Freitag, 18. Dezember 2015

Brief 90 vom 12/13.12.1940


Meine liebe Annie!                                                                      O.U., den 12.12.1940 

Heute kam nun Dein lieber Brief vom 6.12., über den ich mich wieder sehr gefreut habe und für den ich Dir herzlich danke. Die vier Briefe und zwei Päckchen waren sicher eine ziemliche Belastung. Hoffentlich ist dadurch Dein Haushalt nicht ganz in Unordnung geraten. Die Sache mit den Konserven ist ja nicht so schlimm. Dein Vorschlag um nachzusehen, was drin ist, weil Du die Aufschrift nicht verstehst, ist ja auch gangbar. Jedenfalls die Büchse mit der Aufschrift „Liebig“, die noch besonders in Papier verpackt ist, enthält Fleischextrakt. Wenn Dir die Deckchen aus Brügge gefallen, so ist ja der Zweck erreicht. Ich hätte z.Zt. gerne etwas anderes für Dich gekauft, doch ich war mit dem Gelde etwas knapp dran. Aber auch das Gesandte ist schließlich ein Andenken.
Die Schokolade ist ja schon unterwegs, die Du Dir gewünscht hast. Wegen einer weiteren Weste werde ich mich dann umsehen, wenn ich vom Urlaub zurück  bin. Die Angelegenheit wegen der scheinbar nicht angekommenen Päckchen hat sich ja restlos aufgeklärt. Es ist also alles in Ordnung. Über meine deutsche Schrift war ich tatsächlich selbst erstaunt, doch ich kann dir sagen, das war auch eine Arbeit. Man ist ganz ungelenk, vor allem, weil man keine Übung hat. Wie es scheint, hat er die Kinder überzeugt, was ja schließlich die Hauptsache ist. Du brauchst nun nicht gleich zu denken, daß ich mich nach Deinem Kompliment nun gleich auf deutsche Schrift umstelle, denn dann würdest Du reichlich weniger Post von mir erhalten können. Ich werde also in der üblichen Form weiter verfahren.
Ich nehme an, daß Du inzwischen Deine Ansicht über den schnellen Ablauf der Feiertage etwas geändert hast, oder siehst Du es nun nicht gerne, weil ich so außergewöhnlich schnell zu Urlaub gekommen bin, daß es Dir fast unwahrscheinlich erscheinen wird.
Wie ich lese, wart Ihr also inzwischen wieder einmal im Keller und außerdem habt Ihr so ausgesprochen schlechtes Wetter. Das Wetter ist bei uns auch komisch. Am Tage regnet es, was nur vom Himmel runter will und nachts ist es mondhell und sternenklar. Es ist gut, daß da niemand dran drehen kann.
Sei wieder recht herzlich gegrüßt und geküßt bis zum Wiedersehen am Sonntag über 8 Tage. Soweit es möglich ist, werde ich Dir etwaigen Ankunftstermin mitteilen. Es grüßt und küßt Dich nochmals Dein Ernst.


Meine liebe Annie!                                                                       O.U., den 13.12.1940

Heute habe ich auch Dein Schreiben vom 9.12.40 erhalten, in dem Du Deiner Freude Ausdruck gibst, weil ich auf Urlaub komme. Da war Dir diese Mitteilung scheinbar nicht so unangenehm, wie ich erst und gestern auch noch vermutete. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, wie diese Mittelung auf Euch gewirkt hat. Auch Jörgs Temperamentsausbrüche kann ich mir ausmalen und Helga wird ja auch sehr überrascht gewesen sein. So wie es Euch gegangen ist, genau so war es bei mir. Ich konnte es auch fast nicht glauben. Na und über unseren Jagdausflug hast Du auch noch gelacht. Das war doch hoffentlich nicht Schadenfreude.
Gestern war ich wieder im Konzert, ich will nicht hoffen, daß das auf meine Gesundheit so nachteilige Folgen hat wie das letzte Konzert. Das Programm ist wieder beigefügt. Darauf ist allerdings ein Druckfehler, der fast wie ein Witz anmutet. Es heißt da D-Moll Dau, synfonische Dichtung, das hat mit D-Moll also nichts zu tun gehabt, denn es handelte sich hierbei um die Moldau. So etwas kann ja vorkommen. Am Abend werde ich heute ins Theater gehen, doch darüber schreibe ich Dir morgen. Das gestrige Programm hat mich auch wieder ganz und gar befriedigt. Es ist schon etwas Schönes mit guter Musik.
Im Laufe der nächsten Woche werde ich dann mein Briefschreiben einstellen, denn sonst kommen da noch Sachen an, wenn ich schon lange daheim bin. Soeben trafen Deine Faltkartons  ein, ich werde sie, soweit es noch notwendig ist, verwenden, die übrigen hebe ich dann auf.
An die Eltern habe ich gestern eine Karte geschrieben, daß ich Weihnachten auf Urlaub fahre und an Nanni schreibe ich auch noch, damit sie auch recht unterrichtet sind.
Ich war vorhin im Variete. Ich muß sagen, so bunt und unterhaltsam habe ich es selten gefunden. Es war wirklich ausgezeichnet und sehr viel zum Lachen.
Das mit dem Wetter, wie ich es Dir gestern berichtete, richtet sich wahrscheinlich ein , denn auch heute war am Tage unfreundliches Wetter und nun ist zur Nacht der Vollmond wieder herausgekommen. Er scheint so hell, daß fast alle Sterne dagegen verblassen.
Schlafe gut und wache gesund wieder auf. Ich grüße Dich und die Kinder recht herzlich bis zum Wiedersehen, ebenso herzliche Küsse sendet Euch allen Dein  Ernst.    

Freitag, 11. Dezember 2015

Brief 89 vom 10./11.12.1940


Liebste Frau !                                                                                   O.U., den 10.12.1940 

Es ist nun wieder Abend und nach dem Nachtessen habe ich mich auf mein Zimmer zurückgezogen. Erst habe ich verschiedene Zeitungen gelesen und Radio gehört und jetzt möchte ich Dir vor dem Schlafengehen noch meinen Brief schreiben, damit Du nicht zu kurz kommst. Obwohl ich heute keine Post erhalten habe, freue ich mich noch von gestern, wo Du noch im letzten Schreiben mitteilst, daß der Brief an die Kinder immerhin noch am 6. angekommen ist. Ebenso bedeutet es immer eine gewisse Erleichterung, wenn man liest, daß einige Päckchen ihren Bestimmungsort erreicht haben. Morgen werde ich ja von Dir sicher wieder etwas zu lesen bekommen. Die angekündigte Absendung der zwölf Päckchen ist also heute vollzogen worden. Wenn es gut geht, kommen sie vielleicht noch vor Weihnachten bei Dir an. Es ist hierbei nicht uninteressant, wenn man feststellt, daß ich über 60 Päckchen bis jetzt an Euch habe absenden können.
Das Wetter ist wieder sehr regnerisch geworden, so daß man ganz froh ist, wenn man so seine ordentliche Bude hat, die auch schon durchgeheizt ist. In Bezug auf die Heizung können wir uns ja noch nicht beklagen. Wir haben an unserer Dampfheizung einen Defekt gehabt, der ist aber kürzlich behoben worden, so daß in dieser Hinsicht alles in Ordnung ist.
Ich weiß nicht, wie die Möglichkeiten wegen des Fleisches für Weihnachten sind. Ich habe hier aber dieser Tage etwas von Gänsen gehört. Wenn ich genaueren Bescheid habe, werde ich Dir noch schreiben, ob ich eine mitbringe. Heute haben wir wieder einen Hasen geschenkt bekommen. Es fällt also immer wieder etwas ab. Wenn nicht die Transportschwierigkeiten wären, ließe sich manchmal etwas machen. Wir sind ja mit dem zufrieden, was wir haben und was wir erreichen konnten. Eines freut mich aber ungemein, und dies ist mein bevorstehender Weihnachtsurlaub. Ich will nur hoffen, daß alles glatt geht.
Vom Dienst kann ich Dir nichts weiter berichten, denn der geht gleichmäßig und ungehindert weiter. Wir fangen jetzt zwar 1/2 9 Uhr an und arbeiten bis 3/4 1 Uhr. Mittagessen ist immer noch von 1 - 2 Uhr. Anschließend halten wir bis gegen 3 Uhr unseren Mittagsschlaf. Dann verziehen wir uns wieder aufs Büro, um bis 6 Uhr wieder zu arbeiten. Meistens wird es 1/2 oder 3/4 sieben Uhr, bis wir soweit sind. Der Tommy hat dann die Angewohnheit, noch etwas mit nach Hause zu nehmen, so daß wir sehr oft um 10 Uhr noch einmal anfangen, etwas wegzuarbeiten oder miteinander zu besprechen. Die anfängliche geringe Beschränkung des Kraftfahrzeugumlaufs wird in gewisser Hinsicht immer mehr eingeschränkt. Doch fährt man allgemein hier immer noch mehr Auto wie im Reich. Ich glaube aber, daß es mit der Zeit hier auch weniger werden.
Ich grüße und küsse Euch alle recht vielmals. Besondere Grüße und Küsse bekommst Du heute und wenn ich zurückkomme von Deinem Ernst.  

