Mein liebes Mädel, Karlsruhe, den 18.3.41
Fahrplanmäßig bin ich gestern wieder hier eingetroffen.
Das Wetter war bis über den Schwarzwald schön sonnig und als ich hier ankam,
hatte sich alles überzogen und es war kalt. Ich habe gleich die Straßenbahn
genommen und fuhr zur Schule, wo ich auch rechtzeitig ankam. Der Unterricht hat
mich dann auch nicht stark mitgenommen, obwohl es mir auf der Hinfahrt in der
Bahn einmal ganz hundeelend geworden war. Soweit es ging, habe ich während der
Zugfahrt geschlafen oder besser gesagt, gedämmert, das hat mir dann
einigermaßen wieder geholfen. Vom Essen habe ich mich die ganze Zeit
ferngehalten. In der ersten Pause bin ich dann in eine Gastwirtschaft gegangen
und habe einen Steinhäger getrunken und anschließend für den Durst einen
Apfelsaft. Das erstere war gut, ich denke, daß ich den Saft nicht hätte trinken
sollen. Dann habe ich mich über die Hälfte eines Brotes hergemacht, auch das
hätte ich lieber bleiben lassen sollen. Es ist mir nicht gerade wieder schlecht
geworden, doch ich habe gemerkt, daß es reichte. Am Abend bin ich gleich mit
der Straßenbahn wegen des Gepäcks nach hause gefahren. Gegessen habe ich dann nichts mehr, sondern
ich habe nur noch meinen Tee getrunken und etwas Zeitung gelesen. Kurz nach 9
Uhr habe ich mich in die Falle gelegt.
Heute früh bin ich ¾ 8 Uhr aufgestanden und ich fand, daß sich der Magen ausgeruht hatte. Deinen Streuselkuchen habe ich heute angeschnitten. Er schmeckt ausgezeichnet. Man darf sich davon nur nicht zuviel nehmen, weil er tüchtig stopft.
In der Zwischenzeit ist keine Post bei mir eingetroffen. Auch ist während dieser zwei Tage alles beim alten geblieben. Gestern haben wir auch unsere Arbeiten zurückbekommen. Die ganze Arbeit ist nicht beanstandet worden. Nur in einem Falle habe ich etwas vergessen gehabt, doch ist dieser Fehler nicht gerade von weittragender Bedeutung. Der Lehrer hat gesagt, daß die meisten Arbeiten mit 2 bis 3 zu bewerten seien. Die einen mehr nach 2 und die anderen mehr zur 3 hin. Ich glaube, daß ich mich unter die erste Gruppe zählen darf, ohne mich einer Selbsttäuschung hinzugeben.
Ich glaube, daß ich Dir für heute wieder das meiste berichtet habe. Sei Du und die Kinder recht herzlich gegrüßt und geküßt und nimm Du selbst nochmals herzliche Grüße entgegen von Deinem Ernst.
Meine liebe Frau, Karlsruhe, den 19. März 1941
Heute früh bin ich ¾ 8 Uhr aufgestanden und ich fand, daß sich der Magen ausgeruht hatte. Deinen Streuselkuchen habe ich heute angeschnitten. Er schmeckt ausgezeichnet. Man darf sich davon nur nicht zuviel nehmen, weil er tüchtig stopft.
In der Zwischenzeit ist keine Post bei mir eingetroffen. Auch ist während dieser zwei Tage alles beim alten geblieben. Gestern haben wir auch unsere Arbeiten zurückbekommen. Die ganze Arbeit ist nicht beanstandet worden. Nur in einem Falle habe ich etwas vergessen gehabt, doch ist dieser Fehler nicht gerade von weittragender Bedeutung. Der Lehrer hat gesagt, daß die meisten Arbeiten mit 2 bis 3 zu bewerten seien. Die einen mehr nach 2 und die anderen mehr zur 3 hin. Ich glaube, daß ich mich unter die erste Gruppe zählen darf, ohne mich einer Selbsttäuschung hinzugeben.
