Samstag, 9. März 2019

Brief 531 vom 07.03.1944


Herzlieber Schatz !                                                                                     7.3.44 

Es ist heute der dritte Tag, an dem ich von Dir keine Post erhalte. Zwar ist gestern und heute vorwiegend Päckchenpost eingetroffen, so daß damit zu rechnen ist, daß die Briefpost nun bald folgen wird. Ich könnte Dir heute erst einmal von meinem gestrigen Kinobesuch erzählen, bei dem ich mir „Die drei unheimlichen Wünsche“ angesehen habe. Neu kam mir dabei vor, daß man eine Geschichte von Honore‘ Balzac verwendet hat, die in gewisser Hinsicht in das Märchenhafte überwechselt.  Die Handlung ist recht flüssig, doch schwebt alles in einer anderen Atmosphäre wie man es meist bei den Alltagsfilmen gewöhnt ist. Ich habe das Empfinden, daß er Dir ganz gut gefallen würde. Deiner Auffassung, sich einmal zu entspannen und doch dabei zu unterhalten kommt dieser Film sehr entgegen. Dabei hat er aber etwas gesellschaftsmäßiges und auch etwas an sich, das zum Nachdenken anregt. Ich kann sagen, daß ich nicht unbefriedigt nach hause gegangen bin.
In meinem letzten Brief hatte ich erwähnt, daß ich meine griechischen Marken jetzt nach hause schicken will. Damit wir die Übersicht behalten, werde ich diese Sendungen mit Nummern versehen. Zweimal habe ich schon Marken mitgesandt, heute würde ich die dritte Sendung folgen lassen. Ich will diese Sachen hier so nach und nach aus der Hand bekommen, denn man weiß ja nicht, wie sie einem einmal im Wege sein können. Ich hoffe, daß alles ordentlich ankommt. Wie Du die Sachen aufhebst, das ist vorerst nicht maßgeblich, denn allzu viel Platz nehmen diese Sachen ja doch nicht weg. Ich habe mir heute wieder einige deutsche Sachen besorgen können, die meine Sammlung um einige nette Stücke bereichert. Es handelt sich meist um alte Sachen, die ja daheim auch sehr gefragt sind. Man kann sich diese Marken im Verhältnis günstiger kaufen wie die laufenden Marken, die sehr verlangt werden und dadurch auch besser im Kurs stehen. Die anderen Marken sind mehr oder weniger Ladenhüter, bei denen die Händler manchmal froh sind, sie an den Mann zu bringen. Wenn es gut geht, dann kann ich mir noch einige schöne Stücke beschaffen, doch das wird sich schon von selbst geben.
Dieser Tage hatte ich auch einmal Glück. Ich hatte von meiner Dienstreise einen Sack mit etwas Nüssen nach hier zurückgebracht. Als ich diese ablieferte, hat sich der Empfänger mächtig gefreut.  Wir unterhielten uns auch über Leipzig usw., das dieser Mann in Friedensjahren kennen gelernt hatte. Er erzählte mir auch von seinem Geschäft. Das war für mich ein Anlaß, von Briefmarken anzufangen. Er wollte mir gern behilflich sein, wenn er etwas hat. Das hatte mich schon gefreut. Als er sich bei mir verabschiedete, sagte er mir, daß er die Vertretung für optische Gläser usw. hätte und es würde ihm eine Freude machen, wenn ich für meine Briefmarken eine Lupe, die er zu Reklamezwecken hergebe, in Empfang nehmen würde. Erst wollte ich es nicht annehmen, doch er bat mich herzlich darum und ich sagte mir auch, daß dieser Mann damit mehr oder weniger einen Dank abstatten wollte und habe seiner Bitte nachgegeben. Das ist wirklich ein nettes Geschenk, was mir in den letzten Tagen schon ganz nützlich war.  Erlebnisse besonderer Art habe ich heute wieder nicht gehabt, wovon ich Dir erzählen könnte. Das Wetter wird schon recht warm. In der Sonne selbst ist es schon heiß. In wenigen Tagen kann man sich schon fast sonnen.
Ein Päckchen habe ich an Dich heute noch abgeschickt,. Nummer 37 trägt es. Etwas Schokolade, einige Zigaretten, Zitronen und Schnürsenkel habe ich zusammengepackt. Du wirst schon Verwendung dafür haben. Die Zigaretten kann Du Deinem Vater mit übersenden. Es sind hiesige und bulgarische. Man muß ihm ja auch wieder einmal eine Freude damit machen.
Mit vielen lieben Grüßen lasse mir mein heutiges Schreiben beenden. Einen recht herzlichen Kuß für jeden von Euch daheim füge ich bei. Dein Ernst, der soviel an Euch denkt.

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