Meine liebe Frau! O.U., den 8.1.1941
Ich kann ja heute wieder
zufrieden sein, denn ich erhielt heute deinen Brief vom 4./5. und die der
Kinder. Über alles habe ich mich wieder gefreut. Wie ich aber aus Deinem Brief
entnehme, wirst Du noch einen weiteren Brief am Samstag geschrieben haben, der
noch nicht bei mir angekommen ist. Oder täusche ich mich? Die Zeitungsbeilage
hat mich sehr interessiert, weil ich schon einmal Zeuge einer Fehldiagnose
dieser Frau war. Ja, die haben sehr herzhaft vom Leder gezogen. Es schadet in
diesem Falle aber gar nicht. Der Gasableser hat sich ja auch ein schnelles Ende
bereitet. Da hast Du ganz recht getan, wenn Du Dir eine neue Mundharmonika
gekauft hast, mit dieser wirst Du noch mehr Freude haben. Aber ich hätte kaum geglaubt,
dass sich Helga diese Kenntnisse so schnell aneignet. Auch das ist richtig,
wenn ihr Euch in der kleinen Stube aufhaltet, soweit es nicht unbedingt
notwendig ist, dass ihr in der Küche sein müsst. Ihr habt es ja dort
unzweifelhaft wärmer und es ist auch gemütlicher. Ich würde es auch begrüßen,
wenn Du wieder neuen Lesestoff bekommen würdest, damit Dir die Abende nicht gar
zu lang werden. Es ist nun wieder eine Woche her, seit ich von Euch abreiste.
Die Zeit geht doch wie im Fluge dahin. Ich merke aber auch, dass die Arbeit zum
großen Teil daran schuld ist. Ich hoffe auch, dass Du heute von mir Post
erhalten haben wirst, denn ich kann mir denken, dass du schon mit Spannung
darauf wartest. Eins wundert mich aber, dass Du die restlichen Päckchen noch nicht
erhalten hast. Ich bin nun gespannt, wo die abgeblieben sind, und ob sie Dich
vielleicht doch noch erreichen.
Die Witterung ist
augenblicklich ziemlich gleichmäßig, nicht übermäßig kalt, so dass man es gut
aushalten kann. Unsere Büros sind ja gut durchgewärmt, auch unsere großen
Fenster machen nicht viel aus. Nur wenn es viel kälter wird,, kann man sich zum
arbeiten nicht ins Zimmer setzen, ohne dass man eine Zusatzheizung benutzt. Ich
habe mir einmal unsere Heizsonne heraus geholt, dann geht es auch wieder.
Ich bin heute zeitig nach
hause gekommen, so neben bei Radio, anschließend habe ich noch Arbeit da, und
wenn es dann noch langt, werde ich noch etwas lesen. Für Abwechslung ist
gesorgt und Langeweile bekomme ich nicht so leicht, doch wenn man keine Kameraden
hat, und einmal wieder mit jemand so sprechen kann, wie einem der Schnabel
gewachsen ist, ohne dass der andere es gleich übel nimmt, so istes auf die
Dauer schon schwer. Einesteils ist es mir auch gleichgültig, ob die anderen es
krumm nehmen, wenn ich ihnen auch das sage, was ihnen nicht passt.
Ich grüße und küsse Euch alle
recht herzlich, doch wie schon so oft sende ich Dir wieder diese Wünsche
besonders. Dein Ernst.
Meine liebe Frau! O.U., den 9.1.1941
Bereits eine Woche bin ich
wieder hier, man gewöhnt sich ganz aus den Zeitbegriffen heraus. Doch einmal
wird auch der Tag kommen, an dem es heißt „Parole Heimat“, und ich werde wieder
mit Euch zusammen sein können. Unser Oberleutnant hat heute die Genehmigung
erhalten, dass er demnächst seinen Dienst in der Heimat antreten kann. Er ist
der erste aus unserer Dienststelle, der abtreten kann. Er ist ja auch schon
Weltkriegsteilnehmer, und den Polenfeldzug hat er auch mitgemacht. Wie gesagt,
auch für uns wird diese Stunde einmal kommen.
De noch ausstehende Brief von
Dir vom 4., sowie der Brief vom 5./6. sind eingegangen. Außerdem erhielt ich
heute die 70.- RM. Ich habe keinen Anstand deswegen bekommen, schon deshalb
nicht, weil man gar keine Notiz von dem
Vermerk auf meinem Urlaubsschein genommen hat. Ich am besten auch nichts
weiter gesagt. Ich habe nun ziemlich alle Schulden bezahlt und werde dieser
Tage wieder einige Einkäufe vornehmen, denn nun habe ich wieder freie Hand.
Auch um einen Mantel für mich werde ich mich noch kümmern. Wir hatten
vergessen, uns die Maße für die Gardinen aufzuschreiben, die Du haben wolltest.
Ich wäre Dir gleichzeitig dankbar, wenn Du mir mitteilen würdest, wie sie
ungefähr aussehen sollen, und ob sie für die Fenster geteilt sein sollen, oder
was da noch zu beachten ist. Vielleicht schickst Du mir anhand eines Abdruckes
noch die Schuhgrößen für die Kinder mit, denn man weiß nicht, ob man sie
brauchen kann. Doch nun zu Deinen Briefen. Du hast ja so bald alles wieder
abgefertigt. Ja, ich wäre froh, wenn ich das auch erledigt hätte.
Das wird aber Zeit, wenn Du
Dir endlich eine Wärmflasche nimmst, vor allem, wenn Dein Schlaf bisher
darunter gelitten hat, weil Du kalte Füße hattest. Man merkt doch gleich, wenn
niemand da ist, der auf Dich aufpasst. Auf diesem Wege kann man doch nicht so
durchgreifen, wie es notwendig ist. Ich habe davon gehört, dass ihr so viel
Schnee habt, da sind unsere beiden wohl nicht böse, zumal wo Helga noch Ferien
hat.
Ich möchte mich nicht gar zu
spät zu Bett legen und will jetzt Schluß machen. Ich grüße und küsse Euch alle
Ihr Lieben, doch sei Du recht oft gegrüßt und geküsst von Deinem Ernst
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