Meine liebe Annie! Karlsruhe, den 28.3.1941
Heute will ich nun wieder einen Sonntagsbrief starten.
Nachdem ich gestern Nachmittag Deinen lieben Brief vom 26. erhalten habe, kann
ich den gleich noch mitbeantworten. Gestern früh erhielt ich einen Brief von
Deinen Eltern, den ich Dir zur Kenntnisnahme beifüge. Außerdem lege ich auch
die gesandten Briefmarken dazu. Ich hatte mir hier die Wiener Marken in den
letzten Tagen besorgt, so daß vorerst die Leipziger Messemarken von Wichtigkeit
sind. Die kann man über Wasserdampf sicher wieder gut auseinander machen. Zu
den übrigen Ausführungen Deines Vaters brauche ich ja keine Stellung zu nehmen,
weil vieles ja nicht gerade von besonderer Wichtigkeit ist. Wegen des Briefes
von Kurt habe ich ja in meinem letzten Brief zu den in Deinem Brief erwähnten
Punkten Stellung genommen. Interessant ist ja, wenn er Dir schreibt, Du sollst
ihm von den Kindern mitteilen. Das hast Du ja in Deinem Brief ganz gut getan,
ich denke, daß er sich über den Brief freuen wird.
Für den übersandten Zahnschein Danke ich Dir. Ich muß nachher hingehen. Soweit ich bis jetzt merke, hat sich die Geschichte wesentlich gebessert. Ich denke, daß eine Operation, wie der Zahnarzt erst meinte, nicht notwendig sein wird.
Was die Zwiebeln anbelangt. so ist es schon recht, wenn Du noch einige Tage wartest. Ich rate Dir, bis die Dinger angewachsen sind, Bretter darüber zu legen, denn meist springen die aus dem Boden raus.
Gestern Abend waren wir im Theater. Das Programm sende ich Dir wieder mit. Ich hatte mir vom Badischen Staatstheater mehr vorgestellt. Vom Bau war ich also etwas enttäuscht. Die Kräfte waren teilweise sehr ansprechend, wenn ich auch nicht behaupten kann, daß ich restlos befriedigt war. Die ganze Klasse ist dann noch geschlossen in eine Wirtschaft gegangen. Bis ich dann daheim war, war es auch schon 12 Uhr vorbei. Doch heute bin ich deswegen früher aus dem Bett heraus, um Dir noch meinen Brief zu schreiben.
Heute ist mein Stoff nicht so weitläufig. Ich denke, dir am nächsten Mal mehr schreiben zu können. Den Kindern danke ich noch für ihren Gruß. Seid Ihr alle meine Lieben recht herzlich gegrüßt und geküßt. Nimm Du, wie das immer der Fall ist, selbst Deine Grüße und Küsse entgegen von Deinem Ernst
Für den übersandten Zahnschein Danke ich Dir. Ich muß nachher hingehen. Soweit ich bis jetzt merke, hat sich die Geschichte wesentlich gebessert. Ich denke, daß eine Operation, wie der Zahnarzt erst meinte, nicht notwendig sein wird.
Was die Zwiebeln anbelangt. so ist es schon recht, wenn Du noch einige Tage wartest. Ich rate Dir, bis die Dinger angewachsen sind, Bretter darüber zu legen, denn meist springen die aus dem Boden raus.
Gestern Abend waren wir im Theater. Das Programm sende ich Dir wieder mit. Ich hatte mir vom Badischen Staatstheater mehr vorgestellt. Vom Bau war ich also etwas enttäuscht. Die Kräfte waren teilweise sehr ansprechend, wenn ich auch nicht behaupten kann, daß ich restlos befriedigt war. Die ganze Klasse ist dann noch geschlossen in eine Wirtschaft gegangen. Bis ich dann daheim war, war es auch schon 12 Uhr vorbei. Doch heute bin ich deswegen früher aus dem Bett heraus, um Dir noch meinen Brief zu schreiben.
Heute ist mein Stoff nicht so weitläufig. Ich denke, dir am nächsten Mal mehr schreiben zu können. Den Kindern danke ich noch für ihren Gruß. Seid Ihr alle meine Lieben recht herzlich gegrüßt und geküßt. Nimm Du, wie das immer der Fall ist, selbst Deine Grüße und Küsse entgegen von Deinem Ernst
Meine liebe Frau, Karlsruhe, den 30.3.41
Dein liebes Päckchen mit dem Brief vom 27. fand ich gestern Abend vor; und Deinen lieben Brief vom 28. bekam ich heute früh. Ich Danke Dir für alles, Du hast mir damit wieder eine rechte Freude gemacht. Den Kuchen habe ich heute früh probiert. Ich kann nur immer wieder sagen, Deine Kuchen schmecken mir immer ausgezeichnet. Auch für die Butter und die Wurst herzlichen Dank. Die Kostproben vom Gebäck waren auch in Ordnung, da kann ich mir denken, daß sie Vater ebenso gern gegessen hat.
Wie Du gemerkt haben wirst, habe ich die Wiener Marken mir besorgt. Ich wäre Dir aber dankbar, wenn Du die Leipziger nochmals bekommen kannst, daß Du da welche kaufst, weil die hier nicht mehr erhältlich waren. Ich möchte sie gern noch ungestempelt haben. Du kannst sie ja bei Deinen Briefen mit verwenden. Soweit ich unterrichtet bin, kosten die keinen Aufschlag.