Ich glaube, daß ich Dir für heute wieder das meiste berichtet habe. Sei Du und die Kinder recht herzlich gegrüßt und geküßt und nimm Du selbst nochmals herzliche Grüße entgegen von Deinem Ernst.
Meine liebe Frau, Karlsruhe, den 19. März 1941
Bis heute Abend habe ich zwar noch keine Post von Dir
bekommen, doch ich denke bis morgen welche von Dir zu erhalten. Zweierlei
Gründe drängen mich heute gewissermaßen zu schreiben. Heute früh bekam ich von
Richard Graser kurz Nachricht. Dieser erinnerte mich daran, daß ich genau vor
einem Monat in Lille abgefahren bin.
Ich hatte schon bei meiner Abfahrt das Gefühl, daß sich verschiedenes
ändern würde. Wie ich nun aus der Postkarte ersehen kann, ist meine Ahnung auch
eingetroffen. Er schreibt nun, daß er bei einer FK (Feldkommandantur) sei. Es
wird die Kommandantur sein, die in Lille verblieben ist. Thomas sei zu einer KK
(Kreiskommandantur) versetzt worden. Wohin die anderen unserer Dienststelle
gekommen sind, weiß ich zwar nicht, doch entnehme ich aus seinen Zeilen, daß
außer ihm niemand mehr in Lille geblieben ist. Weiterhin lese ich aus seinem
Schreiben, daß man nur auf die Abreise unseres Chefs gewartet hat, denn unser
Haus ist sicher schon von jemand anderes in Besitz genommen worden und Graser
hat eine andere Wohnung inne. Er behauptet, daß in seiner neuen Dienststelle
ein etwas mehr militärischer Schwung herrsche und daß es ihm sehr gut gefallen
würde. Er selbst sei an diesem Abend O.v.D.
(Offizier vom Dienst) für welchen Bereich geht zwar nicht aus seinem
Schreiben hervor. Insoweit ist er nicht ganz aus der Gewohnheit heraus
gekommen, denn ein neuer Chef hat die Wohnung vom Stadtkommissar übernommen. Er
teilt mir dann noch mit, daß er über meine Zukunft noch nichts habe erfahren
können.
Ich werde ihm im Laufe der Woche wieder antworten. Ich werde ja sehen, wie sich die Dinge dann weiter entwickeln, jedenfalls weiß ich über einige Kleinigkeiten Bescheid.
20.3.41
Ich werde ihm im Laufe der Woche wieder antworten. Ich werde ja sehen, wie sich die Dinge dann weiter entwickeln, jedenfalls weiß ich über einige Kleinigkeiten Bescheid.
20.3.41
Heute früh kam nun Dein lieber Brief von gestern an. Herzlichen Dank Dafür. Die
Kohlenangelegenheit ist somit auch erledigt, nachdem er es sich anders überlegt
hat. Du hast nun wohl eine Lauferei gehabt, aber die Sache ist wenigstens mit
zwei Gängen erledigt worden. Also auch beim Rotkopf sind jetzt Franzosen. Da
kannst Du Dir ungefähr einen Begriff machen, wie es etwa ist, wenn man einer
fremden Sprache unkundig ist. Mir wäre es in diesem Fall nicht gerade schwer
gefallen, denn Charbon für Kohle oder Bois für Holz hätte ich schon noch
gewußt. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, daß Du Dich dabei amüsiert
hast.
Auch bei uns ist es sehr kalt geworden seit einigen Tagen. Meine Vermieterin wacht schon mit Argusaugen darüber, ob ich daheim bleibe, oder aber ich, wie es gestern der Fall war, am Abend noch zum Lernen gehe, damit sie nicht heizen braucht. Am morgen gehe ich ja meist auch gleich nach dem Frühstück zum Lernen, da fängt sie schon gar nicht mehr an zu feuern. Wenn das so weiter geht, muß ich wohl nachhelfen.
