Mein liebster Schatz ! 20.1.44
Ich kann heute wieder
zufrieden sein um meinen Postsegen. Von Dir erhielt ich den Brief vom 9., von
Deinem Vater kam der Rundbrief Nummer 10 vom 9. und Siegfried schrieb mir am 3. einen Brief, den ich mit der
gleichen Post erhielt. Das ist doch wieder einmal was. Über Deinen netten Brief
habe ich mich wieder besonders gefreut und ich darf Dir dafür wieder recht
danken.
Den zurückgesandten Brief an Nannie werde ich nun schreiben. Als Anrede würde ich dann schreiben „Liebe Frau Nannie“. Weißt Du, dann hast Du gerade das Mittelding gewählt. Maßgeblich ist ja, wie sie sich zu Dir äußert, wenn sie es tut. Ich denke aber, daß ich dieses Problem einmal anschneiden mußte, dann gibt es keine Unklarheiten mehr. Wenn Du dann mit „Ihre Annie“ unterschreibst, dann geht es auch glatt. Es ist nun einmal bedauerlich, wie die Dinge bei uns in diesem Fall liegen. Manchmal will es mir scheinen, als wäre es eine Schwäche von mir, daß ich mich gegenüber meinen Verwandten nicht anders behauptet habe. Aber Du kennst ja die Entwicklung selbst am besten. Du weißt, daß ich für Dich immer eingetreten bin und daß ich unter Zurückschiebung aller Bedenken mit Paula damals gebrochen habe. Daß mein Vater die ganzen Jahre sich so benommen hat, das war auch nicht meine Schuld, denn ich hatte ihm wiederholt den Vorschlag gemacht. Du weißt aber auch in diesem Fall, wie komisch er die ganzen Jahre war. Ja und nun mit Nannie, das liegt doch wohl daran, daß wir sie die Jahre hindurch nicht gesehen haben. Das Persönliche des Kontaktes fehlt ganz und gar, was ja auch von ziemlicher Bedeutung ist. Mit Vater hat sich das ja nun im Laufe der vergangenen Jahre eingerenkt. Das hier mit Nannie diese heikle Frage noch offen ist, das hat mich schon ganze zeit gewurmt. So oder so will ich jetzt einmal Bescheid wissen. Weil diese Geschichte so verworren ist, habe ich Dir diesen Brief erst zugesandt, damit Du im Bild bist. Ich bin beruhigt, daß Du Dich darüber gefreut hast, daß ich Dir meinen beabsichtigten Brief erst zum Lesen gesandt habe.
Daß sich unser Herr Sohn in so lieber Weise seines Vaters erinnert hat und mir die Briefmarken kaufte, finde ich recht lieb von ihm. Sage ihm doch, daß ich mich recht darüber gefreut habe. Er soll aber solche Marken nicht wieder kaufen. Ich habe solche Sachen ja x-mal doppelt. Er kann aber solche Sachen von mir haben, wenn er damit bei sich in der Klasse tauschen kann. Meinetwegen kann er diese auch verkaufen. Dann kann er meinetwegen zum Lolliner gehen und mir dort welche kaufen, die ich noch nicht habe. Ich habe doch so viele Umschläge voll mit doppelten Marken von Deutschland, davon kannst Du ihm welche heraussuchen, wenn er welche haben will. Er kann sich aber auch das Geld sparen, dann hat er auch seine Freude daran.
Ich muß nochmals auf den Päckchen Eingang zu sprechen kommen. Du schreibst, daß Du bis Nummer 21 alle Päckchen erhalten hättest. Ich habe bei mir Nummer 14 noch nicht abgehakt. Es kann sein, daß ich sie übersehen habe. Ich wollte dies nur nochmals bestätigt wissen. Es ist nur darum. daß ich Ordnung in meiner Buchführung habe.
Daß sich Helga in ihren Ferien so erholt hat, das freut mich besonders. Die Umstellung auf die neuen Anforderungen der Schule ist ja auch nicht leicht, denn es wird doch gleich mehr verlangt, ganz abgesehen davon, was außer den Schularbeiten noch nebenbei gemacht werden soll. Sie sind ja noch Kinder und man kann doch von ihnen nicht das verlangen, was bei einem Erwachsenen möglich ist. Sie will ja auch noch spielen und sich einmal aus tollen. Ich glaube, daß Dein Spaziergang über die Feiertage in den Wald schon etwas ausgemacht haben. Es ist doch etwas Schönes für ein Kind, wenn es sich wieder einmal frei und ungebunden ausspringen und austollen kann. Dazu gibt es doch so herrlichen Gelegenheiten bei uns.