Meine liebe Frau!                                                                         O.U., den 11.12.1940

Auch heute hat die Post wieder einen Ruhetag für mich eingeschoben. Na ja, Du kennst ja unseren alten Stoßseufzer. Doch wie Du aus den beigefügten Durchschlägen siehst, habe ich mich heute endlich einmal drangemacht und an Kurt und Siegfried geschrieben. Ein Pech habe ich zwar dabei gehabt, die Adresse von Kurt habe ich verlegt. Auf einem Briefumschlag habe ich mir die Nummer 19655 notiert. Ich werde diesen Brief an die Adresse richten. Falls sie nicht stimmen sollte, bitte ich Dich, den beigefügten Durchschlag an Kurt weiterzuleiten, damit nicht noch mehr Zeit versäumt wird.
Heute habe ich auch die gesandten 25,-RM, die schon seit letzter Woche auf unserer Zahlmeisterei liegen, die ich aber wegen meiner Bettliegerei nicht abholen konnte, in Empfang genommen. Ich danke Dir dafür, ich werde sie zweckentsprechend verwenden. Ich habe mich heute deswegen gleich an die anderen Briefe noch gesetzt, weil heute wieder Pflichtessen stattfindet. So habe ich Zeit bis nach 9 Uhr. Von diesem Zeitpunkt ab kann ich dann ungehindert essen, denn dann hat sich unser General verzogen. Man muß immer wieder zusehen, wie man etwas Praktisches mit nützlichem verbinden kann. Ja, wenn man Soldat ist, muß man auf allerhand Schliche kommen, sonst kommt man unter den Schlitten.
Wie Du aus dem Durchschlag ersehen kannst, findet morgen wieder ein Konzert statt. Ich bin sicherlich wieder dabei, doch habe ich mir vorgenommen, wieder abzurücken, wenn das Theater kalt ist. In diesen Tagen muß ich nun noch ein Probepacken vornehmen, damit ich keine Schwierigkeiten habe mit meinen Koffern, denn die Tage sind dann schnell vorbei und es gibt doch manches wieder mitzunehmen.
Wie ich in den Briefe schon früher erwähnte, sind die Tage bisher noch nicht winterlich gewesen. Einzig und allein die kurzen Tage erinnern daran, daß man im Winter lebt. Doch in 14 Tagen haben wir den kürzesten Tag erreicht und dann geht es ja wieder aufwärts. Ich glaube, auch Du wirst froh darüber sein. Ich habe es bis jetzt allerdings noch nicht als sehr lästig empfunden, wenn die Tage kürzer sind, denn wenn man den ganzen Tag so beschäftigt ist, tritt einem das gar nicht so sehr in Erscheinung. Ich denke mir aber, daß Du weniger darüber erfreut sein wirst, schon mit Rücksicht auf die hohe Lichtrechnung.
Ich sende heute verschiedene Bilder und Schriftstücke wieder zurück, die Du ja mit aufheben kannst. Auch mein letzter Urlaubsschein ist mit angeschlossen. Recht herzliche Grüße und Küsse sende ich Euch allen. An Helga und Jörg kannst Du je einen Kuß in meinem Auftrag abgeben. Die Grüße von Vater lasse ich ebenso herzlich erwidern. Am Ende bist aber Du wieder besonders an der Reihe. Also nimm recht viele herzliche Grüße und Küsse entgegen von Deinem Ernst.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Brief 88 vom 8./9.12.1940


Mein sehr liebes Mädel !                                                                      O.U., den 8.12.1940   

Es ist wieder Sonntag, das Wetter ist nicht gerade sehr einlandend, so daß ich heute eine feine Gelegenheit habe, mich nützlich zu machen. Ich habe mir das Wunschkonzert angestellt und bin nun fertig mit Päckchenpacken. Zwölf Stück habe ich wieder fertig und die werde ich morgen oder übermorgen zur Absendung bringen. Die Aufstellung wegen der anderen Päckchen, die Du mir gesandt hast, habe ich nochmals durchgesehen und mit meiner Aufzeichnung verglichen. Es ist also alles angekommen. Nun kann ich Dir noch mitteilen, daß ich am Freitag alle sechs Päckchen von Dir erhalten habe. Ich danke Dir herzlich dafür. Ich habe sie aus dem Papier gepackt und mußte feststellen, daß auf allen draufstand „für Weihnachten“. Da ich ja nun wahrscheinlich heute in 14 Tagen bei Euch oder bald bei Euch sein werde, habe ich mir gedacht, Dein Einverständnis im stillen voraussetzend, daß ich mir am kommenden Sonntag die Päckchen ganz aufmache, denn sonst müßte ich womöglich alles mit nach Hause nehmen, was eine Mordsschleppung wäre.
Wegen des Schreibens um Deine Angst bin ich Dir gar nicht böse und ich habe durchaus Verständnis dafür.  Vor allem, wenn ich mir vergegenwärtige, daß Du mit Deinen Gedanken so ziemlich allein bist, außer wenn ich berücksichtige, daß wir uns Briefe schreiben. Das ist aber alles nur Ersatz.
Die Eltern haben ja von mir inzwischen Nachricht erhalten. Der Wunschzettel von Jörg ist sehr einfach, aber drastisch. Man weiß gleich, was er will. Man muß sich zu helfen wissen. Ich werde versuchen, ihm hier noch einige französische Soldaten zu erstehen, damit es für ihn interessanter wird.
Das Wunschkonzert ist doch wieder fabelhaft. Der Lommel ist doch eine Type. Gestern war ich wieder einmal im Kino der Soldaten. Es war zwar ein leichter aber netter Film. Ich muß mich noch sehr halten, damit ich mich nicht bald wieder ins Bett legen muß.
Nach dieser großen Packerei bin ich etwas fertig und bin für heute so ziemlich am Ende meiner Kunst. Ich grüße und küsse Euch, meine Lieben, recht herzlich. Dir mein liebes Mädel, sende ich besonders herzliche Grüße und Küsse. Dein Ernst.


Mein liebstes Mädel !                                                                 O.U., den 9.12.1940

Eigentlich hätte ich Deinen lieben Brief vom 5.12. schon am Samstag erhalten sollen, doch er wurde mir erst heute früh zugestellt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, auch über die Zeilen von Helga und die Bilder von Jörg. Inzwischen ist ja auch das Schreiben vom Nikolaus an die Kinder angekommen, worin er schreibt, warum er in diesem Jahr keine Zeit hat.
Daß Dich mein Brief vom 28.11. so gefreut hat, ist mir gleichzeitig eine Beruhigung im Hinblick auf Deine letzten Schreiben. Um diese Jahreszeit ist es wahrhaftig nicht schön auf der Messe, und wenn man daheim eine warme mollige Stube hat, so freut man sich doppelt darauf bei diesem Wetter. Ich weiß noch sehr wohl, wie Du immer aufgeatmet hast, wenn Du bei nassem oder kaltem Wetter in die warme Küche kamst. Bei uns war es ja sonst immer sehr heimelig, so am Abend. Ich freue mich jedenfalls darauf, bald mit Dir wieder zusammensitzen zu können.
Eins muß ich feststellen, Du tust ja sehr viel für Deine Fortbildung. Du hast Dich jetzt an Goethe rangemacht, ja, wenn ich ehrlich sein soll, so habe ich Dir mitzuteilen, daß auch ich noch nicht den Faust gelesen habe. Wir waren also bis dahin gleich dumm, und jetzt bist Du also gescheiter wie ich. Das ist also auch ein Zeichen des Krieges. Da muß ich mich also erheblich anstrengen, um das alles nachzuholen, was ich während dieser Zeit versäumt habe. Wenn Du mir derartige Mitteilungen machst, so interessiert mich das wirklich sehr.
Daß Du für Weihnachten schon alles beieinander hast, entspricht durchaus Deiner gewohnten Vorsorge. Den Baum wirst Du zwar auch allein besorgen müssen, doch ich denke, daß Dir dies nichts ausmacht. Heute habe ich die schriftliche Bestätigung erhalten, daß ich vom 22.12.40 bis 1.1.41 Urlaub habe. Ich denke, daß mir jetzt kaum noch jemand daran dreht. Die Fragen und die Wünsche von Helga und Jörg sind ja ganz und gar kindlich, doch man sieht, daß bei Jörg die Bescheidenheit keine große Rolle zu spielen hat.
Am Abend erhielt ich noch Deine beiden Briefe vom 4. und 5./6.12. Auch dafür danke ich Dir recht sehr. Deine Schilderung hat mich köstlich gefreut. Das sieht dem Strolch doch wieder ähnlich. Na und wie ich sehe, ist es ja ohne Rute abgegangen und seine Geschenke haben auch Freude bereitet. Dieses Ereignis  wäre auch für dieses Jahr vorüber. Ich hätte mich zwar gefreut, wenn ich hätte auch dabei sein können.
Dann fangen ja Helgas Ferien mit meinem Urlaub an, bloß bei mir dauert er nicht so lange. Ja, Deine schnelle Stellungnahme zur Urlaubsfrage freut mich sehr, doch junge Frau, ich muß Dir mitteilen, Du kommst leider etwas zu spät, denn das ist ja alles schon überholt. Ich brauche also zu Deiner  Stellungnahme keine Stellung mehr zu nehmen. Morgen gehen die gestern gepackten Päckchen weg. Ich habe erst Briefmarken besorgen müssen. Es sind vorwiegend Konserven, dann noch Schokolade, Seife und für Vater etwas Tabak. Ich habe noch 5 kg Kaffee (er ist ungebrannt) gekauft, und nun steht mir auch noch 2 kg gebrannter Kaffee zu. Diesen werde ich auch noch absenden. Das Lager unserer Kantine wird aufgelöst, so daß dies wahrscheinlich der letzte Kaffee sein wird. Was ich dann noch da habe, bringe ich dann mit. Ich habe deshalb diese Sachen alle ab gesandt, damit die Schlepperei nicht gar zu groß ist. Recht herzliche Grüße und viele Küsse sende ich Euch allen. Dir mein liebes Mädel, sei besonders herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.

