Meine liebe Frau und liebe Kinder! Göding, den 27.5.1940
Soeben habe ich mein Mittagessen verdrückt. Es war wieder ganz gut
und zwar hatten wir Sauerbraten und
gebratene Hörnle. Vorher gab noch eine Suppe. Ich bin wieder satt geworden und
geschmeckt hat es auch, nur der Sodageschmack liegt einem noch auf der Zunge.
Am Vormittag waren wir auf dem großen
Exerzierplatz, der etwa 1/2 bis 3/4 Stunde von hier entfernt ist. Man hat dabei
so richtig den Sand der hiesigen Gegend kennengelernt. Alles ist Sand, doch die
Kulturen sind noch ziemlich weit zurück. Die Kartoffeln und die Bohnen kommen
gerade erst aus dem Boden raus. Die Bevölkerung, die so auf den Feldern
arbeitet, nimmt groß keine Notiz von den Soldaten, was diesen Leuten ja auch
nicht übelgenommen werden kann.
Am Nachmittag haben wir wieder Unterricht
und ein Tag um den anderen geht schnell vorbei.
28.5.40
Wir sind wieder umgezogen und ich war ermüdet von der Schafferei und
Schwitzerei.
In dem jetzigen Bau sind Wasch- und Abortanlagen sehr neuzeitlich
eingerichtet, so daß man sich auch richtig waschen kann, ohne daß eine große
Drängerei entsteht.
Beim Postverteilen habe ich heute das
erste Lebenszeichen wieder von Dir erhalten. Ich habe mich sehr über Deine
prompte Erledigung gefreut und danke Dir für die Sendung Energen Tabletten. Die
werden wieder für eine Weile reichen.
Für die Grüße der Kinder danke ich
vielmals und gib jedem einen Kuß dafür.
Daß Kurt wieder daheim ist, wundert mich
und ich glaube, daß das aus Deinem Brief hervorgeht, den Du vor dem 25.
geschrieben hast. Auch für seine Grüße danke ich.
Seinen Koffer kann ich aber leider noch
nicht zurücksenden, da diese gemeinsam weggeschickt werden.
Heute haben wir bis 21 Uhr von früh 5 Uhr
Dienst gehabt. Das war sehr lang und ich bin wieder redlich müde.
Seid Ihr alle herzlich gegrüßt und geküßt
und Gute Nacht sendet Euch allen in Treue und besonders Dir
Ernst.
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