sie nochmals abgeschrieben. Siegfried ist doch sozusagen gut dran. Er hat doch immer einmal Urlaub. Wir dagegen müssen fast darum betteln gehen, bis wir einmal hier für die paar Tage wegkommen.
Für die mit gesandten Bilder danke ich Dir, ich werde sie demnächst wieder mit zusenden. Ich muß nur über unsere beiden Stromer lachen, wie sie so von der Seite reinschielen. Jörg hat es richtig frech, eine Hand in die Tasche gesteckt. Deine Mutter sieht auf dem Bild schon etwas mitgenommen aus. Wenn sie auch nicht ganz deutlich sind, so sind sie immerhin eine Erinnerung an den in Leipzig verlebten Urlaub.
Ja mit seinen Kindern hat man so seine Sorgen, auch wenn es Puppenkinder sind. Es fängt eben schon von klein auf an. Bei dem Zusammenbauen der Kanonen hast Du Dein ganzes technisches Können wieder verwerten können. Jörg soll sich nur Mühe geben, damit er allein die Kanonen zusammensetzen kann.
Ein Brief war also nicht dabei. Ich kann mich also auch geirrt haben. Daß Jörg stolz darauf ist, daß er sich allein fertig machen kann, ist ja bei den von Dir angeführten schlechten Beispielen der anderen Kinder durchaus verständlich. Daß er sich nun auch die Schuhe selbst zubinden kann, freut mich, denn das macht doch den meisten Kindern immer ein wenig Schwierigkeiten. Es ist aber auch ein Zeichen dafür, daß er anstellig ist. Na ich kann mir gut vorstellen, wie unser Junge aussieht, wenn er so im Schnee herumgetobt hat. Daß dann Hosen, Strümpfe und Schuhe durch und durch naß sind, ist ja ohne weiteres denkbar. Aber dann stimmt es ja, daß man mit den Jungen besser auskommen kann wie mit den Mädchen. Ich muß darum Dir recht geben, wenn Du die Feststellung triffst, daß man mit den Buben besser auskommen kann.
Mit der Familie Lotter auf der Reichenau ist es schon tragisch. Wenn es manchmal einreißt, dann läßt es aber auch nicht gleich locker. Daß Dir Vater einen Schnupfen dagelassen hat, war ja nicht notwendig. So jeden Tag ein bißchen davon werde ich auch nicht wieder los. Man braucht sich aber auch nicht wundern, bei diesen Witterungsverhältnissen. Heute früh war noch der schönste Mondschein, dann später schien die Sonne und heute Abend regnete und schneite es zusammen. Da kann man ja auch nicht gesund werden. Für heute habe ich Dir wieder einmal etwas mehr als sonst geschrieben. Nimm nun viele Grüße und Küsse entgegen. Gib unseren beiden Strolchen auch jedem einen Kuß und sei Du nochmals gegrüßt von deinem Ernst.
Mit den Mandarinen, das hat so schon seine Ordnung. Na und euch schmecken sie ja, wie ich lese. Mit den Sachen, die Dir Dein Vater geschickt hat, kommst Du schon sicherlich zurecht, das macht Dir keine Sorge, denn Deiner Erfindung sind ja keine Grenzen gesetzt. Wenn es dann nur noch für die Puppen reicht.
Zur Sammlung hast Du ja in ziemlich reichlichem Maße für unsere Verhältnisse beigetragen. Dann kann ich mir schon denken, daß da viel zusammengekommen ist. Aber das wichtigste dabei ist, daß die Sachen noch brauchbar sind und ich weiß, daß Du Dich da nicht lumpen läßt. Wegen der Fausthandschuhe mach Dir nur keine Sorgen. Ich denke nicht, daß ich sie in diesem Winter noch brauche. Wegen des kleinen Weihnachtsgeschenks mache es nur so, wie wir nun übereingekommen sind. Hoffen wir, daß es mir gelingt, zum in Aussicht genommenen Zeitpunkt in Urlaub zu kommen.
Na, wegen der Kinder sind wir uns ja auch wieder einig. Daß aber nur die Buben brav sein sollen, will mir doch noch nicht ganz in den Kopf hinein. Seit wann hast du denn Deine Meinung so verändert. Ich kenne dich ja gar nicht wieder. So kommt es, wenn man lange von zuhause weg ist, ergeben sich immer neue Methoden. Was sagst Du nun? Jetzt weißt Du bald selbst nicht mehr, was richtig ist und was nicht. Vor allem, was Du mir geschrieben hast.