Samstag, 5. Dezember 2015

Brief 87 vom 4./6.12.1940


Meine liebe Annie!                                                                      O.U., den 4.12.1940

Es ist wieder Nachmittag und es wird nun wieder Zeit, daß ich mich an meinen heutigen Brief mache. Wir haben heute Abend unser Pflichtessen, so daß ich beim Essen bis etwa gegen 9 oder 1/2 10 Uhr festgehalten bin, dann werde ich mich ungesäumt nach Hause begeben und mich ins Bett legen. Es kann sein, daß ich vorher noch einige Päckchen vorbereite, doch das hängt ganz davon ab, wie ich Lust dazu habe. Das Päckchen Nr. 10 mit vier Tafeln Schokolade habe ich heute an Dich aufgegeben. Ebenso habe ich zwei Zeitungen an Dich ab gesandt, mit den Artikeln, die ich kürzlich schon erwähnte.
Deine beiden Briefe vom 29. und 30.11. habe ich heute bekommen und dafür danke ich Dir wieder. Deinen Wunsch wegen des Weihnachtsurlaubs habe ich Dir ja inzwischen beantwortet. Die Päckchen werde ich alle in Empfang nehmen. Auch mit den anderen Päckchen hast Du es recht gemacht. Ob der Pullover für Vater richtig ist, muß ich Deinem Urteil überlassen.
Im Keller wart Ihr zur Abwechslung auch wieder einmal Aus unserer Mästerei könntest Du schon Mist erhalten, doch gibt es nur 1 Kg-Päckchen und ob die Post sie annimmt, ist fraglich. Wie ich Dir schon geschrieben habe, hat sich vom Winter noch nicht viel gezeigt. Das Wetter ist sehr wechselhaft und teilweise sogar ungesund.
Von der Zeitungsnotiz habe ich Kenntnis genommen und bin sehr erfreut von der Stadtverwaltung auch etwas zu bekommen.
Seit heute haben wir für unseren Wagen wieder einen französischen Fahrer  bekommen. Es ist also alles da für uns.
Deinen Wunsch, Dir etwas von unserem Dienst zu berichten, werde ich gerne nachkommen, soweit dies angänglich ist.
Ich möchte für heute schließen und Dir meine herzlichsten Grüße und Küsse übermitteln. Helga und Jörg gib wieder einen herzlichen Kuß. Dein Ernst.


Meine liebe Annie!                                                                    O.U., den 6.12.1940

Gestern habe ich einen Brief auslassen müssen, was mir eigentlich leid getan hat. Da ich Deinen Brief vom 1.12. erhielt, in dem Du mich nach meinen sehr guten Bekannten  fragst und mir einen stillen Vorwurf machst, daß Du doch so wenig weißt, obwohl wir uns viel schreiben. Vorerst möchte ich Dir noch erklären, warum ich gestern nicht  schreiben konnte.
Letzte Woche teilte ich Dir doch schon mit, daß ich mich nicht ganz wohl gefühlt habe. Ich dachte auch, ich hätte es überstanden, doch als ich am Montag im Theater war, mußten wir feststellen, daß nicht geheizt war und daß es durchzog. Das hat mir den Rest gegeben und zwar so, daß ich mich gestern ins Bett legen mußte und heute bin ich erst am Nachmittag aufgestanden. Ich hatte mich ganz elend erkältet, was sich dann in der Kreuzgegend zusammen gezogen hatte. Ich hoffe nun, daß ich es überhauen habe und werde mich in den nächsten Tagen sehr schonen, damit mein Weihnachtsurlaub durch eine Krankheit nicht in Frage gestellt wird.
Doch nun zu Deiner Frage. Ich hätte sie Dir lieber mündlich beantwortet, doch ich möchte versuchen, Dich davon zu überzeugen, daß die Dinge anders aussehen, wie Du sie Dir vorgestellt hast. Brieflich ist dies nicht gerade sehr einfach und es entsteht gern ein falsches Bild von dem, was man sagen will. Ich kenne hier die Familie Laureyns und die Familie Gaugnie. Bei Gaugnie ist vielfach ein Ehepaar, das ein Geschäft hat. Dort habe ich auch schon verschiedentlich gekauft. Dr. Thomas hat sich nun wiederholt verpflichtet gefühlt, die Leute einzuladen, weil er doch fast jeden Abend sich dort aufhält und weil ihm diese Leute öfter Besorgungen abgenommen haben. Aus dieser Einladung heraus haben diese Familien wieder ihrerseits eine Verpflichtung abgeleitet. Da Dr. Thomas, Graser und ich gewissermaßen das Kleeblatt sind, gehören wir also auch dazu. Wie Du also schon herausmerken wirst, ruht der größere Teil der Bekanntschaft beim Tommy, denn auch der unterhält sich ja auch fast ausschließlich mit ihnen, während Graser und ich stille Teilhaber sind. Ich profitiere nur insoweit, daß ich mich schon sehr an die Sprache gewöhnt habe und bisher auch schon viel lernte. Aus dieser Bekanntschaft haben weder wir, noch die Leute irgendwelche Vorteile bekommen, was Du Dir ja bei meiner Einstellung, die Du ja kennst, und die immer noch unverändert ist, auch selbst erklären kannst.
Ich kann Deine Frage wohl verstehen und ich bin Dir deswegen in keiner Weise böse. Ich hoffe ja auch, daß ich Dir bald persönlich alle noch offenstehenden Fragen beantworten kann. Ich bin auch überzeugt davon, daß Du den Kopf nicht hängen lassen wirst.
Ich möchte mich heute nicht gleich übernehmen und bitte Dich, mit diesem Schreiben vorlieb zu nehmen. Ich grüße Euch alle recht herzlich und sende Euch viele kräftige Küsse. Dein Ernst.

Dienstag, 1. Dezember 2015

Brief 86 vom 2./3.12.1940


Meine liebe Frau!                                                                             O.U., den 2.12.1940  

