Dienstag, 22. November 2016

Brief 195 vom 22./24./25./26.11.1941


Meine liebste Frau !                                                  22.11.41     

Ich komme heute nicht dazu, Dir einen großen Brief zu schreiben.  Post habe ich bekommen. Dagegen hab ich aber gestern Abend eifrig Päckchen gemacht. 6 Stück habe ich heute ab gesandt. Die Scheuerlappen für Vater, Cognac für mich, Zahnpasta für Euch in einem anderen Päckchen und so verschieden Kleinigkeiten. Käse habe ich auch noch mitgeschickt Du wirst schon sehen, was dann alles ankommt. Hoffentlich kannst Du alles richtig verwerten und hoffentlich kommt alles auch richtig an.  Ich will heute noch nach Lille fahren, und muß nun plötzlich aber meinen Plan umwerfen. Ich wollte erst am Nachmittag fahren, muß aber schon jetzt den Zug benutzten. Es eilt deshalb heute und ich bitte Dich, mit dem kurzen Gruß Vorlieb zunehmen.  Ich grüße und küsse Dich recht herzlich. Ebenso die Kinder. Bleibt gesund alle zusammen Dein Ernst.

Mein liebes Mädel !                                                      24.11.41

Ich habe heute früh bei meiner Rückkunft von Lille allerlei Post vorgefunden. 3 Briefe von Dir und ein Brief von Dora. Als wichtigsten, abgesehen von Deinen, bekomme ich aber einen Brief vom Oberbürgermeister. Ich soll sofort zum Kurs nach Karlsruhe fahren. Der Kurs dauert 3 Monate bis 26. Februar 42. Es ist der Kurs für die Inspektorprüfung. Ich reiche jetzt mein Urlaubsgesuch sofort ein, damit ich bald fortkomme.  Es hat also gar nicht viel Zweck, wenn ich Dir lange schreibe, denn ich komme ja innerhalb kurzer Zeit nach hause. Das Gesuch habe ich vorhin geschrieben und der Kommandant ist damit einverstanden. Durchschlag von diesem Schreiben lege ich Dir bei.  Ich grüße Dich und die Kinder recht herzlich und sende Dir noch viele Küsse bis zum Wiedersehen Dein Ernst.

Mein liebes Mädel !                                                       25.11.41

Normalerweise mußt Du ja meinen gestrigen Brief schon bekommen haben. Da bist Du doch sicher auch erstaunt gewesen über die Neuigkeit, die ich Dir gestern mitgeteilt hatte. Es ist mir auch sehr plötzlich gekommen, aber wenn ich die Möglichkeit habe, für meine Weiterbildung und für mein späteres Fortkommen tätig zu sein, so will ich das gern tun. Wenn ich es weiter hinausschiebe, hat das keinen Zweck, denn einmal muß ich es doch machen, wenn ich noch etwas erreichen will und zudem wird man ja schließlich älter und damit fällt einem das schwerer.  Der Kriegsverwaltungsrat hat gestern noch mit der Oberfeldkommandantur telefoniert. Man hat mich, wie er mir sagte, erst nicht weggehen lassen wollen. Er hat für mich nun einen Ersatz angefordert. Ich muß nun warten, bis ich Bescheid bekomme. Ich will dann versuchen, erst direkt zu Euch zu kommen. Ich hoffe nun, daß mir hier alles klappt, damit ich bald einrücken kann. Sobald ich also Bescheid bekomme, gebe ich Dir alsbald Mitteilung. Ich will zusehen, daß ich hier noch alles abwickeln kann. Für Jörg habe ich das Spielzeug bekommen. Ich werde es wahrscheinlich gleich mitbringen. Ich sende Dir heute viele herzliche Grüße und viele Küsse, ebenso den Kindern bis zum Wiedersehen. Dein Ernst

Meine liebe Frau!                                                             26.11.41

Gestern und vorgestern habe ich von Dir keine Post erhalten.  Wahrscheinlich werde ich heute etwas bekommen. Durchschläge lege ich Dir bei von den beiden Briefen, die ich gestern geschrieben habe. Ich will vermeiden, daß mir noch hierher geschrieben wird, wenn ich nicht mehr hier bin.  Von Dora fand ich am Montag einen Brief vor. Sie schreibt, daß sie keinen Wert auf Mantelstoff legt und daß sie nur  Interesse  für eine Jacke gehabt habe, wie Du eine hast.  Ich werde ihr keine Angebote mehr machen und im Übrigen kurz treten.  Gestern Abend war ich im Kino wie auch vorgestern Abend.  Am ersten Abend wurde ein Film über „Fallstaff  in Wien“ gespielt. Ein Film, den wir meiner Erachtens zusammen gesehen haben. Gestern wurde einer über Liebesbriefe aus  irgendeinem Ort gespielt. Alle beiden Filme waren ganz nett und unterhaltsam.  Ich habe keine große Stimmung zum Briefeschreiben, weil man nicht weiß, wann und wie man hier wegkommt.
Das geht erst eine ganze Weile bis es genehmigt wird und dann muß alles im Galopp erledigt sein.  Ich hoffe, daß ich Euch alle gesund antreffe und sende bis dahin viele herzliche Grüße und Küsse Dir und den Kindern Dein Ernst

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