Meine liebe Annie ! 20.9.41
Gestern hatte ich schon einen Brief an Dich angefangen,
den ich aber zurückgestellt hatte, weil ich durch die Erfahrung etwas
mißtrauisch geworden bin. Bei uns traf gestern ein neuer Beamter ein, der uns
jetzt hier zugeteilt ist. Er ist ein Inspektor. Mit seinem Eintreffen bei uns
hat sich die Lage insofern verändert, daß ich hier entbehrlicher bin bzw. daß
jetzt für mich ein Vertreter da ist. Ich soll nun nächste Woche vielleicht
Mittwoch oder Donnerstag in Urlaub fahren. Ich habe absichtlich noch etwas
gewartet, weil ich jetzt nicht so der Sache glauben schenke. Scheinbar ist es aber nun endgültig. Wenn
ich jetzt nicht fahren kann, dann muß etwas ganz besonderes dazwischen kommen.
Ich hoffe also, daß nichts Unvorhergesehenes eintritt. Ich werde nicht viel
mehr weiterschreiben, denn das ist sicher nicht nötig. Vielleicht schicke ich
Dir ein Telegramm von der Grenze, wenn es möglich ist. Im anderen Fall trudle
ich eben ein, wie es gerade geht. Ich weiß ja nicht, wie die Verbindung ist.
Deine Briefe vom 14., 15. und 16.9
bestätige ich Dir noch, die habe ich gestern erhalten.
Sonst heute recht herzliche und viele Grüße bis zum Wiedersehen Dein Ernst
Meine liebe Annie ! Konstanz, den 26.9.41
Nachdem ich fast 40 Stunden auf der Bahn war, bin ich heute Mittag hier eingetroffen. Ich war ziemlich abgespannt und mußte sofort vom Tode Deiner lieben Mutter Kenntnis nehmen. Ich bin vorhin noch gleich zur Post gegangen und habe ein Telegramm an Deinen Vater aufgegeben, das ihm sicherlich morgen früh zugestellt wird. Es tut mir außerordentlich leid, daß Deine Mutter nun, für mich jedenfalls unerwartet, von uns gehen mußte. Wenn ihr Leiden aber so schwer war, wie es Dein Vater in der einen Karte schilderte, die ich jetzt vorfand, so wird ihr der Tod vielleicht eine Erlösung gewesen sein. Eines hat mich dabei noch beruhigt, daß Du vor Wochen noch Gelegenheit genommen hattest, Deine Mutter, die Du vorher schon lange nicht mehr gesehen hattest, bei Deinem Besuch in Leipzig nochmals zu sehen. Ich sitze hier nun an der Stelle, an der Du nun Monate allein gesessen bist und Briefe an mich geschrieben hast. Heute schreibe ich von dieser Stelle aus an Dich, weil Du plötzlich abreisen mußtest.
Ich will Dir den Kopf nicht noch schwer machen, wie es Dir im gegenwärtigen Moment schon sein wird, ich war heute Mittag aber wie vor den Kopf geschlagen, als ich Dich nicht in unserer Wohnung antraf. Obwohl ich einsehe, daß das sehr schwerwiegende Gründe waren, die Dich zu dieser Reise veranlassen, so wirst Du wohl auch verstehen, daß man sich nach diesen Monaten und nach einer solchen Reise gern ausruhen würde, aber davon kann ja jetzt nicht die Rede sein. Ich hoffe, Dich bald wieder hier zu sehen, denn ich habe wenigsten heute nicht Lust, mich über das Maß allein in der Wohnung zu sitzen, wenn Du nicht Da bist. Gewiß, die Kinder sind da und die brauchen auch jemand, aber was soll ich hier alleine, wenn Du nicht da bist. Ich schreibe Dir keinen Brief weiter, weil ich nicht weiß, wie lange Du Dich in Leipzig aufhältst. Halte den Kopf hoch und komme mir gesund wieder. Grüße bitte Deinen Vater von mir und sage ihm bitte nochmals mein herzlichstes Beileid. Nochmals Dir, mein liebes Mädel, herzliche Grüße und viele Küsse Dein Ernst
Mein liebes Mädel ! Im Zug, 13.10.41
Bald bin ich in Stuttgart und habe damit die erste Etappe meiner Reise hinter mir. Bevor ich umsteige, möchte ich Dir nochmals für alles, was Du mir während meiner Urlaubstage gegeben hast, recht herzlich danken. Ich will hoffen, daß Dir der Abschied nicht allzu schwer wird. In Petershausen habe ich bei der Vorbeifahrt den Bahnhofsvorstand nochmals begrüßt. Der hat ganz dumm geguckt. Bis jetzt war die Reise ganz gut verlaufen. Ich hoffe, daß es so weitergeht. Ich muß die Karte schon vorher schreiben, damit ich sie in Stuttgart gleich einwerfen kann. Gib unseren Kindern jedem einen recht herzlichen Kuß und grüße sie vielmals von mir. Du selbst sei recht oft gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst. Ich schreibe sobald als möglich wieder. Für heute genug und Dir und den Kindern eine gute Nacht.
