Meine liebe Annie ! 1.11.41
Heute haben wir schon wieder Samstag und Monatswechsel.
Wie lange wird es noch dauern, dann ist dieser Monat auch herum und dann geht
es stramm auf Weihnachten zu. Doch zuerst einmal herzlichen Dank für Deinen
lieben Brief vom 28. Bis auf 3 Zuckerpäckchen hast Du nun soweit alle da. Das ist
ja ganz erfreulich. Daß ich da ein Päckchen
noch mit Kaffee dabei hatte, ist mir gar nicht aufgefallen. Das macht ja
nichts weiter. Den hast Du ja nun auch mit versorgt. Die Angelegenheit mit dem Fürsorgeamt ist ja schon eine heikle
Sache. Daß in der Stadt nun noch mehr Gerüchte im Umlauf sind und daß die Leute
mehr wissen als überhaupt wahr ist, das ist ja eine altbekannte Tatsache. Daß
der Meier in irgendeiner Weise mit belastet ist, ist mir ohne weiteres klar,
doch es kommt eben immer wieder auf die Zeugen an und darauf, wie es ihm
gelingt, sich aus dieser Affäre herauszuziehen. Es wird sich ja dann zeigen, so
er dann hinkommt. Wir haben schon so lange warten müssen und haben den Dingen
ihren Lauf gehen lassen müssen, so werden wir auch das noch abwarten
können. Mit meinem Rücken ist das
wieder soweit in Ordnung. Nur wenn das Wetter sich stark verändert, dann spürt
man es noch, doch ich denke, daß sich das auch noch geben wird. Die Lauferei
bei Dir wird sich wohl auch wieder gegeben haben. Ich wünsche es Dir
jedenfalls, denn ich glaube, daß das schon sehr hinderlich ist. Das Wetter ist
ja bei uns auch miserabel. Es hat hier so geregnet, daß die Dächer, die nicht
ganz dicht waren, das Wasser durchgelassen haben. So auch bei uns in der
Wohnung, da war der ganze Gang durchnäßt. Der Regen hat nun wohl aufgehört,
doch nun ist es auch ganz schön kühl geworden. Über allzu viel Hitze haben wir
dieses Jahr nicht klagen brauchen. Schnee hatte es ja bei uns auch neulich
Abend gegeben. Für diese Jahreszeit ist das auch schon sehr zeitig. Daß der
Schweizer Buckel den Schnee schon hält, kann ich mir wohl denken. Kurt meint nun nach Deinem Schreiben, daß er
Mitte November auf Urlaub kommen kann. Wahrscheinlich wird er ja über Paris
fahren, denn ich glaube nicht, daß er durch unsere Gegend kommt. Ob ich ihm
vorher nochmals schreibe, weiß ich noch nicht genau. Gestern habe ich Dir noch Deine Hausschuhe eingepackt. dann habe ich noch 3 große Käse beigelegt.
Du wirst sie schon riechen. Ich denke aber, daß sie die Reise bis nach Konstanz
aushalten werden. Dann habe ich noch einen Film beigelegt. Du kannst jetzt also
wieder knipsen. Die Taschenlampenbatterie habe ich noch nicht vergessen. Ich werde
die Sachen so nach und nach besorgen, so wie ich sie hier erhalten kann.
Vielleicht langt es mir auch noch für je ein Paar Hausschuhe für Helga und
Jörg.
Weiter sende ich Dir heute wieder einige Zeitungen ab. Für Jörg habe ich hier ein schönes Spielzeug gesehen. Es sind so Fliegerkanonen, die man selbst zusammensetzen kann. Es handelt sich um verschiedene Kaliber. Ich denke, daß ihm das sicher Spaß machen würde. Vielleicht lasse ich mir so ein Ding zurücklegen.
Heute wieder recht viele herzliche Grüße und Küsse sendet Dir und den Kinder Dein Ernst
Weiter sende ich Dir heute wieder einige Zeitungen ab. Für Jörg habe ich hier ein schönes Spielzeug gesehen. Es sind so Fliegerkanonen, die man selbst zusammensetzen kann. Es handelt sich um verschiedene Kaliber. Ich denke, daß ihm das sicher Spaß machen würde. Vielleicht lasse ich mir so ein Ding zurücklegen.
