Meine kleine Annie! O.U., den 13.1.1941
Es ist zwar schon sehr spät
heute, bevor ich zum Briefeschreiben komme, doch ich möchte Dir für Deine
beiden Briefe vom 8./9. und 9./10.1.41 recht herzlich danken. Als wichtigstes
möchte ich mit Dir die Freude teilen, dass Du nun endlich meinen Brief vom 2.
erhalten hast. Inzwischen sind ja nun weitere bei Dir eingegangen, und
abgesehen von den üblichen kleineren Unterbrechungen, wirst Du ja wieder
laufend versorgt werden, was mich auch wieder beruhigt. Es scheinen nun doch
nach und nach die restlichen Päckchen einzutreffen, Du wirst ja sehen, wie Du
die einzelnen Sachen gebrauchen kannst. Als weitere Wichtigkeit wäre heute noch
hervorzuheben, dass mein Kamerad Graser heute Nachmittag eingetroffen ist, was
mich sehr gefreut hat. Jetzt bin ich nicht so alleine hier und habe wieder
einen dieser Kerle hier. Solange ich tagsüber meine Beschäftigung hatte, ging
es, doch wenn man abends allein war, so lag die Sache schon etwas anders. Heute
erhielt ich auch die Rechnung für die beiden Umhänge für die Kinder. Sie lautet
über 113 Fr = 5,50 RM. Da kann man ja nichts sagen. Morgen werde ich sie mit begleichen. Jetzt habe ich außer den
Lebensmitteln keine Schulden mehr. Das beruhigt mich schon sehr. Ich kann doch
jetzt wieder ungehindert weitere Einkäufe tätigen. Schön ist ja, dass die
Süßigkeiten immer noch Freude machen. Ja, das mit den Heimatkriegern ist ja
typisch, sollen die doch einmal ein ½ Jahr solchen Erholungsurlaub mitmachen,
damit die sich von den Strapazen erholen, die sie daheim mitmachen müssen. Mir
soll nur daheim keiner von dieser Seite kommen, dem weiß ich jetzt schon zu
sagen, was nötig ist.
Mit den Schuhen ist es also
doch so gekommen, wie ich es gestern vorausgeahnt hatte. Unsere beiden Bengels
können ja froh sein, dass sie solche Mutter haben. Mich beruhigt es auch so
einigermaßen, dass die Fahrerei den Buckel runter verboten wurde, aber erst nachdem ein Unglück passierte.
Am heutigen Abend hatte ich
mich ausgezeichnet unterhalten. Es wurde Figaros Hochzeit gespielt, mit
vorzüglicher Ausstattung und ausgezeichneten Kräften. Das waren wieder richtige
Erholungsstunden. Nachdem ich schon so viele Melodien und Motive daraus kannte,
war es schön, nun den ganzen Zusammenhang zu haben.
Es wird jetzt tatsächlich
Zeit, dass ich zu Bett komme, es ist bereits ½ 1 Uhr, und den Rest der Nacht
möchte ich noch schlafen. Gute Nacht mein liebes Mädel und laß Dich recht
herzlich grüßen und küssen von Deinem Ernst
Meine liebe Frau! O.U., den 14./15.1.41
Ich konnte gestern Abend
nicht schreiben, doch will ich es heute früh sofort nachholen. Graser und ich
waren zu einem Essen eingeladen. Die Arbeit hatte sich auch so lange
hinausgezogen. Bemerken möchte ich noch, dass ich von Dir gestern keinen Brief
bekam. Ich kann mich bis jetzt zwar nicht beklagen, denn ich wurde noch
regelmäßig versorgt. Einen Tag kann man das ja noch hinnehmen, doch solch ein
Zustand sollte nicht einreißen.
Durch die viele Vorliegende
Arbeit, habe ich in der vergangenen Zeit meine Post immer am Abend geschrieben.
Heute drängt auch wieder alles, so dass ich meinen Gruß etwas kurz machen muß.
Du solltest nur nicht ohne Nachricht von mir sein. Heute nach Feierabend werde
ich wieder wie üblich schreiben.
Bleibe gesund, grüße und
küsse unsere Bengels. Du meine liebe Annie sei ebenfalls vielmals gegrüßt und
geküsst von Deinem Ernst
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen