Mein liebster Schatz!
13.2.44
Es geht zwar schon auf 11
Uhr nachts, aber ich will Dir doch noch meinen Tagesgruß entbieten. Am
Vormittag hatte ich meinen üblichen Dienst und am Nachmittag war ich heute
wieder einmal mit einem Teil der Kameraden im Offiziersheim in Piräus. Ich
schrieb Dir ja schon früher einmal davon, daß man dort immer so nett angenommen
wird. Es gab zwei Stückchen Streuselkuchen, der wirklich sehr gut war. Dann
Kaffee mit Zucker. Dann konnte man Cognac und Wein bekommen. Auch das
Abendessen war ganz ordentlich. Man muß ja bedenken, daß man dies alles
zusätzlich erhält außer der Verpflegung, die einem bei der Truppe zusteht. Ich
kann es nur feststellen, daß ich heute wieder einmal ordentlich versorgt worden
bin. Wenn es einem auch nicht jeden Tag gleich gut gehen kann, so findet sich
immer wieder eine Gelegenheit, einmal über den üblichen Rahmen hinaus zu leben.
Wir sind dann mit der Untergrundbahn in die Stadt gefahren und waren bis jetzt
noch im Wehrmachtstheater. Das wäre mein Sonntag gewesen. Da kann ich doch
bestimmt nicht klagen. Es ist aber bestimmt eine Entspannung, wenn man solch
einen Nachmittag erlebt und einmal das tägliche einerlei nicht hat und aus dem
täglichen Trott heraus ist. Über Deine
Mitteilung über unser Mädel, daß sie zwei ordentliche Arbeiten in der Schule
abgeliefert hat, habe ich mich sehr gefreut. Daß sie sich mit Rechnen so
gebessert hat, ist doch sehr erfreulich. Vor längerer Zeit war es doch, wo sie
gar keinen Sinn für das Rechnen hatte. Aber das ist nun einmal so. Jeder Mensch
hat so gewisse Krisenzeiten. Man ist nicht immergleich leistungsfähig. Das geht
nicht nur uns Erwachseen so, sondern auch die Kinder sind diesen Schwankungen
unterworfen. Daß jemand dauernd Spitzenleistungen hervorbringen soll, kann man
normalerweise nicht verlangen. Wenn sie aber eine gleichmäßige gute
Durchschnittsleistung hervorbringt, dann ist das sehr gut. Wie die Zeugnisse
ihm allgemeinen besehen bei unseren Beiden zeigen, ist die Breitenleistung in
allen Fächern gut und das ist schließlich entscheidend. Gelacht habe ich
darüber, daß sich unser Fräulein in der Schule eine Strafarbeit geholt hat. Sie
ist wenigstens kein Duckmäuser und sie verreißt sich auch einmal den Rand. Wenn
es auch heißt, sie führt sich schlecht auf, so ist mir das lieber, wie wenn sie
nur zu allem Ja und Amen sagt. Sie sollen ja auch selbständig denken lernen.
Wenn sie in der Form einmal danebengreifen, so kann das schon einmal vorkommen.
Dafür bekommt sie ja auch eins aufs Dach. Das ist nicht schlecht, wenn sie sich
einmal irrt. Solch eine Strafarbeit ist ja noch lange kein Beinbruch. Wenn sie
sonst ihre Sachen macht, kann man über sowas ohne weiteres hinwegsehen. Anders
dagegen wäre es, wenn sie faul und dumm wären, unsere Beiden. Dann müßte sie
schon etwas bescheidener sein. Jedenfalls freut es mich, daß sie sich anstrengt
und daß man das Schulgeld nicht für umsonst hinauswirft, sondern daß es einen
Zweck hat, daß man es für etwas aufwendet. Sag ihr, daß sie bei der nächsten 1
wieder 2,RM von mir erhält. Gib ihr besonders für diese Arbeit bitte von meinem
Geld. Man muß ihnen doch einen kleinen Ansporn geben. Wenn unser Junge wieder
einmal gut abschneidet, dann werde ich selbstverständlich auch an ihn wieder
denken. Der Schwamm und die anderen Sachen scheinen Eure Zustimmung gefunden zu
haben. Daß die Feigen und Apfelsinen Euch Spaß gemacht haben und daß sie Euch
schmecken das freut mich immer besonders. Es sind nun solche kleinen bisschen,
die man in der gegenwärtigen Zeit nirgends erhält. Darum bekommen sie
schließlich auch diesen Wert. Für die anderen Sachen hast Du ja auch
Verwendung, wie Du schreibst, wenn Du auch nicht alles auf einmal brauchst, so
muß man sich doch immer sagen, daß ein kleiner Vorrat doch sehr von Nutzen ist.
Wenn ich weiß, daß alles richtig angekommen ist und daß Du für alles Verwendung
hast, dann habe ich bestimmt schon eine große Freude an meinen Besorgungen.
Denn ich sage mir immer, darum soll ich zusehen, daß andere Leute sich noch und
noch etwas beschaffen und ich soll womöglich dabei zusehen, ohne daß meine
Familie etwas erhält und womöglich Hunger leidet. Solche Möglichkeiten müssen
ausgeschöpft werden, soweit die Möglichkeiten dazu bestehen. Darum sehe ich das
immer als eine selbstverständliche Pflicht an, in dieser Hinsicht für Euch zu
sorgen, soweit das in meinen Kräften steht. Wenn Du mir schreibst, daß alles
eine freudige Aufnahme gefunden hat, dann ist mir das Dank genug.
