Meine liebe Annie ! 8.11.41
Beim Wochenende sind wir nun wieder angelangt. Das Wetter
hat etwas an Beständigkeit gewonnen und ist einigermaßen erträglich. Winterlich ist es zwar noch nicht, aber
schon ganz schön frisch. Aber seit
einigen Tagen ist es trocken und kalt. Doch das ist ja gesundes Wetter.
Vielleicht gehe ich wieder einmal bei diesem Wetter ein Stück über Land. Laufen
tut einem ganz gut, vor allem wenn man die ganze Zeit im Bau sitzt. Am kommenden Montag werden wir wahrscheinlich
wieder in voller Besetzung beim Dienst sein. Unser Kriegsverwaltungsrat soll
wiederkommen. Dann ist unser Soldat auch wieder im Dienst und für unsere letzte
Schreibkraft soll auch wieder ein Ersatz eintreffen. Gespannt bin ich nur darüber,
wie es mit dem Platz werden wird. Wie ich Dir schon mitteilte, habe ich wieder
einmal eine neue Feldbluse und eine neue Hose bekommen. Die Feldbluse muß ich
nun noch umarbeiten lassen, weil ich doch einen anderen Kragen darauf machen
lassen muß. Die Hose habe ich gestern Abend probiert. Sie paßt ganz gut. Jetzt habe ich doch wenigstens wieder etwas
Ordentliches zum Anziehen. Die ersten Sachen, die ich im letzten Jahr empfangen
hatte, sind ja ziemlich abgetragen, so daß eine Auswechslung sehr nötig war.
Man kann ja nicht wie ein Landstreicher herumlaufen. Post habe ich gestern keine bekommen, so daß ich nichts
beantworten kann. Ich bitte Dich heute schon schließen zu dürfen, denn ich bin
wirklich nicht zum Briefe schreiben aufgelegt. Nimm also mit diesem kurzen Gruß
vorlieb, dafür aber mit umso mehr Küssen. Dein Ernst.
Meine liebste Frau ! 9.11.41
Heute zum Sonntag sitze ich auf meinem Zimmer und höre mir das Radio an. Ich hatte gestern Nachmittag mit einem Kameraden schon einen großen Spaziergang gemacht, so daß ich heute nicht schon wieder hinaus will. Den Nachmittag verbringe ich nun so zwischen Schlafen, Lesen, Radiohören und jetzt nun mit Schreiben. Ich will doch erst einmal Deine beiden Briefe beantworten, die ich gestern von Dir erhielt. Nachdem Du das eine Päckchen jetzt erhalten hast, ist ja noch eines unterwegs. Käse habe ich diese Woche nicht den bekommen, den ich zum Wegschicken verwenden kann. Diesmal habe ich ihn essen müssen, sobald ich wieder transportfähigen erhalte, werde ich ihn Euch schicken. Bei Euch hat es dann aber schon tüchtig Schnee gegeben. Das ist bei uns hier noch nicht vorgekommen. Es hat einmal dazu angesetzt, aber er war gleich wieder weg. Frisch ist es natürlich hier auch aber man kann es noch ganz gut aushalten. Ich habe erst vor wenigen Tagen meinen Pullover untergezogen. Da liefen die Leute schon mit Pelzmänteln herum, andere mit dicken Wolltüchern um den Kopf und die Kinder waren alle fest verpackt. Das ist hier eine ganz verfrorene Gesellschaft. Wo ich gerade in Deinem Brief lese, daß Du Deine Äpfel bezahlt hast, denke ich gerade daran, daß ich vorhin den letzten Apfel gegessen habe von denen, die Du mir mitgegeben hast. Die haben doch lange ausgereicht. Na, ich habe mir inzwischen verschiedenes Obst gekauft, doch die Äpfel von Dir habe ich mir immer aufgespart gehabt. Nun sind sie zwar alle, aber ich kaufe mir hier ab und zu Obst, so daß mir in dieser Beziehung nichts abgeht. Die Filzschuhe werden wohl auch eingetroffen sein. Nun habe ich ja noch ein weiteres Paar hier für Dich liegen und soll wahrscheinlich noch ein Paar bessere bekommen. Für Helga und Jörg will ich ja auch noch welche besorgen lassen. Ich sehe also, daß ich es richtig gemacht habe, denn ich lese, daß Du für die Kinder welche beantragen willst. Was die Meier/Fleig-Angelegenheit anbetrifft, so ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß der Meier sich wieder herauswindet, aber ich habe das Gefühl, daß es ihn