Bevor ich Dir vom Sonntag erzähle, muß ich Dir von einem Streich berichten, den wir uns am Samstag geleistet haben und aus dessen Folgen Du sehen kannst, was für einen prima Chef wir haben und wie der für unsere Gesundheit besorgt ist. Meine zwei Kameraden und ich waren am Samstag zu einem Essen eingeladen. Es gab ein echt französisches Essen mit etlichen Vorspeisen, den nötigen Getränken und als Hauptgang gab es, wie hier meist üblich, Huhn. Es war aber alles gut angemacht und appetitlich, so daß wir dem, was so zwischendurch an Getränken gereicht wurde, auch etwas  zugesprochen haben. Dann folgten noch die Nachspeisen, alles genau in der Reihenfolge, wie ich sie Dir früher auch schon geschrieben habe. Dr. Thomas war nicht gerade sehr gut aufgelegt, so daß wir den letzten Gang, den Sekt, ausgelassen haben. Wir sind vorzeitig dort aufgebrochen und trafen so kurz nach Mitternacht wieder daheim ein. Wir haben dann noch einige Kognaks getrunken, ein weiterer Kamerad, der bei uns auch noch im Hause wohnt, war auch gerade heimgekommen. Der ist unser Pianist. Für uns war das Veranlassung, in unser Musikzimmer zu gehen. Dort haben wir vier gesungen, was in unseren Kräften stand. Da wir ja allein in unserem Hause wohnen, kannst Du Dir denken, daß wir getan haben, was wir konnten. So gegen 3 Uhr haben wir uns dann ins Bett begeben, aber nicht ohne unseren Parademarsch im Flur zu klopfen. Eins möchte ich hierzu noch erwähnen, neben uns wohnt unser Chef und der ist seit Anfang letzter Woche aus dem Urlaub zurück. Am anderen Morgen, so gegen 10 Uhr sind wir aufgestanden und haben gerade beraten, ob wir baden gehen wollen, als es bei uns klingelt was die Klingel hergibt. Mein Kamerad Graser und ich bekamen Befehl, uns sofort beim Chef zu melden. Also, schnell fertig gemacht und angetreten. Gewaschen und rasiert waren wir noch nicht. Unser Chef begrüßte uns auch gleich sehr freundlich und sagte:
„Meine Herrn, ich nehme an, daß sie gut geschlafen und gefrühstückt haben, ich lade sie ein, sofort mit mir zur Jagd zu gehen“. Wir haben darauf gesagt, daß uns das eine Ehre sei und den guten Schlaf und das Essen haben wir bestätigt. Wir sind dann mit dem Wagen raus gefahren und von 11 bis 13 Uhr über Äcker und Felder, durch Busch und über Gräben gestolpert. Ich muß sagen, es war ein sehr schöner Morgen. So richtig novemberlich. Der Nebel verwusch das Bild der Landschaft, der Acker war leicht gefroren und die Gräser zeigten Raureif. Die Sonne stand ganz weiß im Nebel. Interessant war dabei noch, da wir uns in der Nähe der belgischen Grenze befanden, daß wir uns die ganze Zeit in der Befestigungslinie bewegten. Bunker die einsam und verlassen dastanden, das Gelände durchschnitten von tiefen Gräben als Tankfallen. Überall Stacheldraht. So kriegerisch das alles auch anmutet, es zeigt, nachdem alles nicht erhalten wird und dadurch teilweise verfällt, wie unnötig und zwecklos alles war. Doch nun zurück zu unserer Jagd. Ich war erstaunt, wie viele Rebhühner da waren und was für eine große Anzahl Hasen über die Äcker hoppelten. Das Jagdglück war uns auch hold, wir brachten fünf Hasen und zwei Rebhühner mit nach Hause. Unser Chef dachte sich für den Radau der vergangen Nacht zu entschädigen, doch da war er an der falschen Adresse, bei zwei solchen Naturburschen war das nur Öl in das Feuer. Wir haben uns auch weidlich gefreut, als er zu uns sagte: „Ich will nicht hoffen, daß sie in der vergangenen Nacht so einen Krach vollführt haben“, was wir selbstverständlich sofort verneinten und sagte, daß seien die anderen gewesen, denn wir sind um 11 Uhr ins Bett gegangen. Er hat sich immer wieder gefreut und versucht, darauf hinzusticheln, bis wir ihm sagten, daß dieser Ausflug für uns ein Vergnügen gewesen sei und wir dies nicht als Strafe betrachten würden und wenn er damit jemand bestrafen wollen, hätte  er ausgerechnet die beiden Unschuldigen erwischt. Als wir ihm das gesagt hatten, war er geschlagen.
Wie ich schon vorweg genommen habe, für unser leibliches wohl war etwas getan worden, wenn wir auch mit einem anständigen Hunger nach Hause gekommen sind. Ich habe mich dann an die Herrichtung meiner Kleider gemacht, denn die hatten ein Aufbügeln wieder einmal bitter nötig. Dazu habe ich dann teilweise das Wunschkonzert gehört. Nach dieser Schilderung wirst Du sicher denken, ich sei, nachdem ich nicht mehr unter Deinen Schutz stehe, außer Rand und Band geraten und meine guten Sitten hätte ich ganz vergessen. Zu Deiner Beruhigung kann ich Dir aber mitteilen, daß dem nicht so ist.
Die Post hat auch mit mir wieder einmal ein Einsehen gehabt, denn sie überließ mir heute Deine Briefe vom 25., 26., 27. und 28.11., sowie noch ein Päckchen vom Marinesturm. Ich habe eine ganze Zeit zu tun gehabt um alles zu verdauen. Trotzdem, es war mir nicht zuviel und ich habe mich dabei auch nicht übernommen. Nachdem ich Dir heute schon so viel geschrieben habe, werde ich Dir erst morgen diese Briefe beantworte, denn ich muß Dir noch eine unangenehme Mitteilung machen. Ungeschickt von mir ist es nun, daß ich sie mir bis zum Schluß aufgespart habe. Mir gehrt es aber scheinbar genau so, wie Du mit dem Mistbreiten. Es dreht sich um den Urlaub und das möchte ich Dir möglichst schonend beibringen, denn ich muß auf Anordnung meines Chefs doch schon am 22.12. abfahren und bis einschließlich 1.1.41 abends bleiben. Ich weiß, daß Dir das nicht so einfach ist und bitte Dich, dies Dir nicht so schwer zu Herzen zu nehmen. Unser Chef hat sich die Liste vorlegen lassen und hat selbst gesehen, daß ich dabei schlecht wegkommen würde. Er hat verschiedene kleine Änderungen vorgenommen und nun kann ich doch zu Euch kommen, vorausgesetzt, daß keine unerwarteten Ereignisse eintreten. Das ist doch fein. Das ist der offizielle Sonderurlaub für Weihnachten und es langt sogar noch zu Sylvester. Ich freue mich, daß ich Dir dies noch mitteilen kann.
Ich gebe Euch allen einen recht herzhaften Kuß, und nehmt dazu noch viele liebe Grüße entgegen. Du mein liebes Mädel kommst wieder besonders an die Reihe. Dein Ernst.


Meine liebe Annie!                                                                     O.U., den 3.12.40  

Nun kommt die Beantwortung der vielen gestrigen Post dran. Also der Reihe nach.
Mit dem Geld, was Du mir schicken willst, werde ich schon auskommen. Ich möchte nicht haben, daß Du Dich wegen mir restlos verausgabst. Der Tommy hat sich auch einen Mantel machen lassen und hat dafür etwa 70,-RM bezahlen müssen. Ich hoffe, kaum mehr bezahlen zu müssen. Ob ich ihn noch bis Weihnachten fertig machen lassen kann, muß ich erst einmal abwarten.
Daß Du Mundharmonika spielst, wundert mich nicht sehr, doch bin ich außerordentlich erfreut darüber, denn wenn ich wieder einmal auf Urlaub kommen sollte, können wir doch unser eigenes Wunschkonzert veranstalten. Ich lache Dich doch deswegen nicht aus, wenn Du mir Deine Freude darüber mitteilst, sondern höchstens an.
Die Elsa ist ja sehr anhänglich und es ist sehr nett, wenn sie Dir immer wieder schreibt. Sie muß doch sehr viel Sympathie für Dich haben.
Daß Dir Jörg mit so kleinen Arbeiten zur Hand geht ist sehr erfreulich, und man sieht doch, daß er älter und vernünftiger wird. Du kannst ihm mein Lob ruhig mitteilen. Verständlich ist ja, daß Helga nicht immer so mithelfen kann und ich weiß, daß sie auch mit zupackt, wenn sie Zeit dazu hat.
Wegen der WHW-Briefmarken, laß es nur bei den 2 Sätzen, das reicht vollauf. Die beiden Päckchen habe ich Dir ja bereits bestätigt und soviel ich weiß, habe ich das Danken dafür auch nicht vergessen.
Nun komme ich gleich zu meinen Päckchen. Die Nummern 3 - 7 sind gestern abgegangen und 8 und 9  heute. Weitere sind in Vorbereitung. Meistens sind´s Konserven und andere Lebensmittel und in einem ist der Pullover für Vater drin. Von den Sardinen könnt Ihr ja essen, und damit kennst Du Dich ja auch aus. Bei den anderen Konserven gebe ich Dir Bescheid. Ebenso kannst Du den Liebig Fleischextrakt verwenden, wenn Du willst, denn es sind davon auch zwei Büchsen da.
Gestern war ich wieder im Theater. Restlos gelangweilt. Ich weiß, daß man in Bezug auf Lustspiele manchmal sehr weitherzig sein  muß, doch wenn man die „sprühenden“ Witze so an den Haaren herbeiziehen muß, dann kann einem der Abend leid tun. Doch das kann passieren, daß einmal eine Niete zwischendurch dabei ist. Manche Leute freuen sich auch über solche Sachen.
Heute Abend war ich nochmals beim Berliner Philharmonie Kammerorchester. Ja, so ein Abend ist ganz etwas anderes. Wenn auch einmal ein Stück dabei ist, das man mit schwerer Musik bezeichnen kann. Gestern waren wieder Händel, Haydn, Gluck, Strauß und Tschaikowski an der Reihe. Am besten hat mir die sogenannte Feuerwerkmusik von Händel gefallen und dann die Teile aus der Abschiedssymphonie von Haydn. Auch das Ständchen des Leporello von Gluck, das ich zum ersten Male hörte, war in seiner Zartheit ausgezeichnet. Den Abschluß bildete diesmal der Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Strauß, der vom Dirigenten auch zu den Klassikern rechnet.
Nach der gestrigen Masseneinkunft von Post, konnte ich ja nicht erwarten, daß das heute so weiter geht. Es  ist auch nicht weiter gegangen. Zu den Geldsendungen möchte ich noch bemerken, daß es vielleicht ungünstig ist, wenn Du erst am 15. noch eine größere Summe absendest, weil dann zu befürchten ist, daß es mich nicht mehr rechtzeitig erreicht. Überlege Dir dies selbst einmal und handle nach Deinem Gutdünken.
Ich sende Dir recht viele herzliche Grüße und Küsse für heute. Dein Ernst.

Samstag, 28. November 2015

Brief 85 vom 28./29./30.11.1940


Mein sehr liebes Mädel!                                                                O.U., den 28.11.1940  