Ich nehme Dich nun wieder im Geiste in meine Arme und drücke Dich recht herzlich. Bleibt mir alle gesund und seid vielmals allesamt geküsst von Deinem Ernst. Manche der beigefügten Marken scheinen doppelt zu sei. Du musst aber Obacht geben, es ind andere Ausgaben dabei. Einzelne sind doppelte, doch das macht ja nichts weiter, denn die kann ich womöglich gut wieder vertauschen. Es heißt also scharf dabei aufzupassen. Die ungestempelten brauchst Du ja nur einzulegen, wie wir es kürzlich schon besprochen haben.
Ich nehme Dich nun wieder im Geiste in meine Arme und drücke Dich recht herzlich. Bleibt mir alle gesund und seid vielmals allesamt geküsst von Deinem Ernst. Manche der beigefügten Marken scheinen doppelt zu sei. Du musst aber Obacht geben, es ind andere Ausgaben dabei. Einzelne sind doppelte, doch das macht ja nichts weiter, denn die kann ich womöglich gut wieder vertauschen. Es heißt also scharf dabei aufzupassen. Die ungestempelten brauchst Du ja nur einzulegen, wie wir es kürzlich schon besprochen haben.
Mein liebster Schatz! 14.2.44
Die Post hat mich heute mit
keinem Brief von Dir bedacht. Vom Pfarramt Bautzen bekam ich heute einen
Bescheid, daß meine angeforderten Urkunden bereitliegen würden, daß jedoch das
Geld noch nicht eingegangen sei. Ich muß nun bei unserer Zahlstelle deshalb
nochmals nachforschen lassen, damit diese Sache zum Klappen kommt. Nach diesem
Schreiben zu schließen, muß aber mit weiteren 7 Urkunden die Reihe Miersch
abgeschlossen sein. Doch das wird sich ja zeigen. Ich hatte nachgefragt, ob der
Name Miersch heute in der Gegend Bautzen vorkommt, was mir bestätigt wurde mit
dem Anfügen, daß es im Adressbuch in Bautzen allein 11 mal vorzufinden sei. Ich
denke ja, daß die Ahnenangelegenheit von Deiner Linie Dich interessieren wird.
Ich habe ja Deinem Vater in meinem heutigen Brief an ihn entsprechend auch
berichtet. Den Durchschlag meines Briefes an ihn füge ich Dir wieder mit bei,
wie das bei uns immer so üblich ist. Von der Tabakpfeife hatte ich Dir ja schon
geschrieben, ich denke es jedenfalls. Wenn sie bei Dir ankommt, dann kannst Du
sie ihm ja zuschicken. Heute habe ich
übrigens mein Päckchen mit Zwiebeln an Dich abgesandt. Es hat die Nummer 30.
Wenn es auch nicht gerade besondere Werte sind, die darin enthalten sind, dann
freue ich mich doch, wenn ich Euch damit wieder einen kleinen Weg abgenommen
habe, abgesehen davon, daß sie zur Mangelware zählen.
Am Donnerstag den 17. reise ich von hier für einige Tage nach Saloniki. Ich habe, wie ich Dir schon vor einigen Tagen mitteilte, verschiedene dienstliche Dinge zu regeln, doch ich werde die Gelegenheit wahrnehmen und mir die Stadt ein wenig ansehen. Es ist doch immerhin eine willkommene Abwechslung aus dem alltäglichen Einerlei. Es kann sein, daß ich während dieser Tage nicht so zum Schreiben komme. Ich teile Dir dies mit, damit Du schon heute weißt, daß in den nächsten Tagen weniger Post eintreffen wird. Aber Du bist ja im Bilde, daß ich nach Möglichkeit versuchen werde, Dir Nachricht von mir zu geben. Ich habe heute eigentlich nichts von Bedeutung zu berichten. Lasse mich bitte darum mein Schreiben abschließen mit vielen lieben Grüßen für Dich und die Kinder. Lasst Euch alle Drei herzlich abdrücken, denn ich bin ja immer im Geiste bei Euch. Dein Ernst.
Am Donnerstag den 17. reise ich von hier für einige Tage nach Saloniki. Ich habe, wie ich Dir schon vor einigen Tagen mitteilte, verschiedene dienstliche Dinge zu regeln, doch ich werde die Gelegenheit wahrnehmen und mir die Stadt ein wenig ansehen. Es ist doch immerhin eine willkommene Abwechslung aus dem alltäglichen Einerlei. Es kann sein, daß ich während dieser Tage nicht so zum Schreiben komme. Ich teile Dir dies mit, damit Du schon heute weißt, daß in den nächsten Tagen weniger Post eintreffen wird. Aber Du bist ja im Bilde, daß ich nach Möglichkeit versuchen werde, Dir Nachricht von mir zu geben. Ich habe heute eigentlich nichts von Bedeutung zu berichten. Lasse mich bitte darum mein Schreiben abschließen mit vielen lieben Grüßen für Dich und die Kinder. Lasst Euch alle Drei herzlich abdrücken, denn ich bin ja immer im Geiste bei Euch. Dein Ernst.
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