Heute wieder recht viele herzliche Grüße und Küsse sendet Dir und den Kinder Dein Ernst
Mein liebstes, bestes Mädel
! 1.11.41
Ich setze mich gleich heute Abend noch hin, um Dir Deinen
lieben Brief vom 28./29.10. zu beantworten, den ich vorhin bekommen habe, und
für den ich Dir wiederum recht herzlich danke. Es ist gerade nach dem Abendbrot
und im Radio hat soeben das Abendprogramm angefangen. Das Zimmer ist zwar nicht
überheizt, denn wir müssen sparen mit unseren Kohlen, denn man weiß noch nicht,
wie sich der Winter zeigen wird. Der Auftakt ist ja schon ziemlich
vielversprechend. Die Leute, die hier eigentlich richtige Kälte nicht gewohnt
sind, hüllen sich schon bis über die Ohren ein. Die Pelze sind schon
hervorgeholt worden. Ich habe mir jetzt in diesen Regentagen meinen Mantel
angezogen. Den Pullover habe ich immer noch daheim gelassen, denn das wird ja
im Büro zu heiß, wenn man den noch an hat. Der Weg bis zur Kommandantur ist ja
nicht weit, etwa 5 - 7 Minuten. Wenn es
dann dauernd kalt bleibt, dann kann man ihn schon anziehen. Ich will mich nur
nicht verpimpeln, denn man setzt sich dann viel eher einer Erkältung aus. Über
Mittag erwärmt es sich meist immer noch ein wenig, so daß es dann schon wieder
zuviel werden würde. Morgen wollen wir zwar wenige Kilometer von hier einen
Reichsdeutschen besuchen, der uns schon öfter eingeladen hat, da werde ich mir
schon meinen Mantel mitnehmen, denn das Wetter ist doch zu unsicher. Du mußt
Dich aber mächtig gefreut haben, als Du den Belgrader Sender bekommen hattest.
Vor allem, nachdem Du mir am Tag vorher, oder vielmehr am gleichen Tag den
Ausschnitt aus der Zeitung mit gesandt hattest über das allabendliche Lied
dieses Senders. Ich kann Deine Freude darüber nachfühlen und verstehen. Es ist manchmal so ein eigenartiges Gefühl
der Verbundenheit, wenn man einmal etwas erlebt, wodurch man selbst sicher weiß,
der andere hat es auch gern. Manchmal wird man ganz plötzlich durch irgendeine
Tatsache erinnert oder man weiß, der andere hat das so und so gemacht oder er
liebt das und das Stück. Die restlichen
Päckchen sind nun auch bei Dir angekommen. Inzwischen sind ja wieder zwei
Päckchen unterwegs, wie ich Dir ja schon berichtete. Sie werden Dir hoffentlich
auch eine Freude machen und Eurer Ernährungsbasis etwas erweitern helfen. Wie ich schon in meinem vorhergehenden Brief
andeutete, habe ich hier für Jörg ein Spielzeug gesehen, das ihm sicher Freude
machen wird. Es sind verschiedene Räder und
Rohre und auch Granaten, die er sich selbst zusammenbauen kann. Das
Ganze sieht ganz nett aus und ist aus Metall. Wir hatten zwar die Absicht,
ihnen kein Spielzeug mehr zu kaufen. Teile mir bitte mit, ob Du meinst, ob ich
ihm das kaufen soll. Am kommenden
Donnerstag auf Freitag habe ich wieder OvD. Es ist immer wieder für Abwechslung
gesorgt. Vielleicht schreibe ich an diesem Abend wieder einmal an unsere Kinder
einen Brief. Ich denke, daß sie mir
deshalb nicht böse sein werden.
Vorgestern hat es wieder einmal Hasenbraten gegeben und wahrscheinlich
wird es am Montag wieder welchen geben, denn unser Jäger hat wieder einen
strammen Burschen heimgebracht. Es ist
immer eine willkommene Abwechslung, das ändert auch wieder einen eintönigen
Speisezettel. Beim letzten Mal haben wir uns noch Salat dazu machen lassen. Das
Öl dazu hatte ich organisiert. das war
dann ein ganz gutes Abendessen. In diesem Jahr ist es scheinbar mit den Hasen
nicht so wild. Durch Wilddieberei und durch die Schlingensteller kommt der
größte Teil der Hasen weg. Die Jäger
müssen dann zusehen, was ihnen gerade noch so vor die Flinte kommt. Recht viele Grüße und Küsse sende ich Dir
für heute wieder. Ebenfalls auch an die Kinder. Ich hoffe, daß sie brav sind
und Dir auch richtig folgen. Dein
Ernst.
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