Mein gestriger Brief ist zwar nicht so ausgefallen, wie ich ihn gerne gehabt hätte, doch das lag daran, daß ich nicht ganz auf der Höhe war. Ich bin gestern vom Dienst aus gleich heimgefahren, habe meinen Brief geschrieben und mich gegen 8 Uhr ins Bett gelegt. Heute früh habe ich auch nichts gegessen, so daß ich am Mittag ziemlich Hunger hatte. Es geht mir jetzt wieder so einigermaßen, so daß ich heute Abend das Konzert besuchen kann. Ich möchte aber noch vorsichtig sein und mich gleich nach Schluß heim und ins Bett begeben. Wahrscheinlich werde ich erst morgen meinen Brief beenden.
Eben habe ich Deine beiden Briefe vom 23. und 24. gelesen, die ich vorhin bekam. Ich freue mich, daß Du an diesen beiden Tagen Post von mir bekommen hast und daß am 23. auch noch 5 Päckchen eingegangen sind. Ich habe immer das Gefühl, als ob noch einige fehlen. Eine Zusammenstellung habe ich Dir ja vor einigen  Tagen gegeben, so daß ich annehmen kann, bald von Dir darüber Bescheid zu erhalten. Eins würde mich auch noch interessieren, in welchem Zustand kommen die Päckchen an. Ist alles in Ordnung. Weiterhin bin ich froh, daß die beiden Sonderpäckchen auch schon angekommen sind. Es wäre sehr fatal gewesen, wenn da eines davon verloren gegangen wäre, weil beides zusammen gehört. Ich will Dich aber nicht unnötig neugierig machen.
Mit dem Verkauf der Seife bitte ich Dich etwas kurz zu treten. Ich weiß zwar jetzt nicht, wie viel Du auf Vorrat hast, doch wir bekommen bei unserer Weihnachtszuteilung schon unsere Kriegsseife, die ich aber nicht verwende, solange ich noch andere habe. Mir ist diese Verteilung aber ein Zeichen dafür, daß es auch hier langsam mit den Waren  knapp wird.
Wie ich Dir oben schon schrieb, hatte ich eigentlich die Absicht, mich bei meiner Heimkehr gleich ins Bett zu legen, doch es drängt mich geradezu, Dir von meinem Erlebnis, das dieses Gastspiel des Berliner Kammerorchesters heute war, zu berichten. Es wurden Ausschnitte aus Symphonien und Werken von Händel, Haydn, Bach, Grieg und Mozart gespielt. Du weißt ja selbst, daß ich zwar kein Kunstbanause bin, aber jedenfalls am Radio kein großer Hörer von Symphonien oder Kammermusik bin. Wenn man aber Gelegenheit hat, Augen- und Ohrenzeuge bei solchen Werken zu sein, so wird mir wenigstens dieses Erleben sinnvoller. Als vorletztes Stück wurde dann der Kaiserwalzer gespielt. Die beschwingte Musik wurde sehr fein wiedergegeben. Zum Schluß kam als Glanzstück und wie der Dirigent in seinen verbindenden Worten noch erklärte, als besonderer Gruß der Heimat, das Kaiserquartett von Haydn. Du kennst es auch. Ihm liegt das Motiv des Deutschlandliedes zu Grunde. Selten bin ich hier draußen so daheim gewesen wie gerade bei diesem Stück.
Bei diesen Klängen habe ich Euch daheim gesucht und auch gefunden.
Ich bin am Abend zur Haustüre hereingekommen, habe mich dann alsbald im Vorraum befunden und dort meinen Mantel abgelegt. Dich fand ich in der Küche noch beschäftigt. Offenbar saß auch Vater am Tisch und las die Zeitung. Die Kinder waren im Bett. Ich suchte sie in ihrem Zimmer auf und fand sie im tiefen Schlaf. Friedlich lagen sie da, ihre kleinen Erlebnisse des Alltags sah man ihnen nicht an. Zwischendurch klang wieder die Melodie des Deutschlandliedes. Ich fand Dich später im Schlafzimmer wieder, allein. Ein Bett war leer. Mein Blick ging durch das Zimmer, an all den vertrauten Sachen blieb er hängen. Im kleinen Zimmer sah ich all das, was wir zusammen erarbeiteten. Durch die Küche, der Stätte Deines Wirkens mußte ich wieder zurück, um wieder hierher zu gelangen. Vorher nahm ich aber wieder Abschied von Dir und von unserem Deutschland, denn die Wirklichkeit hält mich ja gegenwärtig hier in dieser Stadt. Doch dieser Besuch war etwas Herrliches und war wunderbar untermalt durch die einzige Melodie unserer Nation.
Hast Du es nicht gemerkt, wie ich bei euch war?
Euren Brief vom 24. habt ihr ja ziemlich weihnachtlich gestaltet. Du erzählst mir von Weihnachtsgeschenken, die Du schon dür die Kinder gekauft hast und die Kinder malen schon Tannenzweige mit Kerzen unter die Briefe. Ja für die Kinder hat jede Jahreszeit etwas Besonderes. Ich finde aber so geheimnisvoll wie die Weihnachtszeit, ist kaum eine andere. Dies muß uns schon von unseren Altvorderen im Blute liegen. Drum bedaure ich auch, daß ich jetzt nicht daheim sein kann. Ich bin ja wohl mit Euch verbunden, denn Eurer Adventskranz steht vor mir auf dem Tisch, ich werde somit immer an meine Lieben daheim erinnert.
Wenn Du die gesandten Sachen nicht als Dank für Deine Arbeit ansehen willst, so nimm sie bitte als Dank für Deine Liebe, die Du mir immer wieder entgegenbringst an. Ich  freue mich jedenfalls immer, wenn ich etwas Besonderes oder auch etwas Notwendiges für Euch erwerben kann.
Der Eifer der Kinder muß ja unbedingt gelobt werden. Steckt  da vielleicht doch nicht etwas Egoismus dahinter, damit Du bald fertig wirst um ihnen vorlesen zu könne? Na, diese Selbstsucht wirkt ja immerhin erzieherisch und braucht deshalb nicht kritisiert werden.
So jetzt habe ich doch noch meinen Brief fertig geschrieben, doch in wenigen Minuten haben wir es bereits 12 Uhr. Es wird also Zeit, daß ich ins Bett komme. Gute Nacht mein liebes Mädel und schlafe gut. Unseren beiden Stromern gib wieder jedem einen herzlichen Kuß. Du selbst sei herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.

Mein liebes Mädel!                                                                O.U., den 29.11.1940

Erst will ich wieder meinen Ruf nach Post ausstoßen. Vielleicht kommt morgen wieder welche. Heute ist für mich wieder ein Jubiläum. Soweit ich feststellen kann, schreibe ich an Dich jetzt den 150. Brief. Übrigens haben wir einen anderen Tag übersehen, vor etwa 14 Tagen war es ein halbes Jahr her, seit ich von Euch fort bin.
Ich habe heute an Nanni geschrieben. Dieser Brief war schon lange fällig. Den Durchschlag davon füge ich Dir bei. An die Eltern werde ich auch heute noch schreiben. Ebenso werde ich die beiden Päckchen mit absenden. An Siegfried sowie auch an Kurt muß ich auch wieder schreiben, damit ich meine Postschulden wieder erledigt habe. Hast Du eigentlich das Päckchen mit dem Kakao nicht erhalten? Ich erwarte immer noch die Antwort auf meine Frage bezügliche der Ankunft meiner Päckchen. Am Montag gehen an Dich wieder einige ab, damit ich die hier lagernden Sachen so nach und nach weg bekomme, denn ich möchte mich nicht unbedingt mit mehr belasten als erforderlich ist.
Nun möchte ich Dich einmal mit einer grundsätzlichen Frage belasten und die handelt sich um den Urlaub. Wie ich Dir schon seinerzeit sagte, ist meine Tätigkeit mit der des Tommy verkoppelt. Der fährt nun über Weihnachten und Neujahr bis etwa 15.1. 41 in Urlaub. Nach dem Urlaubsplan besteht für mich vorher wenig Aussicht, hier wegzukommen. Wir haben für mich den 18./19.1.1941 festgelegt. Ich habe mir gedacht mit Rücksicht auf Euch würde ich bei unserem Chef darum einkommen, daß ich vielleicht 5 -6 Tage über Weihnachten freikäme. An sich ist es dann aber so, daß ich höchstens 3 Tage bei Euch sein könnte, weil ich so eine lange Anreise habe. Dieser Sonderurlaub würde auf den kommenden angerechnet werden. Dann könnte ich vielleicht trotzdem zu dem vorgesehenen Zeitpunkt im Januar zu Euch kommen. Der Unterschied ist noch der, daß ich zweimal reisen muß, was dann auch mit eingerechnet wird. Du wirst Dir denken können, daß es mir auch nicht einerlei ist, gerade zum Weihnachtsfest nicht bei Euch sein zu können. Wie ich Dir aber schon oben geschildert habe, ist hier zweierlei zu bedenken. Ich bitte Dich, mir schnellstens Deine Ansicht mitzuteilen, ich werde dann sehen, was ich erreichen kann und wie ich es mache.
Recht herzliche Grüße und Küsse für heute sendet Dir Dein Ernst.


Meine liebe Frau!                                                       O.U. den 30.Novwember 1940