Als ich am Abend heimkam, fand ich noch Deine Karte vom 19. vor, außerdem war noch ein Brief von Nannie eingetroffen, den ich Dir gleich zur Kenntnisnahme mitschicke. Du kannst ihn mir ja wieder mit deinem nächsten Schreiben zurücksenden. Zum Besuch der Kaserne habe ich nichts einzuwenden, auch wenn unsere Kerle einmal reiten wollen. Ich würde sogar sagen, geht zum Mittagessen hin, wenn es Euch Spaß macht.
Doch habe ich nur die Befürchtung, daß Ihr vielleicht nichts mehr bekommt oder wer weiß wie lange anstehen müßt. Die Entscheidung darüber , wie Ihr es machen wollt, überlasse ich ganz Deinem Ermessen. Du hättest an diesem Tag einmal nicht kochen brauchen, der Vorteil wäre für Dich dabei gewesen.
Du sagtest mir bei meiner Anwesenheit, daß von dem Kursgeld eine Steuer abgezogen worden sei. Soviel ich mich erinnere, handelt es sich um Kriegssteuer. Ich bin mir nur nicht ganz gewiß. Es würde mich nun interessieren, für was dieser Betrag abgezogen worden ist und wie die Gehaltsverrechnungsstelle diesen Abzug begründet. Die anderen Konstanzer haben mich schon gefragt, ob ich auch diesen Abzug bekommen habe, und dann erklärt, daß sie bereits nach Konstanz geschrieben haben, daß dieser Abzug nicht zulässig sei. Ich will nun erst abwarten bis ich die Antwort bekomme und mich auf die verlassen. Wenn die Verrechnungsstelle nicht von sich aus auf Deine Anfrage etwas tut, dann werde ich mir aus dem Gesetz die entsprechenden Unterlagen herausschreiben und dann selbst schreiben. Du wirst es schon entsprechend diplomatisch behandeln.
Bei uns im Kurs geht es jetzt Tempo, Tempo. Überall werden die einzelnen Gebiete in Riesenschritten überflogen. Man hat direkt Mühe mitzukommen. Um mich aber einmal zu entspannen, gehe ich morgen Abend doch ins Kino. Man sieht ja weiter nichts wie Buchstaben und Paragraphen.
Mit der mitgenommenen Verpflegung komme ich nur sehr langsam vorwärts. An Deinem Kuchen habe ich morgen und auch noch am Samstag zum Frühstück zu essen. Die Leberwurst ist auch noch nicht verzehrt. So ein Riesenesser bin ich nun einmal nicht. Du schickst mir also nicht gleich wieder so Riesenpakete, mit denen ich Mühe habe fertig zu werden.
Ich habe jetzt noch einmal an Thomas geschrieben. Antwortet er mir darauf nicht - ich habe doch seine neue Feldpostnummer - so läßt er es bleiben. Du weißt ja, daß ich niemandem bisher hinterhergelaufen bin. Ebenso will ich auch noch Deinen Eltern wieder schreiben, Damit ich meine Post wieder in Ordnung bringe. Sei recht herzlich gegrüßt, gib unseren beiden Strolchen jedem einen Kuß und nimm auch Du viele Küsse entgegen von Deinem Ernst
Auch bei uns ist es sehr kalt geworden seit einigen Tagen. Meine Vermieterin wacht schon mit Argusaugen darüber, ob ich daheim bleibe, oder aber ich, wie es gestern der Fall war, am Abend noch zum Lernen gehe, damit sie nicht heizen braucht. Am morgen gehe ich ja meist auch gleich nach dem Frühstück zum Lernen, da fängt sie schon gar nicht mehr an zu feuern. Wenn das so weiter geht, muß ich wohl nachhelfen.
