Du
meine Liebste! 1.3.44
Ich
kann ja wieder recht zufrieden sein, denn ich habe vier Briefe gestern von Dir
erhalten, die mich recht gefreut haben. Es waren die vom 21. zwei Stück, 22. und 23.2. Vielen und
herzlichen Dank muß ich Dir dafür sagen. Du warst recht in Sorge um unsere
Angehörigen in Leipzig, doch nun hat sich ja herausgestellt, daß sie alles
glücklich überstanden haben. Ich erhielt auch den Bericht Deines Vaters, in dem
er die Bombardierung schildert. Auf der Herfahrt kam ich schon im Zug mit einem
Leipziger zusammen, bei dem ich mir insofern einige Beruhigung holen konnte,
indem er mir mitteilte, daß vorwiegend der Süden angegriffen worden sei. Das
hat sich ja auch nach dem Bericht Deines Vaters alles bestätigt. _ Daß unser
Junge das Gedicht vom Büblein auf dem Eise praktisch ausprobieren mußte, das
wäre ja nicht unbedingt erforderlich. Es war nur gut, daß es nach der Schule
passiert ist, denn sonst hätte er doch dort auch noch Schwierigkeiten bekommen.
Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß der Bach so tief sein soll, daß er hat
schwimmen müssen. Ob er sich da nicht geirrt hat? Immerhin war es ja gut, daß
er schwimmen kann, denn es hätte ja leicht Schwierigkeiten geben können für
ihn. Sein Freund Richard ist doch immer noch ein spaßiger Geselle, der ja auch
bei diesem Streich dabei war. Hat er sich nicht etwa an einem der
Ziegeleitümpel aufgehalten? Die ausgestandene Angst wird ihm hoffentlich eine
Lehre gewesen sein,. Zweck hat es ja nicht, wenn man des Langen und Breiten
redet, denn diese Bengels wollen doch alles erst am eigenen Leib verspüren, bis
sie sich von der Rechtmäßigkeit solcher Lehren überzeugen lassen. Ich muß schon
sagen, daß Du an dem einen Tag recht fleißig warst und mir gleich zwei Briefe
geschrieben hat test. Aber andererseits war es ja auch eine Entschädigung für
den ausgefallenen Brief vom Vortag. Dein Besuch beim Zahnarzt hast Du ja nun
hinter Dir, und, wie ich lese, hast Du einige Schäden, die beseitigt werden
müssen. Was soll dann die Krone kosten, die Du machen lassen mußt? Wenn Dir
damit der Zahn erhalten bleibt, dann man zu.
Das hat mich gewundert, daß Dich Resi bat, mit ihr ins Kino zu gehen. Wie es scheint, hat sie jetzt wenig Umgang. Aber wie Familie Bautz auch sein mag, im großen und ganzen gesehen waren sie immer noch die nettesten zu uns. Wenn wir auch mit manchen Eigenheiten nicht konform gehen und wir manches ablehnen, so haben sie doch eine Linie und Art zu leben, die wir für uns selbst auch in Anspruch nehmen. Für Resi selbst ist es ja so, daß ihre Mutter noch stark ihr Wesen beeinflußt. Ich glaube, daß sie sich in mancher Hinsicht anders geben würde, wenn sich ihre Mutter nicht immer in ihrer Nähe aufhalten würde. Doch das sind ja eigentlich keine Sorgen für uns, doch solche Gedanken kommen einem manchmal, wenn man gerade solche Fragen miteinander bespricht. Was nun Deine Kritik an dem Film „Gabriele„ betrifft, so hast Du nicht ganz unrecht. Aber schauspielerisch ist er ganz beachtlich, das läßt sich nicht abstreiten. Auch verschiedene ethische Dinge wurden in diesem Film behandelt, die zum Nachdenken Anlaß geben. Was die Folgerichtigkeit dieses Stoffs selbst anbelangt, so gibt es manche Lücken, die unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich wirken. Daß Du aber einen künstlerisch wertvollen Film auch gern siehst und bevorzugst, das beruhigt mich, denn ich hatte ja von Dir nicht erwartet, daß Du nun mit einem Mal den amerikanischen Kitsch für schön befinden könntest. Daß die Schlittschuhlauferei etwas für sich hat, das kann ich ja nicht verkennen. Aber ich habe hier reine Eislauffilme gesehen, die zum Teil eben weil sie nur Eislauf allein brachten, wirkungsvoller waren. In diesem Zusammenhang schrieb ich Dir doch kürzlich von Sonja Hennie. Dieser Tage las ich in der Zeitung, daß sie tödlich verunglückt sei. Was nutzen ihr alle diese Weltmeistertitel. Sie hat doch ein ziemlich kurzes Leben gehabt. Wenn jetzt so viele Menschen gewaltsamen Todes sterben, dann fällt das zwar nicht mehr entscheidend ins Gewicht.