Was den Verdruß anbelangt, so halte ich es auch für besser, wenn ich Dir das mündlich erzähle, als daß ich hier lange schreibe. Man kann es dann doch nicht darlegen, wie es gewesen ist und den Tonfall und das Gewichtige dabei kann man doch nicht so herausstellen. Ich habe hier schon viel heruntergeschluckt und soviel erlebt, daß ich das nun auch noch die kurze Zeitspanne aushalten werde. Jedenfalls muß man sich vor solchen Kameraden in Acht nehmen und ihnen soweit als möglich aus dem Wege gehen. Ich halte mir deshalb auch tagtäglich den gesandten Spruch vor Augen „Nicht ärgern, nur wundern“. Man kommt nur aus dem Wundern nicht mehr heraus. Doch später davon mehr. Denn ärgern soll ich mich ja nicht mehr.
Wie zum SilvesterAbend, so habe ich auch heute wieder Dienst. Bei Euerer Silvesterfeier wäre ich gern dabei gewesen. Das war doch etwas anderes als bei mir hier. Heute muß ich in den Quartieren kontrollieren, ob die Mannschaften daheim sind. Um Mitternacht muß ich dann noch die Wachposten aufsuchen. Derartige Mätzchen haben ja noch gefehlt. Wir haben hier aber einen neuen Offizier bekommen. Bekanntlich, neue Besen kehren gut. Nun soll es meinetwegen gehen wie es will. Bis jetzt konnte man immerhin ungehindert schlafen. Auch um das wird man hier noch gebracht. Es ist ja nicht notwendig. Die Einheit ist nun über 1 ½ Jahre hier und es war bisher nicht nötig. Mir soll das gleich sein. Machen wir eben auch das noch mit. Man kann nur bei dieser Gelegenheit nochmals den Wunsch zum Ausdruck bringen, hoffentlich nimmt das alles wieder einmal ein Ende. Im gestrigen Brief hatte ich vergessen, Dir die Abschriften von meinen Briefen zu senden, die ich an Kurt und an Siegfried geschrieben habe. Ich hatte keine Maschine zur Verfügung. Du solltest aber doch im Bilde bleiben. So habe ich sie nochmals abgeschrieben. Siegfried ist doch sozusagen gut dran. Er hat doch immer einmal Urlaub. Wir dagegen müssen fast darum betteln gehen, bis wir einmal hier für die paar Tage wegkommen.
Für die mit gesandten Bilder danke ich Dir, ich werde sie demnächst wieder mit zusenden. Ich muß nur über unsere beiden Stromer lachen, wie sie so von der Seite reinschielen. Jörg hat es richtig frech, eine Hand in die Tasche gesteckt. Deine Mutter sieht auf dem Bild schon etwas mitgenommen aus. Wenn sie auch nicht ganz deutlich sind, so sind sie immerhin eine Erinnerung an den in Leipzig verlebten Urlaub.
Ja mit seinen Kindern hat man so seine Sorgen, auch wenn es Puppenkinder sind. Es fängt eben schon von klein auf an. Bei dem Zusammenbauen der Kanonen hast Du Dein ganzes technisches Können wieder verwerten können. Jörg soll sich nur Mühe geben, damit er allein die Kanonen zusammensetzen kann.
Ein Brief war also nicht dabei. Ich kann mich also auch geirrt haben. Daß Jörg stolz darauf ist, daß er sich allein fertig machen kann, ist ja bei den von Dir angeführten schlechten Beispielen der anderen Kinder durchaus verständlich. Daß er sich nun auch die Schuhe selbst zubinden kann, freut mich, denn das macht doch den meisten Kindern immer ein wenig Schwierigkeiten. Es ist aber auch ein Zeichen dafür, daß er anstellig ist. Na ich kann mir gut vorstellen, wie unser Junge aussieht, wenn er so im Schnee herumgetobt hat. Daß dann Hosen, Strümpfe und Schuhe durch und durch naß sind, ist ja ohne weiteres denkbar. Aber dann stimmt es ja, daß man mit den Jungen besser auskommen kann wie mit den Mädchen. Ich muß darum Dir recht geben, wenn Du die Feststellung triffst, daß man mit den Buben besser auskommen kann.
Mit der Familie Lotter auf der Reichenau ist es schon tragisch. Wenn es manchmal einreißt, dann läßt es aber auch nicht gleich locker. Daß Dir Vater einen Schnupfen dagelassen hat, war ja nicht notwendig. So jeden Tag ein bißchen davon werde ich auch nicht wieder los. Man braucht sich aber auch nicht wundern, bei diesen Witterungsverhältnissen. Heute früh war noch der schönste Mondschein, dann später schien die Sonne und heute Abend regnete und schneite es zusammen. Da kann man ja auch nicht gesund werden. Für heute habe ich Dir wieder einmal etwas mehr als sonst geschrieben. Nimm nun viele Grüße und Küsse entgegen. Gib unseren beiden Strolchen auch jedem einen Kuß und sei Du nochmals gegrüßt von deinem Ernst.
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