doch noch einmal packt, denn ganz so ohne ist und war es nicht. Da hast Du dich aber fest rangehalten, wenn du nun auch noch den Garten hinter dem Haus schon fertiggemacht hast. Ich glaube, daß Du viel Arbeit damit gehabt hast, denn ich weiß, daß Du Dir viel Mühe damit gegeben hast. In der Schule werden sie wohl nun langsam wissen, welches Alphabet sie lernen wollen. Wenn sie so weiter probieren, ist am Ende die Schulzeit vorbei und die Kinder kommen wieder so heraus. Mit der Einwilligung zur Schutzimpfung gegen Diphtherie ist es schon in Ordnung. Heute sende ich Dir ein Stoffmuster mit, das ich für Deinen Mantel gedacht hatte. Ich denke, daß es Dir gefallen wird. Ich war gestern beim Schneider, der mir gleich den Stoff gezeigt hat. Ich habe davon 2,70 m zurücklegen lassen, das ich dann kaufe, wenn ich das Geld beieinander habe. Ebenso habe ich Stoff für 2 Hosen für Jörg wegtun lassen. Es ist ein schöner wolliger Stoff, der sich auch gut tragen läßt. Auch der beigefügte ist ja auch noch Wolle. Dann habe ich gestern noch süße Mandeln bekommen, die ich Dir mit dem nächsten Päckchen, das ich vielleicht heute noch fertigmachen werde, wegschicke. Ich lege noch einige kleine andere Sachen bei, damit das Gewicht wieder voll wird. Die Mandeln kosten zwar 3,-RM das Pfund. Ich weiß nicht, was man früher dafür bei uns bezahlt hat. Gerade bekomme ich Deine beiden Briefe vom 5. und 6.11 ausgehändigt, für die ich Dir vielmals danke. Wegen des Spielzeugs weder ich mich hier umsehen und werde Dir dann gleich schreiben, was ich noch an Geld dafür brauche. Ich denke, daß es ihm schon gefallen wird. Was ich dann für die Filzschuhe zahlen muß, teile ich Dir dann ebenfalls mit. Der Stoff, von dem ich Dir ein Muster beigelegt habe, kostet das Meter 18,-RM. Wenn ich ihn dann hier machen lasse, hast Du jetzt gerade einen teuren Mantel, der sich noch etwas in Bezug auf den Stoff wert ist. Erfreulich ist, daß Jörg sich so Mühe gibt mit dem Lesen. Wenn er es richtig macht, so muß ich ihm auch mein Lob aussprechen. Wenn er so fleißig ist, so macht das Zusehen schon Spaß. Daß das eine Angelegenheit für Helga ist, dabei aufzupassen, ob er es richtig macht. Na, er wird schon aufpassen, daß er sich vor ihr nicht blamiert. Was für Helga gekauft werden kann, weiß ich zwar noch nicht, aber ich denke, daß Jörg dann reichlich genug hat, wenn ich ihm das Spielzeug kaufe und wenn dann noch Stoff für die Hosen da ist. Das Muster für seine Hosen lege ich ebenfalls mit bei. Es ist nicht genau in der gleichen Farbe, aber dieselbe Qualität. Für Helga wüßte ich tatsächlich nichts. Vielleicht kannst Du mir einen Vorschlag machen. Wenn es zum Anziehen sein soll, könnte ich vielleicht noch etwas besorgen. Daß Du Dir den Kinobesuch vorgenommen und ausgeführt hast, freut mich, denn dann kommst Du doch einmal auf andere Gedanken und siehst wieder etwas. Wenn es Dir dann noch gefallen hat, dann ist ja der Zweck doppelt erfüllt. Deine Ansicht über die Wilddieberei ist schon ziemlich zutreffend. Wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung pro Monat 175 g Butter, 100 g Öl und 100 g Margarine bekommen, so kannst Du Dir denken, daß bei einer Zuteilung von 100 bis 200g Fleisch die Woche die Ernährungsbasis nicht gerade hoch ist. Heute Abend gibt es wieder einmal Hasenbraten mit Kartoffeln und Salat. Für heute habe ich Dir ziemlich alles wieder geschrieben. Es bleibt nur noch, daß ich das beigelegte Schreiben erwähne, wonach die Rückzahlung der 85,-RM genehmigt ist. Wahrscheinlich hast Du den Betrag schon erhalten. Das ist ja ziemlich schnell gegangen. Ob Du das Geld brauchen kannst? Ich sende Dir und den Kindern recht viele Grüße und Küsse und hoffe, daß Ihr alle gesund seid. Dein Ernst.
