Du mein herzliebster Schatz ! 8.3.45
Wir waren heute den ganzen Tag schanzen. Laufgraben haben wir im Wald gezogen. Früh waren die Pfützen leicht gefroren. Beim Ausmarsch hatten wir erst an den Händen gefroren, doch bald war es ganz schön warm geworden. Die Sonne kam dann auch heraus und ließ schon den Vorfrühling ahnen. Die hohen Kiefern wiegten ihre Wipfel im Wind, aber trotz allem, überall spürt man den Krieg. Zur Mittagszeit sind wir in unser Quartier zurück marschiert. Auch am Nachmittag haben wir dann den gleichen Dienst verrichtet. Doch das Wetter hatte umgeschlagen, denn es kam zum Schneien. Als wir dann nach hause kamen, hatten wir Gelegenheit, uns an unserem Ofen aufzuwärmen. Es ist zwar bei uns auf der Tenne recht luftig, aber ich kann ja immer noch sagen, daß ich mit meinem Überanzug noch nicht schlecht angezogen bin. Um nun unseren von unserem Schaffen hervorgerufenen Durst zu löschen, bin ich mit einem Kameraden in die Dorfwirtschaft gegangen, um ein Bier zu trinken.
Bei dieser Gelegenheit kann man dann im Radio noch so einiges hören, was draußen in der Welt vor sich geht. Um aber die Zeit noch nützlich anzuwenden, will ich Dir meinen heutigen Gruß noch zukommen lassen, denn Du sollst doch nicht warten müssen.
Ich will Dir auch wieder eine Karte beilegen, damit ich diese Dinge los werde. Hoffentlich bekommt Ihr alles gesund in Eure Hände. Anläßlich eines Gesprächs mit einem Kameraden hat sich ergeben, daß ich recht schnell die Nummer der Radioröhre brauche, die bei unserem Kamerad kaputt ist. Es ist unwahrscheinlich, daß ich die Gelegenheit hätte, einen Ersatz dafür zu erhalten. Wenn Du diesen Brief erhältst, dann lasse mich bitte bald die Daten wissen. Auf Post warte ich leider immer noch vergeblich, aber mein Hoffen ist immer noch ungeschwächt. Lasse Dich und die Kinder recht herzlich grüßen und vielmals herzinnig küssen von Deinem Ernst.
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