Heute früh habe ich an Tommi einen Brief geschrieben und vorhin an Nannie. Ich habe bei ihr auch die Streitfrage angeschnitten, damit in dieser Beziehung einmal Klarheit herrscht. Gegen Mittag bin ich dann mit der Straßenbahn bis Hagsfeld gefahren und die restlichen 4 km gelaufen, damit ich Kurts Wunsch erfülle. Ich wollte in Blankenloch in einer Wirtschaft zu Mittag essen, doch man sagte mir dort, ja da müssen sie sich vorher anmelden. Da ist es also bei ¼ Wein geblieben. Nach 1 Uhr bin ich dann zu den Leuten gegangen. Die waren gerade fertig mit essen als ich hinkam. Das war mir insofern unangenehm, als man mir gleich den Suppenteller hinstellte und mir Essen geben wollte. Ich habe dies dankend abgelehnt mit der Begründung, daß ich gerade vom Mittagessen komme. Es war zwar gelogen, doch das hätte gerade so ausgesehen, als ob ich es auf das Mittagessen abgesehen hätte. Ich habe mich dann schließlich doch noch dazu bewegen lassen, wenigstens eine Suppe zu essen, womit die Leute sich dann zufrieden gaben. Ich habe dann tapfer den vorgesetzten französischen Wein getrunken, den der Mann aus dem Elsaß besorgt hat und sogar einen Aperitif. Zuletzt wurde mir dann noch Brot und selbstgemachte Wurst vorgesetzt, der ich dann anstandshalber habe zusprechen müssen. Gegen 5 Uhr bin ich dann wieder gegangen. Die Schwester der Frau Frick war dann noch gekommen und hat sich auch sehr interessiert. Als ich dann ging - ich wollte mit dem Zug heimfahren, doch der ist mir gerade vor der Nase weggefahren, so daß ich wieder meine 4 km zurücktippeln mußte - haben mir die Leute noch Wurst eingepackt, die mir bestimmt für die kommende Woche reicht. So wie ich dort gehört habe, soll Kurt in Nantes bzw. in dieser Gegend liegen. Ein Mann, der zur Herrichtung seiner Landwirtschaft Urlaub bekommen hat, soll gesagt haben, die Verpflegung sei zwar gut doch etwas knapp. Es wird so eine Art französischer Küche sein, die sie bekommen. Wie Kameraden von Kurt geschrieben haben und wie er es auch mitgeteilt hat, soll er ziemlich krank gewesen sein. Er soll mit 42 Grad Fieber gelegen sein. Er hat dann wieder zum Dienst gehen wollen, doch der Arzt hatte ihn wieder ins Bett geschickt. Auch beim ersten Appell soll er mit seinem Gewehr Wache gehabt haben und sei gleich wieder aufgefallen. Der Frau hat er einen Kostümstoff kaufen sollen. Da es diesen nicht mehr gegeben hat, hat er ihr Seide gekauft. Auch Gummi hatte er seinem Päckchen beigefügt, die Leute haben sich darüber sehr gefreut. Er hat ihnen inzwischen schon drei Mal geschrieben. Übrigens einige Tage vor seiner Abfahrt soll er noch fest gelernt haben in dem Wörterbuch, welches ich ihm seinerzeit einmal gegeben haben. Es war insofern doch gut, daß ich dort war, als daß ich meinen Bruder auch von einer anderen Seite kennen gelernt habe als er sich sonst gibt. Auch hat man eben manches gehört, von dem er uns nichts schreibt.
In unserem Lehrgang ist vorgestern wieder einer abgerückt, nachdem man ihm gesagt hat, daß er, wenn er nur bis 5. April dableiben kann, zur Notprüfung nicht zugelassen wird. Wenn nicht gerade besondere Umstände eintreten, glaube ich aber nicht, daß ich schon vorher abberufen werde. Gestern wurde von uns in Organisation und Bürokunde eine schriftliche Arbeit verlangt, die ganz unvermutet und aus heiterem Himmel kam. An sich ist diese Sache nicht weltbewegend, doch ich hatte, trotz keiner Vorbereitung, immerhin etwas schreiben können. Ich werde ja sehen, wie die Sache aussieht, wenn sie wieder zurückkommt. In manchen Gebieten muß ich mich noch tüchtig dahinter klemmen, um zu einem gewissen Ergebnis zu kommen. Bis zum 23.4. ist der Lehrgang zu ende und dann kommen anschließend die Prüfungen. Man kann also sagen, daß das meiste schon wieder hinter uns liegt.
Wegen Jugoslawien muß man abwarten, wie die Dinge sich entwickeln. Die Haupttreiber sind ja die Engländer, die sich wieder der Serben bedienen. Der König ist ja bei diesem Spiel nur die Marionette. Die Militärs und die englischen Hintermänner haben ja den Hauptanteil an diesem Aufstand. Wenn es jetzt bunt kommt, wird es eben auch besetzt werden müssen.
Die gewünschten Marken habe ich Dir beigefügt. Heute früh habe ich noch meine schmutzige Wäsche gepackt, die ich morgen an Dich absende, denn Du wäschst ja doch dieser Tage.
Mit der Gartenarbeit brauchst Du nicht zu überstürzen. Du wirst schon damit fertig werden.
Ich grüße und küsse Euch heute wieder recht herzlich. Mein liebes Mädel sei wieder recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Richte
auch an Vater viele Grüße aus.
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