Als ich am Abend heimkam, fand ich noch Deine Karte vom 19. vor, außerdem war noch ein Brief von Nannie eingetroffen, den ich Dir gleich zur Kenntnisnahme mitschicke. Du kannst ihn mir ja wieder mit deinem nächsten Schreiben zurücksenden. Zum Besuch der Kaserne habe ich nichts einzuwenden, auch wenn unsere Kerle einmal reiten wollen. Ich würde sogar sagen, geht zum Mittagessen hin, wenn es Euch Spaß macht.
Doch habe ich nur die Befürchtung, daß Ihr vielleicht nichts mehr bekommt oder wer weiß wie lange anstehen müßt. Die Entscheidung darüber , wie Ihr es machen wollt, überlasse ich ganz Deinem Ermessen. Du hättest an diesem Tag einmal nicht kochen brauchen, der Vorteil wäre für Dich dabei gewesen.
Du sagtest mir bei meiner Anwesenheit, daß von dem Kursgeld eine Steuer abgezogen worden sei. Soviel ich mich erinnere, handelt es sich um Kriegssteuer. Ich bin mir nur nicht ganz gewiß. Es würde mich nun interessieren, für was dieser Betrag abgezogen worden ist und wie die Gehaltsverrechnungsstelle diesen Abzug begründet. Die anderen Konstanzer haben mich schon gefragt, ob ich auch diesen Abzug bekommen habe, und dann erklärt, daß sie bereits nach Konstanz geschrieben haben, daß dieser Abzug nicht zulässig sei. Ich will nun erst abwarten bis ich die Antwort bekomme und mich auf die verlassen. Wenn die Verrechnungsstelle nicht von sich aus auf Deine Anfrage etwas tut, dann werde ich mir aus dem Gesetz die entsprechenden Unterlagen herausschreiben und dann selbst schreiben. Du wirst es schon entsprechend diplomatisch behandeln.
Bei uns im Kurs geht es jetzt Tempo, Tempo. Überall werden die einzelnen Gebiete in Riesenschritten überflogen. Man hat direkt Mühe mitzukommen. Um mich aber einmal zu entspannen, gehe ich morgen Abend doch ins Kino. Man sieht ja weiter nichts wie Buchstaben und Paragraphen.
Mit der mitgenommenen Verpflegung komme ich nur sehr langsam vorwärts. An Deinem Kuchen habe ich morgen und auch noch am Samstag zum Frühstück zu essen. Die Leberwurst ist auch noch nicht verzehrt. So ein Riesenesser bin ich nun einmal nicht. Du schickst mir also nicht gleich wieder so Riesenpakete, mit denen ich Mühe habe fertig zu werden.
Ich habe jetzt noch einmal an Thomas geschrieben. Antwortet er mir darauf nicht - ich habe doch seine neue Feldpostnummer - so läßt er es bleiben. Du weißt ja, daß ich niemandem bisher hinterhergelaufen bin. Ebenso will ich auch noch Deinen Eltern wieder schreiben, Damit ich meine Post wieder in Ordnung bringe. Sei recht herzlich gegrüßt, gib unseren beiden Strolchen jedem einen Kuß und nimm auch Du viele Küsse entgegen von Deinem Ernst
Übrigens den Tee braucht ihr nun nicht unbedingt am
Samstag zu holen. In der nächsten Woche wird sich auch noch eine Gelegenheit
finden. Heute Nachmittag haben wir
übrigens unseren Unterrichtsplan bekommen. Darin steht, daß ab Karfreitag den
11.4. bis einschließlich Osterdienstag den 15.4. Ferien sind. Am 16.4. fängt
der Unterricht wieder an. Nach diesem Plan könnte ich dann also erst am
Karfreitag hier abfahren und würde dann am Nachmittag bei Euch etwa gegen ½ 5
Uhr eintreffen. Grüße bitte auch noch Vater herzlich von mir.
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