Sonst heute recht herzliche und viele Grüße bis zum Wiedersehen Dein Ernst
Meine liebe Annie ! Konstanz, den 26.9.41
Nachdem ich fast 40 Stunden auf der Bahn war, bin ich heute Mittag hier eingetroffen. Ich war ziemlich abgespannt und mußte sofort vom Tode Deiner lieben Mutter Kenntnis nehmen. Ich bin vorhin noch gleich zur Post gegangen und habe ein Telegramm an Deinen Vater aufgegeben, das ihm sicherlich morgen früh zugestellt wird. Es tut mir außerordentlich leid, daß Deine Mutter nun, für mich jedenfalls unerwartet, von uns gehen mußte. Wenn ihr Leiden aber so schwer war, wie es Dein Vater in der einen Karte schilderte, die ich jetzt vorfand, so wird ihr der Tod vielleicht eine Erlösung gewesen sein. Eines hat mich dabei noch beruhigt, daß Du vor Wochen noch Gelegenheit genommen hattest, Deine Mutter, die Du vorher schon lange nicht mehr gesehen hattest, bei Deinem Besuch in Leipzig nochmals zu sehen. Ich sitze hier nun an der Stelle, an der Du nun Monate allein gesessen bist und Briefe an mich geschrieben hast. Heute schreibe ich von dieser Stelle aus an Dich, weil Du plötzlich abreisen mußtest.
Ich will Dir den Kopf nicht noch schwer machen, wie es Dir im gegenwärtigen Moment schon sein wird, ich war heute Mittag aber wie vor den Kopf geschlagen, als ich Dich nicht in unserer Wohnung antraf. Obwohl ich einsehe, daß das sehr schwerwiegende Gründe waren, die Dich zu dieser Reise veranlassen, so wirst Du wohl auch verstehen, daß man sich nach diesen Monaten und nach einer solchen Reise gern ausruhen würde, aber davon kann ja jetzt nicht die Rede sein. Ich hoffe, Dich bald wieder hier zu sehen, denn ich habe wenigsten heute nicht Lust, mich über das Maß allein in der Wohnung zu sitzen, wenn Du nicht Da bist. Gewiß, die Kinder sind da und die brauchen auch jemand, aber was soll ich hier alleine, wenn Du nicht da bist. Ich schreibe Dir keinen Brief weiter, weil ich nicht weiß, wie lange Du Dich in Leipzig aufhältst. Halte den Kopf hoch und komme mir gesund wieder. Grüße bitte Deinen Vater von mir und sage ihm bitte nochmals mein herzlichstes Beileid. Nochmals Dir, mein liebes Mädel, herzliche Grüße und viele Küsse Dein Ernst
Mein liebes Mädel ! Im Zug, 13.10.41
Bald bin ich in Stuttgart und habe damit die erste Etappe meiner Reise hinter mir. Bevor ich umsteige, möchte ich Dir nochmals für alles, was Du mir während meiner Urlaubstage gegeben hast, recht herzlich danken. Ich will hoffen, daß Dir der Abschied nicht allzu schwer wird. In Petershausen habe ich bei der Vorbeifahrt den Bahnhofsvorstand nochmals begrüßt. Der hat ganz dumm geguckt. Bis jetzt war die Reise ganz gut verlaufen. Ich hoffe, daß es so weitergeht. Ich muß die Karte schon vorher schreiben, damit ich sie in Stuttgart gleich einwerfen kann. Gib unseren Kindern jedem einen recht herzlichen Kuß und grüße sie vielmals von mir. Du selbst sei recht oft gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst. Ich schreibe sobald als möglich wieder. Für heute genug und Dir und den Kindern eine gute Nacht.
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