Ich werde nun an die Bausparkasse schreiben, daß die Überschreibung auf beide Namen erfolgen soll, dann sind wir diese Geschichte los. Von mir aus kann es auch auf einen Namen laufen, denn praktisch ist es ja gegenwärtig weiter nichts wie eine Sparkasse. Aber vielleicht ist es doch am besten, wenn wir es so machen. Mir selbst ist das gleichgültig. Was Du jetzt an Geld dafür verwendest, das schreibe doch bitte einmal auf ein besonderes Konto. Es ist nur später einmal wegen der Übersicht. Denn im Lauf der Zeit vergißt man es ja sonst doch. Ich habe ja auch jetzt für die Ahnenforschung wieder nach Polenz ,60 RM bezahlt. Das kannst Du auch in der betreffenden Aufstellung noch eintragen, damit diese auch ihre Vollständigkeit hat. Ich habe mir hier notiert 6.12.43 ,75RM Pfarramt Neusalza, 7.12.43 Standesamt Neusalza ,60RM, 23.1.44 Pfarramt Bautzen Bautzen 7,8oRM, das hat aber nur 7,20 RM gekostet, weil ich 0,60 RM zurückerstattet erhielt. Überprüfe doch bitte unsere Nachweisung und ergänze sie dann bitte entsprechend.
Ich habe hier neue deutsche Luftpostmarken gesehen, die es bei Euch wahrscheinlich noch geben wird, doch nur bis 15. März. Kaufe mir doch bitte von jeder Marke auf mein Konto je ein Viererblock, wenn möglich Eckstücke. Ich lege Dir heute wieder einige Kleinigkeiten von Marken bei, die Du bei Gelegenheit mit einsortieren kannst. Du meinst, ich hätte wieder Glück gehabt, daß ich mir wieder einen Soldaten aufgegabelt habe wegen der Briefmarken. Das kann man wohl sagen, doch jetzt hat sich schon wieder etwas ergeben. Zu uns ist ein Schreiber kommandiert, der anscheinend eine recht bedeutende Markensammlung haben muß, wenn er mir nichts vorgeflunkert. Der will ich Sachen von daheim zum Tauschen schicken lassen. Ich habe mich bei ihm schon angemeldet, damit ich erst einmal abgrasen kann, was er unter seinen Doppelten hat. Ich bin ja gespannt, ob er mich nur angekohlt hat oder ob das Tatsache ist, was er erzählt hat. Dagegen wäre ich ja mit meiner Sammlung nur ein kleiner Pimpf. Den Soldaten habe ich ja schon ausgefleddert, bei dem kann ich nichts mehr erben. Doch mit dem Erfolg kann ich wirklich zufrieden sein. Es freut mich sehr, daß Du mir die Versicherung abgegeben hast, daß Du mir später mein Album wieder geben willst und daß ich deshalb nicht erst einen Kampf mit Dir ausfechten muß. Schade ist es ja, daß wir um diese Kappelei herumkommen. Du findest ja auch, daß es lustig wäre. Du denkst wohl, daß ich den Kürzeren ziehen werde? Wenn ich mich aber besonders anstrenge, dann würde ja meine Niederlage nicht gar zu schlimm ausfallen.