Nun habe ich doch erst heute den Brief an die Eltern fertigbekommen, weil ich gestern Abend zum Pflichtessen mußte. Heute hat es sich ganz schön gegeben, denn ich hatte heute Nachmittag Bereitschaftsdienst. Da habe ich erst einmal einige Päckchen fertig gemacht und nun habe ich mich ans Schreiben gesetzt. Die Päckchen an Nanni und an die Eltern sind auch versandfertig, so daß am Montag eine Sendung von 7 Päckchen herausgeht. Wie findest Du den Brief an die Eltern? Er ist zwar etwas dreist in Bezug  auf die Bezahlung, doch ich habe gedacht, wenn ich nicht die Initiative ergreife, lassen die sich nichts merken. In der Feinfühligkeit waren Deine Eltern uns gegenüber manchmal auch nicht sehr kleinlich. Ich werde ja sehen, was sie dazu sagen. Wenn es ihnen zuviel ist, brauchen sie es nur zu schreiben, dann bekommt Ihr wieder alles.
Die Post ist ja wieder mit mir sehr rücksichtsvoll. Damit ich meine Nerven nicht so überlaste und erst am Montag wieder die Arbeit des Briefelesens aufnehmen muß, hat sie mich heute bei der Briefverteilung ausgeschlossen. Das ist doch nett von den Leuten. Ja bei denen kommt man nur noch mit Galgenhumor durch, etwas anderes zieht nicht mehr.
Die Päckchen habe ich weiter nummeriert und ich sende jetzt die Päckchen 3 bis 7 am Montag an Dich ab. Den Pullover für Vater habe ich auch dabei, in den anderen Päckchen sind meistens Lebensmittel. Ich brauche ja keine langen Beschreibungen loszulassen, denn Du brauchst ja nur auf den laufenden Eingang der angekündigten Nummern achten. Nachdem ich mir die neue Mütze angeschafft habe, bin ich nun noch zur Kammer gegangen und habe mir eine neue Feldbluse verpassen lassen, damit ich etwas zu wechseln habe. Es dreht sich nun noch darum, daß die verschiedenen Änderungen und die entsprechenden Abzeichen beschafft werden, denn ich habe nicht Lust, mir diese auf meine Rechnung zu besorgen. Am Montag werde ich auf dem Dienstweg den Antrag auf Übernahme stellen. Ich bin gespannt, wie lange das dauern wird, bis das durch ist. Ja man muß immer hinterher sein, denn sonst kommt man zum Schluß noch ganz abgelumpt daher. Vor allen ist es doch bei uns so, daß wir mitten im öffentlichen Dienst stehen, so daß wir wenigstens einigermaßen ordentlich angezogen sein müssen. Das ist ja in der Heimat auch so.
Du wirst froh sein, wenn Du heute wieder einmal einen mit Maschine geschriebenen Brief erhältst, da brauchst Du nicht so lange herumzubuchstabieren. Wegen meines Urlaubs bitte ich Dich, nimm dazu in der Weise Stellung, wie Du es Dir denkst. Ich kann ja noch nicht sagen, was ich hier erreiche und wie unser Chef in dieser Sache entscheidet. Mit Rücksicht auf den Jahreswechsel fällt hier ein großer Teil Arbeit an, der schließlich erledigt sein muß. Ich weiß Du wirst für alles Verständnis haben und mir auch einen Bescheid zukommen lassen. Nachdem nun ja bald wieder Nikolaus ist und in diesem Jahr wahrscheinlich keiner zu den Kindern kommen kann, habe ich mir gedacht, daß ich unter der Deckadresse  dieses Mannes an die Kinder einen entsprechenden Brief schreibe. Wenn Du etwas anderes vorhast, so kannst Du ihn ja ohne weiteres zurückhalten.
Nun meine Lieben daheim grüße ich Euch alle recht herzlich und sende Euch viele Küsse. Dir mein liebes Mädel sende ich dies alles wieder besonders und hoffe von Dir bald wieder Nachricht zu bekommen. Dein Ernst.
Der Brief an die Kinder war Schwerarbeit für mich, denn Du weißt ja, wie gut ich die deutsche Schrift beherrsche. Du wirst es ja auch ohne weiteres aus den Zügen erkennen, wie ich mich damit abgequält habe. Ich denke aber, daß die Kinder sich darüber freuen werden. Du wirst ihnen ja sowieso noch etwas dazu geben.

Brief 84 vom 26./27.11.1940


Mein liebes Mädel!                                                                    O.U., den 26.11.1940 

Nachdem ich gestern so reichlich mit Post bedacht worden bin, kann es ja heute nun nicht so weitergehen. Ich habe zwar keine Briefe bekommen, doch dafür trafen Deine beiden Päckchen ein, die nun doch etwas Advent in meine Bude zaubern. Ich habe die Zweige dazu gelegt und das Büchlein daneben. Der Tisch wirkt geradezu festlich. Das Kränzchen hast Du wieder fein und mit viel Liebe gemacht. Es atmet Alles Heimat aus. Als ich alles auspackte, da fiel mir ein, als Du mir den ersten Adventskranz brachtest. Damals war ich noch mit Fritz zusammen. Kannst Du Dich noch entsinnen, wie wir damals restlos begeistert waren?
Ja, inzwischen sind nun 12 Jahre vergangen und ich sitze, wie damals auch, einsam in einer Bude. Ich weiß zwar, daß Deine Gedanken auch hier bei mir weilen wie die meinen bei Euch. Habe Du recht herzlichen Dank und den Kindern danke ich vielmals für die ausgeschnittenen Tannenbäumchen. Das Gebäck habe ich probiert, es schmeckt wie immer gut. Das Heftchen werde ich mir an einem der nächsten Abende vornehmen. Ich danke Euch nochmals für Eure Liebe und für Eure Aufmerksamkeit.
Unsere schönen Wälder, die fehlen hier sehr, umso mehr hat mich das Tannengrün erfreut, sind diese kleinen Zweiglein aus diesen Wäldern. Man hat es in diesem Trubel gar nicht so gemerkt, daß es auf Weihnachten zugeht, die Witterung hat ja bis jetzt auch noch nicht darauf hingedeutet. Ich werde ja durch Euren Gruß immer wieder daran erinnert, daß wir nicht weit von Weihnachten entfernt sind. Ich kann mich ja im Großen und Ganzen nicht beklagen, denn ich bin soweit gut untergebracht, habe mein anständiges Essen. Eins fehlt eben doch und das kann nicht ersetzt werden, das ist die Familie und damit die Heimat. Wir wollen fest hoffen, daß uns dies alles wieder einmal beschieden sein wird.
In unserer Zeitung steht heute ein interessanter Artikel über unsere Stadt. Ich lasse ihn Dir demnächst mit  zugehen. Ein Bild zeigt auch die „Porte Paris“. An der gehe ich jeden Tag mindestens einmal vorbei, dieses Tor ist auch ganz in der Nähe meiner Arbeitsstätte.
Vom Wetter kann ich heute berichten, daß es wahrscheinlich kälter werden wird. Wie hier der Winter ausfällt, bin ich auch gespannt. Vor einigen Tagen hatten wir ganz dichten Nebel, der beim Autofahren sehr hinderlich ist.
Ich werde am Donnerstag in das Konzert der Berliner Philharmoniker gehen, die an diesem Tage einmal unter dem Dirigenten Hans von Benda spielen wird. Das wird wieder ein musikalisches Erlebnis werden. Ich möchte für diesmal wieder schließen und Dir meine herzlichsten Grüße und Küsse übersenden. Helga und Jörg, unseren beiden Stromern, gib auch jedem einen herzlichen Kuß und sage ihnen, daß ich oft an sie denke. Dein Ernst.


Mein liebes Mädel!                                                     O.U., den 27.11.1940

Heute ist wieder der zweite Tag, an dem ich keine Post von Dir bekommen habe. Ich weiß zwar aus Deinen Briefen, es geht Dir ebenso, doch man muß diese Feststellung jedes Mal wieder treffen.
An Dich habe ich heute zwei Päckchen wieder ab gesandt. Zur besseren Kontrolle habe ich angefangen, jedem Päckchen eine Nummer zu geben, dann kannst Du ohne weiteres feststellen, welches Päckchen ausgefallen ist. Also Nr. 1 und 2 sind abgegangen. Es sind Sardinen und andere Konserven. Wir haben jetzt dafür die Rechnung bekommen. Auf mich entfallen etwa 20,-RM bis 25,-RM. Ich habe wieder einige Päckchen in Vorbereitung, doch macht die Beschaffung des notwendigen Verpackungsmaterials bald Schwierigkeiten. Es wäre doch sehr unangenehm, wenn die gekauften Sachen beschädigt ankommen würden. Ich werde die Waren  nach und nach an Dich abschicken, so wie sich die Möglichkeiten bieten.
Ich habe mich nun weiterhin verbessert und mir den schon länger in Aussicht genommenen Kauf einer Mütze vollzogen. Ohne mich selbst zu überheben, ich finde, sie sieht nicht ungeschickt aus.
Das Wetter ist sehr unfreundlich und man muß sich darauf umstellen. Augenblicklich sind wir mit Arbeit wieder sehr überhäuft, daß es manchmal scheint, man würde es kaum schaffen. Doch wir werden uns nicht unterkriegen lassen.
In unserer Zeitung standen einige interessante Artikel. Einer über Frankreich und einer über Kortrijk. Ich werde sie Dir auch mit zusenden, weil ich denke, daß Du Dich auch dafür interessierst.
Am Sonntag werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach Hörer des 50. Wunschkonzerts sein. Ich weiß, daß Du auch dabei sein wirst. Wir werden also gemeinsam, wenn auch weit voneinander entfernt, dasselbe hören.
Sei heute wieder recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Den Kindern gib bitte wieder einen herzlichen Kuß von mir und an Vater richte doch einen Gruß aus.

