Mein liebes Mädel ! 25.6.41
Da es dieser Tage im Radio hieß, es sei eine allgemeine
Postsperre, hatte ich nicht gehofft, Post in den nächsten Tagen zu
erhalten Es trafen aber Deine beiden
Briefe vom 19. und 20.6. ein und ich bin auch wirklich nicht böse darum, vor
allem, weil ich aus Deinen Zeilen lesen kann, daß es Dir nun doch langsam
besser geht. Es ist mir ohne weiteres erklärlich, daß das schöne Wetter, das wir
ja hier auch haben, viel mit dazu beigetragen hat. Trotz dieses
Besserungszustands bitte ich Dich, Dir meine Vorschläge, die ich in meinem
letzten Brief gemacht habe, zu überlegen. Es kann Dir nichts schaden, wenn Du
vorerst eine Hilfe hast, die Dir die gröberen Arbeiten abnimmt. Du kannst es ja
versuchen mit jemand, der Dir am Ende der Woche etwas übernimmt. Wenn Helga schon so gut einkaufen kann, ist
dies für Dich ja auch schon eine große Erleichterung, vor allem, wenn Du weißt,
Du kannst Dich auf die verlassen. Wegen des Farbstiftes war es nicht notwendig,
daß Du gleich so läufst. Wenn er ihn nicht haben will, kann man ihn ja später
als Geschenk nehmen. Da sind die Kinder zu beneiden, wenn sie so im Wasser
plantschen können, das möchte ich auch ganz gern, doch die Badeverhältnisse
beschränken sich auf das Hallenbad oder auf unsere Badewanne daheim. Gestern
sprach hier ein Kamerad vor. An seiner Sprache merkte ich, daß er aus dem
badischen Ländle kam. Es stellte sich heraus, daß er ein Freiburger war. Als
ich ihm dann sagte, daß ich vom See komme, sagte er, daß man den jetzt ganz gut
gebrauchen könnte. Die Feststellung habe ich auch schon getroffen, daß mir der
z.Zt. sehr fehlt. Mit dem Taschenkalender werde ich es eben so machen müssen,
daß ich den alten nehme, den mir die Eltern geschickt haben. Die Frage nach
meinem Geburtstagswunsch ist immer eine der für mich am schwierigsten zu
beantwortenden. Jedes Jahr geht es mir gleich so. Ich weiß tatsächlich nicht,
was ich darauf antworten soll. Hier
werde ich wahrscheinlich einige Flaschen Getränke stiften müssen, aber sonst
werde ich wohl auch nicht viel davon haben. Voraussetzung ist natürlich, daß
die Kameraden etwas davon merken, denn ich werde von mir aus natürlich nichts
tun bzw. darauf aufmerksam machen. Du weißt es ja selbst, daß es mir an nichts
fehlt, denn Essen und Trinken habe ich immer noch da erhalten, was ich
gebraucht habe. Wenn Du aber unbedingt etwas tun willst, so überlasse ich dies
Deinem Scharfsinn. Ich bitte Dich aber, mach nicht soviel Sachen. Wenn wir
wieder einmal beieinander sind, können wir ja wieder etwas machen oder
unternehmen. Ich denke nur, daß Du mit Deinen Marken in Konflikt kommst, darum
bitte ich Dich, fasse Dich kurz. Nimm viele herzlich Grüße und Küsse entgegen
von Deinen Ernst
Liebstes Mädel ! 26.6.41
Schon vor einiger Zeit habe ich davon geschrieben, daß ich
verschiedene Sachen absenden werde. Heute habe ich nun einige Päckchen fertig
gemacht, und zwar 6 Stück. Es sind dies die Nummern 12 - 17. In einem sind
Zigarren und das andere Buch von Finkh. Dann ein Päckchen mit Schokolade und
eines mit Pralinen. Dann habe ich noch ein Päckchen mit Schreibpapier zu Recht
gemacht. Es ist zwar kein weißes Papier, doch ich denke, wenn Du mit Maschine
schreibst, geht es ganz gut. Du kannst es Dir ja einmal ansehen, und wenn Du davon
noch welches haben willst, dann gibst Du mir Bescheid. Die Schuhe habe ich in
einem weiteren Päckchen ab gesandt. Ich hoffe und wünsche, daß sie Dir passen
werden. Wenn nicht, so kannst Du ja einmal sehen, ob Du sie nicht um eine
Nummer weiten lassen kannst. In dem gleichen Päckchen sind noch einige Papiere,
die Du bitte mit zu den anderen legen kannst. Im letzten Päckchen habe ich
Seifenpulver und einige Fischkonserven verpackt. Es ist wieder einmal eine
kleine Sendung, die hoffentlich gut ankommen wird. Wie ich Dir schon mitteilte,
habe ich keine Frankierung vorgenommen. Ich denke, daß Du dies schon
erschwingen kannst. Heute vor einem Jahr erhielt ich von meinem Truppenteil den
Befehl, mich nach Konstanz und von da nach Köln zu begeben. Auch das ist schon
ein Jahr her. Ich sehe mich noch dort fortfahren und dann bei Euch ankommen.
Das war ja eine ziemliche Überraschung. Da ich die Uniform an hatte, erkannten
mich die Kinder erst nicht, doch dann setzte ein Indianergeheul ein, und sie
stürmten brüllend die Wohnung. In einigen Tagen ist es dann soweit, daß seit
meiner Ankunft in Frankreich auch ein Jahr her ist. Nun will ich Dir noch von einem Hausgenossen berichten, der sich
schon bei meinem Einzug in der Wohnung befand. Es ist dies der Hund eines
Kameraden, der uns schon allerhand Spaß gemacht hat. Unser Sonderführer geht
gern auf die Jagd, und zu diesem Zweck hat er sich diesen Schnauzer zugelegt.
Unberechtigterweise hielten sich kürzlich zwei Katzen bei uns im Hof auf, die
hat nun unser Jäger abgeschossen. Unser Chauffeur hatte sie im Garten
vergraben, doch unser Hund konnte das nicht leiden und hat eine nach der
anderen wieder ausgebuddelt. Er leistet sich so manches Stück, und ich glaube,
daß solch ein Hund für unsere Kinder auch etwas wäre. Für Deinen Brief vom
21.6. danke ich Dir vielmals. Ich erhielt ihn gestern. Über den zunehmenden
Besserungsgang Deiner Gesundung habe ich mich sehr gefreut und ich will hoffen,
daß es weiterhin solche Fortschritte macht. Es grüßt Dich und die Kinder recht
herzlich, verbunden mit vielen Küssen von Deinem Ernst
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