Heute hatten wir ganz warmes Wetter wie im schönsten Frühling. Man muß sich aber mächtig vorsehen, daß man sich nicht wieder erkältet. Mein letzter Schnupfen hat sich immer noch nicht ganz ausgetobt. Ich kann wohl ohne Übertreibung feststellen, daß ich seit Jahren nicht mehr solch einen Schnupfen aufzuweisen hatte wie heuer. Meine Reise nach Saloniki im kalten Zug und der Aufenthalt während der kalten Tage in der Stadt und im kalten Hotelzimmer haben wesentlich zur Förderung und Entwicklung dieses Prachtschnupfens beigetragen. Ich denke aber, daß ich nun das Dickste doch überstanden habe.
Auf meiner Rückfahrt von Saloniki konnte ich schon beobachten, daß gleich hinter den Thermopylen das Klima freundlicher wurde und daß auch die Natur schon weiter voran war in allem. Das Schönste war aber, daß schon die Aprikosen und die Mandelbäumchen blühen. Im vergangenen Jahr sah ich das, als ich Ostern nach Dnjepropetrowsk reiste und in diesem Jahr ist es schon im Februar. Man merkt doch, daß ein wesentlicher Unterschied besteht. Heute wurden nun diese Blüten in Massen angeboten. Es ist doch recht erfreulich, aber nicht nur das, sondern schön sind sie auch.
Nun habe ich aber für heute wieder genug geklönt. Grüße Vater recht herzlich von mir und auch die Kinder. Bleibt Ihr alle recht gesund und nimm viele Küsse von mir entgegen. Dein Ernst.
Das hat mich gewundert, daß Dich Resi bat, mit ihr ins Kino zu gehen. Wie es scheint, hat sie jetzt wenig Umgang. Aber wie Familie Bautz auch sein mag, im großen und ganzen gesehen waren sie immer noch die nettesten zu uns. Wenn wir auch mit manchen Eigenheiten nicht konform gehen und wir manches ablehnen, so haben sie doch eine Linie und Art zu leben, die wir für uns selbst auch in Anspruch nehmen. Für Resi selbst ist es ja so, daß ihre Mutter noch stark ihr Wesen beeinflußt. Ich glaube, daß sie sich in mancher Hinsicht anders geben würde, wenn sich ihre Mutter nicht immer in ihrer Nähe aufhalten würde. Doch das sind ja eigentlich keine Sorgen für uns, doch solche Gedanken kommen einem manchmal, wenn man gerade solche Fragen miteinander bespricht. Was nun Deine Kritik an dem Film „Gabriele„ betrifft, so hast Du nicht ganz unrecht. Aber schauspielerisch ist er ganz beachtlich, das läßt sich nicht abstreiten. Auch verschiedene ethische Dinge wurden in diesem Film behandelt, die zum Nachdenken Anlaß geben. Was die Folgerichtigkeit dieses Stoffs selbst anbelangt, so gibt es manche Lücken, die unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich wirken. Daß Du aber einen künstlerisch wertvollen Film auch gern siehst und bevorzugst, das beruhigt mich, denn ich hatte ja von Dir nicht erwartet, daß Du nun mit einem Mal den amerikanischen Kitsch für schön befinden könntest. Daß die Schlittschuhlauferei etwas für sich hat, das kann ich ja nicht verkennen. Aber ich habe hier reine Eislauffilme gesehen, die zum Teil eben weil sie nur Eislauf allein brachten, wirkungsvoller waren. In diesem Zusammenhang schrieb ich Dir doch kürzlich von Sonja Hennie. Dieser Tage las ich in der Zeitung, daß sie tödlich verunglückt sei. Was nutzen ihr alle diese Weltmeistertitel. Sie hat doch ein ziemlich kurzes Leben gehabt. Wenn jetzt so viele Menschen gewaltsamen Todes sterben, dann fällt das zwar nicht mehr entscheidend ins Gewicht.