Dienstag, 24. November 2015

Brief 83 vom 23./25.11.1940


Meine liebe Frau!                                                                             O.U., den 23.11.1940           

Ist es nicht eigentümlich mit was man sich alles befassen muß. Es rückt langsam der Termin heran, wo mein Kamerad Dr. Thomas in Urlaub gehen will. Ich muß mich daher auch noch mehr wie bisher in die Dinge einweihen, die er vorher allein bearbeitet hat.
Wir haben heute unsere Schweinemästereien besichtigt, die nach deutschem Muster ähnlich dem EHN aufgebaut sind. Die Küchenabfälle der Truppen werden schon gesammelt, doch reicht dies für die 400 Schweine, die gemästet werden sollen, noch nicht aus. Es soll aus diesem Grunde auch die Bevölkerung mit helfen. Die Organisierung und die Durchführung solcher Aufgaben ist unter den hiesigen Verhältnissen ungemein schwerer, wie bei uns daheim. Ich denke, daß wir auch diese Aufgabe meistern werden.
Ich schrieb Dir doch vor einiger Zeit von dem Brand. Darüber kam auch ein Artikel in die Zeitung, der besagte, daß die Vertreter von unserer Dienststelle zuerst da waren und durch die gegebenen Anordnungen ein Übergreifen auf die Nachbarhäuser verhindert wurde. Gestern bekamen wir aus Paris von einem Privatmann ein Schreiben, worin er sich bedankte, daß durch unser Einschreiten sein Haus hier keinen Schaden gelitten hat. Das ist doch sehr höflich. Nun habe ich Dir aber viel vom Dienst geschrieben.
Heute Nachmittag war ich mit beim Einkaufen und habe für Vater auch den Pullover erstanden. Er kostet zwar nicht 6 sondern 8 RM, doch ich finde ihn trotzdem noch preiswert. In einem Geschäft sah ich Schlafsäcke in der Preislage von 20,- und 30,-RM. Ich dachte bald, daß das etwas für Kurt wäre. Wenn ich seine Adresse wüßte, würde ich ihm gleich schreiben. Die Fütterung war m.E. Wildseide oder Daunen. Ich weiß zwar nicht, was diese Sachen bei uns kosten. Man sieht hier so vieles, was man kaufen möchte und verausgaben könnte man sich dabei, daß einem die Schulden über den Kopf wachsen. Aber auch hierbei muß man sich beherrschen, wenn es noch so schwer fällt. Ich freue mich aber über alles, was ich für Euch erstehen kann.
Morgen wird unsere Fahrt nach Kortrijk, Gent, Brügge steigen. Wir bekommen in diesem Monat noch unbeschränkt Benzin und wollen aus diesem Grunde die Gelegenheit noch ausnutzen.
Mein liebes Mädel, eine recht gute Nacht wünsche ich Dir und sende Dir viele herzliche Grüße und Küsse und bitte Dich, gib den Kinder auch etwas davon ab. Dein Ernst.


Mein herzliebes Mädel!                                                                            O.U., den 25.11.1940

Gestern  früh hörte ich wieder einmal ein Lied, was wir vor Jahren so oft gesungen haben. Es paßte auch zu dem gestrigen Tag und auch in die Gegend. Immer wieder tönte es mir in den Ohren „Der Wind weht über die Felder“. Wir fuhren hier bei bewölktem Himmel fort. Das Wetter war nicht gerade schlecht. Wir kamen an Flugplätzen vorbei, ein Posten stand da, wieder klingt es „ins regennasse Zelt“. Es war inzwischen regnerisch geworden und verschiedentlich marschierten Kolonnen. Beim Marschtritt hörte  man wieder „Es zieht in langen Reihen das weite Regiment“. Lastwagen wurden überholt und vor uns taucht ein Zug Reiter auf. Im Vorbeifahren klappert uns der Huftritt der Pferde zu „Sein Reiter zieh´n ins Feld“. Es  war zwar nicht das ins Feldziehen wie im Weltkrieg, doch wenn  man sich in dieser Landschaft und in der Stimmung befindet, die schließlich die ganze Umgebung hervorruft, so kann am Totensonntag einem nur etwas Derartiges in den Sinn kommen. In verschiedenen Ortschaften waren teilweise die Häuser zerstört. Es war gekämpft worden. Einige Gräber ließen die Härte der Kämpfe erkennen. Die Kreuze grüßten herüber und mir kam in den Sinn „viel Kreuz am Wegesrande“. Es war beeinflußt durch das Wetter, eine richtige flandrische Stimmung, die man erlebt haben muß, um das Lied wieder richtig zu erfassen. Seither war es mir noch nie so stark zu Bewußtsein gekommen.
Ich habe nochmals kurz obige Zeilen überflogen und muß feststellen, daß dies eine ganz sentimentale Stimmung ist, die ich da niedergelegt habe. Ich hatte mir überlegt, ob ich es überhaupt weg senden soll. Nachdem dies nun einmal für Dich bestimmt war, kann ich es eigentlich nicht wegwerfen. Also, es geht so an Dich ab wie es ist.
Wir waren wieder in Gent, haben uns dort nochmals richtig umgesehen, es hatte dort inzwischen aufgehört mit regnen. Anschließend sind wir in ein Restaurant und haben dort unser Brot, das wir mitgenommen hatten, verzehrt. Das Kartenwesen ist in Belgien wesentlich strenger wie in unserer Gegend, weshalb wir vorsichtshalber unser Brot gleich mitgenommen hatten. Wir hätten offenbar sonst nichts bekommen. Anschließend haben wir uns aufgemacht und sind nach Brügge rübergebraust. Die Straßen sind ausgezeichnet. Wir hatten den Herrn Gangzie mitgenommen, der ein routinierter Fahrer ist, den haben wir eine Strecke fahren lassen, und bei 100 - 120 Sachen waren wir bald am nächsten Ziel. Das Wetter hatte aufgeklart, so daß wir für den Vormittagsregen reichlich entschädigt wurden. Diese Stadt wird zwar nicht zu Unrecht das Venedig des Nordens bezeichnet. Man muß berücksichtigen, daß wir zu einer Jahreszeit in die Stadt gekommen sind, die doch mehr oder weniger, sei es durch das Wetter oder durch die kahlen Bäume, die Stimmung beeinträchtigten kann. Man merkt hier ganz klar, daß diese Stadt in ihrer Blütezeit der Hanse angehört hat. Bremen und Lüneburg, diese beiden Städte kenne ich ja, sie spiegeln dasselbe Bild. Es ist eine Stadt, die sehr reizvoll durch ihre Bauten wirkt. Ein großer, um nicht zu sagen der schönste Teil wurde so um 1610 - 1630 erbaut. In neuerer Zeit ist man dazu übergegangen, die Erneuerungsbauten im gleichen Stil aufzubauen. Äußerst interessant wirken die wuchtigen Backsteinbauten, die sich durch die Jahrhunderte gut erhalten haben, während die Gebäude aus Sandstein, der das andere Baumaterial gab, stark unter den Witterungseinflüssen gelitten hat.
Wir haben uns vorgenommen, bei Gelegenheit Brügge nochmals aufzusuchen. Als Sachse, der man ja landschaftlich war, ist interessant zu erfahren, daß hier der größte Teil die sogenannten „Büsseler Spitzen“ herstellt. Von 60000 Einwohnern sind 18000 in dieser Industrie tätig. Von diesem Lande wurde ja seinerzeit auf Grund der Religionsverfolgungen  die Spitzenmacherei und die Klöppelkunst nach dem Erzgebirge verpflanzt. Wir waren in einem Geschäft und haben uns die Sachen angesehen, es waren teilweise die reinsten Kunstwerke und an Feinheit wunderbar. Diese Sachen sind auch nicht gerade billig. Wenn ich mich in letzter Zeit nicht zu sehr verausgabt hätte, würde ich etwas für Dich gekauft haben. So hat es nur zu einem kleinen Andenken gelangt, welches ich Dir gleich beilege. Vielleicht freut Dich auch das. Um vor Einbruch der Dunkelheit noch nach Hause zu kommen, haben wir 1/4 6 Uhr die Heimreise angetreten. Nach einer reichlichen Stunde sind wir wieder hier gelandet.
Jetzt habe ich Dir wohl genügend  von den Eindrücken unserer Reise geschildert und nun möchte ich Dir für Deinen lieben Brief vom 20., den ich heute erhielt, herzlich danken. Deinen Wunsch auf Schokolade kann ich Dir also erfüllen, denn ich habe am Samstag wieder 15 Tafeln bekommen können. Es ist zwar nicht immer sehr einfach, doch bis jetzt hat die Beschaffung immer noch geklappt. Ich werde sie Dir so nach und nach mit zugehen lassen. Deinen Wunsch wegen der Weste habe ich mir vorgemerkt, doch wie ich Dir schon mitteilte, bin ich etwas knapp mit dem Geld, vor allem, weil ich für die Kinder noch die Wünsche erfüllen muß. Sobald es mit aber möglich ist, werde ich mich Deines Wunsches erinnern.
Bei den Spaziergängen durch den Wald war ich auch immer gerne dabei und Du weißt ja selbst, daß das für mich immer die Erholung war. Ich freue mich jedenfalls darauf, mit Euch wieder einmal durch den Wald zu strolchen. Soeben treffen Deine weiteren Briefe vom 21. und 22. ein. Soviel Post an einem Tage wieder, ist wirklich eine Überraschung. Leider muß ich dabei feststellen, daß Du auch so unregelmäßig versorgt wirst.
Mit Deinen Schuhkäufen bin ich durchaus einverstanden. Ich hätte Dir hier auch gerne ein Paar neue Schuhe gekauft, doch wie ich Dir schon mitteilte, die Geldmittel waren dafür zu knapp. Je mehr man Geld hat, desto mehr kauf man, solange die Möglichkeit dazu besteht. Helga danke ich für den schönen Gruß, den sie mir geschrieben hat und über Jörgs Obstgehänge, das er mir wieder gemalt hat, habe ich mich auch sehr gefreut. Diesen Brief möchte ich nun absenden. Soweit noch zu dem einen oder anderen Punkt etwas zu sagen ist, werde ich dies im nächsten Brief tun.
Für heute grüße ich Dich recht herzlich und sende Dir viele Küsse, von denen Du den Kindern einige abgeben kannst. Dein Ernst.