Meine liebste Frau ! 9.11.41
Heute zum Sonntag sitze ich auf meinem Zimmer und höre mir das Radio an. Ich hatte gestern Nachmittag mit einem Kameraden schon einen großen Spaziergang gemacht, so daß ich heute nicht schon wieder hinaus will. Den Nachmittag verbringe ich nun so zwischen Schlafen, Lesen, Radiohören und jetzt nun mit Schreiben. Ich will doch erst einmal Deine beiden Briefe beantworten, die ich gestern von Dir erhielt. Nachdem Du das eine Päckchen jetzt erhalten hast, ist ja noch eines unterwegs. Käse habe ich diese Woche nicht den bekommen, den ich zum Wegschicken verwenden kann. Diesmal habe ich ihn essen müssen, sobald ich wieder transportfähigen erhalte, werde ich ihn Euch schicken. Bei Euch hat es dann aber schon tüchtig Schnee gegeben. Das ist bei uns hier noch nicht vorgekommen. Es hat einmal dazu angesetzt, aber er war gleich wieder weg. Frisch ist es natürlich hier auch aber man kann es noch ganz gut aushalten. Ich habe erst vor wenigen Tagen meinen Pullover untergezogen. Da liefen die Leute schon mit Pelzmänteln herum, andere mit dicken Wolltüchern um den Kopf und die Kinder waren alle fest verpackt. Das ist hier eine ganz verfrorene Gesellschaft. Wo ich gerade in Deinem Brief lese, daß Du Deine Äpfel bezahlt hast, denke ich gerade daran, daß ich vorhin den letzten Apfel gegessen habe von denen, die Du mir mitgegeben hast. Die haben doch lange ausgereicht. Na, ich habe mir inzwischen verschiedenes Obst gekauft, doch die Äpfel von Dir habe ich mir immer aufgespart gehabt. Nun sind sie zwar alle, aber ich kaufe mir hier ab und zu Obst, so daß mir in dieser Beziehung nichts abgeht. Die Filzschuhe werden wohl auch eingetroffen sein. Nun habe ich ja noch ein weiteres Paar hier für Dich liegen und soll wahrscheinlich noch ein Paar bessere bekommen. Für Helga und Jörg will ich ja auch noch welche besorgen lassen. Ich sehe also, daß ich es richtig gemacht habe, denn ich lese, daß Du für die Kinder welche beantragen willst. Was die Meier/Fleig-Angelegenheit anbetrifft, so ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß der Meier sich wieder herauswindet, aber ich habe das Gefühl, daß es ihn doch noch einmal packt, denn ganz so ohne ist und war es nicht. Da hast Du dich aber fest rangehalten, wenn du nun auch noch den Garten hinter dem Haus schon fertiggemacht hast. Ich glaube, daß Du viel Arbeit damit gehabt hast, denn ich weiß, daß Du Dir viel Mühe damit gegeben hast. In der Schule werden sie wohl nun langsam wissen, welches Alphabet sie lernen wollen. Wenn sie so weiter probieren, ist am Ende die Schulzeit vorbei und die Kinder kommen wieder so heraus. Mit der Einwilligung zur Schutzimpfung gegen Diphtherie ist es schon in Ordnung. Heute sende ich Dir ein Stoffmuster mit, das ich für Deinen Mantel gedacht hatte. Ich denke, daß es Dir gefallen wird. Ich war gestern beim Schneider, der mir gleich den Stoff gezeigt hat. Ich habe davon 2,70 m zurücklegen lassen, das ich dann kaufe, wenn