Ich werde nun an die Bausparkasse schreiben, daß die Überschreibung auf beide Namen erfolgen soll, dann sind wir diese Geschichte los. Von mir aus kann es auch auf einen Namen laufen, denn praktisch ist es ja gegenwärtig weiter nichts wie eine Sparkasse. Aber vielleicht ist es doch am besten, wenn wir es so machen. Mir selbst ist das gleichgültig. Was Du jetzt an Geld dafür verwendest, das schreibe doch bitte einmal auf ein besonderes Konto. Es ist nur später einmal wegen der Übersicht. Denn im Lauf der Zeit vergißt man es ja sonst doch. Ich habe ja auch jetzt für die Ahnenforschung wieder nach Polenz ,60 RM bezahlt. Das kannst Du auch in der betreffenden Aufstellung noch eintragen, damit diese auch ihre Vollständigkeit hat. Ich habe mir hier notiert 6.12.43 ,75RM Pfarramt Neusalza, 7.12.43 Standesamt Neusalza ,60RM, 23.1.44 Pfarramt Bautzen Bautzen 7,8oRM, das hat aber nur 7,20 RM gekostet, weil ich 0,60 RM zurückerstattet erhielt. Überprüfe doch bitte unsere Nachweisung und ergänze sie dann bitte entsprechend.
Ich habe hier neue deutsche Luftpostmarken gesehen, die es bei Euch wahrscheinlich noch geben wird, doch nur bis 15. März. Kaufe mir doch bitte von jeder Marke auf mein Konto je ein Viererblock, wenn möglich Eckstücke. Ich lege Dir heute wieder einige Kleinigkeiten von Marken bei, die Du bei Gelegenheit mit einsortieren kannst. Du meinst, ich hätte wieder Glück gehabt, daß ich mir wieder einen Soldaten aufgegabelt habe wegen der Briefmarken. Das kann man wohl sagen, doch jetzt hat sich schon wieder etwas ergeben. Zu uns ist ein Schreiber kommandiert, der anscheinend eine recht bedeutende Markensammlung haben muß, wenn er mir nichts vorgeflunkert. Der will ich Sachen von daheim zum Tauschen schicken lassen. Ich habe mich bei ihm schon angemeldet, damit ich erst einmal abgrasen kann, was er unter seinen Doppelten hat. Ich bin ja gespannt, ob er mich nur angekohlt hat oder ob das Tatsache ist, was er erzählt hat. Dagegen wäre ich ja mit meiner Sammlung nur ein kleiner Pimpf. Den Soldaten habe ich ja schon ausgefleddert, bei dem kann ich nichts mehr erben. Doch mit dem Erfolg kann ich wirklich zufrieden sein. Es freut mich sehr, daß Du mir die Versicherung abgegeben hast, daß Du mir später mein Album wieder geben willst und daß ich deshalb nicht erst einen Kampf mit Dir ausfechten muß. Schade ist es ja, daß wir um diese Kappelei herumkommen. Du findest ja auch, daß es lustig wäre. Du denkst wohl, daß ich den Kürzeren ziehen werde? Wenn ich mich aber besonders anstrenge, dann würde ja meine Niederlage nicht gar zu schlimm ausfallen.
Heute hatten wir ganz warmes Wetter wie im schönsten Frühling. Man muß sich aber mächtig vorsehen, daß man sich nicht wieder erkältet. Mein letzter Schnupfen hat sich immer noch nicht ganz ausgetobt. Ich kann wohl ohne Übertreibung feststellen, daß ich seit Jahren nicht mehr solch einen Schnupfen aufzuweisen hatte wie heuer. Meine Reise nach Saloniki im kalten Zug und der Aufenthalt während der kalten Tage in der Stadt und im kalten Hotelzimmer haben wesentlich zur Förderung und Entwicklung dieses Prachtschnupfens beigetragen. Ich denke aber, daß ich nun das Dickste doch überstanden habe.
Auf meiner Rückfahrt von Saloniki konnte ich schon beobachten, daß gleich hinter den Thermopylen das Klima freundlicher wurde und daß auch die Natur schon weiter voran war in allem. Das Schönste war aber, daß schon die Aprikosen und die Mandelbäumchen blühen. Im vergangenen Jahr sah ich das, als ich Ostern nach Dnjepropetrowsk reiste und in diesem Jahr ist es schon im Februar. Man merkt doch, daß ein wesentlicher Unterschied besteht. Heute wurden nun diese Blüten in Massen angeboten. Es ist doch recht erfreulich, aber nicht nur das, sondern schön sind sie auch.
Nun habe ich aber für heute wieder genug geklönt. Grüße Vater recht herzlich von mir und auch die Kinder. Bleibt Ihr alle recht gesund und nimm viele Küsse von mir entgegen. Dein Ernst.
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