Samstag, 21. November 2015

Brief 82 vom 21./22.11.1940


Meine liebe Annie!                                                                        O.U., den 21.11.1940              

Gleich am Anfang muß ich wieder das alte Klagelied wegen der angeblich schlechten Postversorgung anstimmen. Ich bin nun gespannt, wann die zwischendurch ausgefallenen und dann wieder die laufenden Briefe eintreffen. Ja, da wird ein Fest werden, wenn die alle zusammen ankommen. Wie Du mir schreibst, geht es Dir in gleicher Weise schlecht.
Gegenwärtig haben wir hier ein sehr wechselhaftes Wetter. Wenn man nicht ab und zu durch entsprechendes Weintrinken für seine Gesundheit etwas tut, könnte man direkt krank werden. Ich habe heute etwas für meine Gesundheit getan.
Ich habe Gelegenheit gehabt, einige Konserven zu bestellen. Die Sendung ist nun angekommen und vorhin haben wir verteilt. Es sind Ölsardinen, Hummer, Langusten, Anchovis, Fleisch, Fleischextrakt usw., usw. Es werden so an die 50 Dosen und Sachen sei. Ich denke, wenn ich Dir dies so nach und nach mit zugehen lasse, wirst Du mir nicht böse sein, denn das bedeutet doch eine willkommene Abwechslung in Euren Mahlzeiten und Deine Wirtschaftskasse wird dadurch auch etwas entlastet. Ich habe mich sehr gefreut, weil viele Spezialitäten dabei sind, die wir sonst normalerweise bei uns daheim nicht kaufen würden oder könnten.
Weil ich gerade bei den Essachen bin, kann ich Dir ein kleines Erlebnis schreiben, das geradezu typisch für französische Verhältnisse und Organisation zu sein scheint. Letzthin teilte ich Dir doch mit, daß hier das Markensystem eingeführt sei. Auf dieses möchte ich nun anspielen. In einer Familie, die ich sehr gut kenne, wurde ein ziemlich feudales  Mittagessen aufgetragen. Wir fragten, ja wie bringen sie das nur fertig, haben sie das alles auf Ticket; worauf uns geantwortet wurde, Ticket, nein Ticket sind wohl gut für die Soldaten, aber nicht für uns. Es klingt geschrieben härter als es gesagt und auch gemeint war, doch es ist bezeichnend für das Verteilungssystem und ein Hinweis darauf, daß man unter der Hand und auf dem Lande immer noch kaufen kann. Wir selbst können ja auch nicht klagen, denn unsere Verpflegung ist wirklich ausgezeichnet. Heute gab es am Abend beispielsweise Suppe, kalte Platte, die aus zweierlei großen Scheiben Fleisch, etwas Kartoffel- und etwas grünem Salat und einem Klecks Mayonaise bestand. Als Nachtisch gab es, wie meistens abends, eine Ecke Camembert und etwas Butter. Brot kann man dazu essen, so viel man Lust hat. Auch für das Trinken ist am Abend gesorgt, denn man bekommt noch ein Glas Wein oder Bier dazu. Für mich kommt ja nur erstes in Frage. In diesen Tagen werde ich mir eine Mütze kaufen, nachdem jetzt eine Stelle sich hier niedergelassen hat.
Unsere Fahrt nach Gent und evtl. anschließend Brügge ist, anständiges Wetter vorausgesetzt, ziemlich sicher. Am folgenden Sonntag werden wir kaum herauskommen, weil wir dienstlich festgehalten sein werden.
Ich sende Dir wieder viele recht herzlich Grüße und Küsse und bitte dich, einige davon den Kindern weiterzureichen. Dein Ernst.


Geliebte Annie!                                                                            O.U., den 22.11.1940

Es ist also genau so gekommen, wie es ohne viel Scharfsinn nicht viel anders zu erwarten war. Ich habe heute von Dir drei Briefe erhalten und zwar die vom 14., 18., und 19.11.40, über die ich mich sehr gefreut habe, obwohl ich daraus ersehen habe, daß Du auch so unregelmäßig mit Post versorgt wirst und daß Du deswegen den Kopf etwas hängen läßt. Du siehst aber selbst, daß einer Deiner Briefe auch 8 Tage gebraucht hat, um an mich zu gelangen. Ich verstehe, daß Du jetzt etwas mehr Zeit hast durch die längeren Abende wie während der vergangenen Zeit und nun viel mehr sinnieren kannst wie vorher. Ich bitte Dich aber, laß den Kopf nicht hängen und sei  wie immer meine tapfere Frau.
Aus Deinem ersten Brief habe ich gelesen, daß Kurt seinen Koffer zurückgesandt hat, also ist er ernstlich doch woanders hingekommen. Bis jetzt hat er mir noch keinen Bescheid gegeben. Daß er seinen Koffer leichtsinnig versorgt hat, sieht ihm durchaus ähnlich, ich glaube auch kaum, daß wir ihn in dieser Beziehung ändern können. Denke einmal an, wenn sogar der Kommis hier versagt, was sollen wir da sagen.
Mit Deinen Händen hast Du wirklich großes Pech gehabt, ich bin nun froh, aus Deinen letzten Briefen zu ersehen, daß die Besserung wesentliche Fortschritte gemacht hat. Lobenswert ist, daß Dich Helga so gut unterstützt und Dir einen Teil Deiner Arbeit abnimmt. Ich halte es für ratsam, wenn Dir diese Wunden immer eitern sollten, etwas Jod zu verwenden, das schützt vor neuer Infektion, doch müssen in erster Linie etwa vorhandene Fremdkörper heraus.
Deine Ansicht über den Wert der Pelzmäntel für 287,-RM ist mir auch einigermaßen klar. Es ist ja so, daß hier der niederste Preis genannt worden ist. Hier sind ja die Preise für diese Artikel fast um das Dreifache gestiegen. Mit solchen Sachen kann man daheim angeschmiert werden und hier auch. Solche Käufe sind reine Vertrauenssache. Ich hoffe aber, daß Du Freude daran haben wirst. Wenn Du keine Lust hast, in einem Geschäft nachzufragen, so nehme ich Dir dies durchaus nicht übel.
Du drückst in Deinem Brief Deine Verwunderung darüber aus, woher ich die Leute alle kenne. Ich habe Dir ja auch in einem meiner letzten Briefe geschrieben, daß man hier so nach und nach verbürgert und Du wirst ja nun auch wissen, wie ich darüber denke. Daß ich Euch darüber nicht vergessen habe, hast Du gemäß Deiner Feststellung selbst gemerkt.
Dein Brief vom 18. schildert mir von Deiner Tätigkeit im Garten. Ich bin überzeugt, daß Du nun alles in Schuß hast, trotzdem meint man, es müßte dies oder jenes noch getan werden. Doch wenn man danach gehen wollte, würde man nie fertig werden. Wenn Du die blauen Blumen vor dem Haus abgeerntet hast, so kannst Du sie, wenn sie etwas zusammengestutzt sind, mit auf den Komposthaufen werfen. Die Berge würden auch mir Freude machen, aber Du hast recht, man kann nicht alles miteinander haben. Etwas muß sein, wonach man wieder einmal Verlangen hat und das sind außer der Familie auch die Berge und der See. Ich habe vor mir Dein Bild liegen und proste Dir, indem ich an Dich denke, auf Deine Gesundheit mit einem Glas Burgunder zu.
Ich finde auch, daß für Kralls die Mitteilung der Gefangenschaft ihres Sohnes eine gewisse Erleichterung bedeuten wird. Deinen Vorschlag, daß die Eltern für Jörg Soldaten kaufen sollen, stimme ich zu. Deinem Wunsch, Dir aufzuzeichnen, wie ich wohne, will ich gerne nachkommen, wenn ich weiß, daß ich Dir damit eine Freude bereite. Bei meinen zeichnerischen Fähigkeiten weiß Du ja, was für ein Opfer ich da bringe. Eine Bedingung muß ich dabei aber stellen, ich möchte auf Raten arbeiten, also so nach und nach werde ich Dir einige meiner Kunstwerke zugehen lassen.
Das eine Päckchen ist aber schnell gegangen. Dann werden ja die anderen auch bald eintreffen. Klarheit habe ich allerdings noch nicht über alles, was angekommen ist. Ich habe folgende Päckchen an Dich ab gesandt.
Am 21., 22. und 23.10 je zwei= sechs Päckchen. Am 29. und 30. 10. je eins. Am 13.11. ein Päckchen, am 14. zwei und am 15.11. fünf Päckchen, das sind zusammen 16 Päckchen. Kontrolliere doch bitte einmal nach, was nun eingegangen ist. Da ich bisher kein Datum draufgeschrieben habe, wird es schwer für Dich sein. Doch ich werde ja sehen, was Du schreibst.
In diesen Tagen werde ich von den Lebensmitteln absenden. Ich wäre aber froh, wenn ich erst Klarheit über die anderen Sachen habe. Ich werde die anderen Päckchen mit Datum versehe,  die dann mit meinen Aufzeichnungen übereinstimmen und eine Inhaltsangabe werde ich auch mit senden.
Ein wunderbarer Sternhimmel ist wieder heute Abend. Der große Wagen und der Orion sind herrlich zu sehen. Es ist dazu angetan, recht an Dich und an Euch zu denken.
Eine Kleinigkeit habe ich Dir wieder gekauft, aber die verrate ich Dir auch nicht, damit Du Dich beherrschen kannst. Dies sehe ich schon daraus, daß Du das Päckchen mit dem Vermerke  „nicht öffnen“ schon beiseite gelegt hast. Das freut mich.
Jetzt möchte ich aber Schluß machen, denn ich fürchte, es wird Dir langsam zuviel werden. Schlafe gut mein liebes Mädel, gute Nacht. Sei recht herzlich und vielmals gegrüßt. Besonders viele Küsse sendet Dir Dein Ernst.