ich das Geld beieinander habe. Ebenso habe ich Stoff für 2 Hosen für Jörg wegtun lassen. Es ist ein schöner wolliger Stoff, der sich auch gut tragen läßt. Auch der beigefügte ist ja auch noch Wolle. Dann habe ich gestern noch süße Mandeln bekommen, die ich Dir mit dem nächsten Päckchen, das ich vielleicht heute noch fertigmachen werde, wegschicke. Ich lege noch einige kleine andere Sachen bei, damit das Gewicht wieder voll wird. Die Mandeln kosten zwar 3,-RM das Pfund. Ich weiß nicht, was man früher dafür bei uns bezahlt hat. Gerade bekomme ich Deine beiden Briefe vom 5. und 6.11 ausgehändigt, für die ich Dir vielmals danke. Wegen des Spielzeugs weder ich mich hier umsehen und werde Dir dann gleich schreiben, was ich noch an Geld dafür brauche. Ich denke, daß es ihm schon gefallen wird. Was ich dann für die Filzschuhe zahlen muß, teile ich Dir dann ebenfalls mit. Der Stoff, von dem ich Dir ein Muster beigelegt habe, kostet das Meter 18,-RM. Wenn ich ihn dann hier machen lasse, hast Du jetzt gerade einen teuren Mantel, der sich noch etwas in Bezug auf den Stoff wert ist. Erfreulich ist, daß Jörg sich so Mühe gibt mit dem Lesen. Wenn er es richtig macht, so muß ich ihm auch mein Lob aussprechen. Wenn er so fleißig ist, so macht das Zusehen schon Spaß. Daß das eine Angelegenheit für Helga ist, dabei aufzupassen, ob er es richtig macht. Na, er wird schon aufpassen, daß er sich vor ihr nicht blamiert. Was für Helga gekauft werden kann, weiß ich zwar noch nicht, aber ich denke, daß Jörg dann reichlich genug hat, wenn ich ihm das Spielzeug kaufe und wenn dann noch Stoff für die Hosen da ist. Das Muster für seine Hosen lege ich ebenfalls mit bei. Es ist nicht genau in der gleichen Farbe, aber dieselbe Qualität. Für Helga wüßte ich tatsächlich nichts. Vielleicht kannst Du mir einen Vorschlag machen. Wenn es zum Anziehen sein soll, könnte ich vielleicht noch etwas besorgen. Daß Du Dir den Kinobesuch vorgenommen und ausgeführt hast, freut mich, denn dann kommst Du doch einmal auf andere Gedanken und siehst wieder etwas. Wenn es Dir dann noch gefallen hat, dann ist ja der Zweck doppelt erfüllt. Deine Ansicht über die Wilddieberei ist schon ziemlich zutreffend. Wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung pro Monat 175 g Butter, 100 g Öl und 100 g Margarine bekommen, so kannst Du Dir denken, daß bei einer Zuteilung von 100 bis 200g Fleisch die Woche die Ernährungsbasis nicht gerade hoch ist. Heute Abend gibt es wieder einmal Hasenbraten mit Kartoffeln und Salat. Für heute habe ich Dir ziemlich alles wieder geschrieben. Es bleibt nur noch, daß ich das beigelegte Schreiben erwähne, wonach die Rückzahlung der 85,-RM genehmigt ist. Wahrscheinlich hast Du den Betrag schon erhalten. Das ist ja ziemlich schnell gegangen. Ob Du das Geld brauchen kannst? Ich sende Dir und den Kindern recht viele Grüße und Küsse und hoffe, daß Ihr alle gesund seid. Dein Ernst.
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