Deine Sorge wegen des ominösen Samuel ist jetzt doch fehl am Platze. Ich kann doch nichts mehr machen, denn eine Anfechtung unserer Ehe ist wohl kaum mehr möglich. Also muß ich mich in mein trauriges Schicksal ergeben. Du fragst mich, was ich wohl dazu sagen würde, wenn es kein Arier wäre. Na, das ist ja eine goldige Frage. Du weißt doch selbst, daß Du das Wort bei uns führst, und daß ich nichts zu melden habe. Willst Du mich etwa herausfordern? Nein, aber nun einmal Spaß beiseite, Ernst komme wieder her. Mache Dir deshalb keine Gedanken, das hat nach meinem Dafürhalten nicht auf sich. Also haben wir auch keinen Grund, über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die für uns nicht bestehen. Wegen der Angelegen heit mit dem Zeugnis, das wäre vielleicht ratsam, wenn Du Dich doch einmal mit der Schule in Verbindung setzt. Jetzt unter diesen Umständen wie sie nun gegeben sind, wäre es vielleicht doch angebracht, wenn man feststellen läßt, ob sie tatsächlich so schwach ist, wie es aus dem Zeugnis erscheint. Es handelt sich ja nicht allein darum, daß man mehr oder vielmehr, die Sache besser haben will als es tatsächlich ist. Sondern wenn man als verantwortungsbewusster Erzieher auf die Entwicklung seines Kindes Obacht gibt, dann muß man wissen, wie es wirklich um die Fähigkeit des Kindes bestellt ist. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß sie im Gegensatz zu früher, jetzt ausgerechnet in Deutsch so abfallen soll. Und in Rechnen bekommst sie eine bessere Note, wo sie nicht ganz so fest war. _ Lasse mich für heute wieder mit recht herzlichen Grüßen an Dich und die Kinder schließen. Ich bin immer Dein Ernst.
Den zurückgesandten Brief an Nannie werde ich nun schreiben. Als Anrede würde ich dann schreiben „Liebe Frau Nannie“. Weißt Du, dann hast Du gerade das Mittelding gewählt. Maßgeblich ist ja, wie sie sich zu Dir äußert, wenn sie es tut. Ich denke aber, daß ich dieses Problem einmal anschneiden mußte, dann gibt es keine Unklarheiten mehr. Wenn Du dann mit „Ihre Annie“ unterschreibst, dann geht es auch glatt. Es ist nun einmal bedauerlich, wie die Dinge bei uns in diesem Fall liegen. Manchmal will es mir scheinen, als wäre es eine Schwäche von mir, daß ich mich gegenüber meinen Verwandten nicht anders behauptet habe. Aber Du kennst ja die Entwicklung selbst am besten. Du weißt, daß ich für Dich immer eingetreten bin und daß ich unter Zurückschiebung aller Bedenken mit Paula damals gebrochen habe. Daß mein Vater die ganzen Jahre sich so benommen hat, das war auch nicht meine Schuld, denn ich hatte ihm wiederholt den Vorschlag gemacht. Du weißt aber auch in diesem Fall, wie komisch er die ganzen Jahre war. Ja und nun mit Nannie, das liegt doch wohl daran, daß wir sie die Jahre hindurch nicht gesehen haben. Das Persönliche des Kontaktes fehlt ganz und gar, was ja auch von ziemlicher Bedeutung ist. Mit Vater hat sich das ja nun im Laufe der vergangenen Jahre eingerenkt. Das hier mit Nannie diese heikle Frage noch offen ist, das hat mich schon ganze zeit gewurmt. So oder so will ich jetzt einmal Bescheid wissen. Weil diese Geschichte so verworren ist, habe ich Dir diesen Brief erst zugesandt, damit Du im Bild bist. Ich bin beruhigt, daß Du Dich darüber gefreut hast, daß ich Dir meinen beabsichtigten Brief erst zum Lesen gesandt habe.
Daß sich unser Herr Sohn in so lieber Weise seines Vaters erinnert hat und mir die Briefmarken kaufte, finde ich recht lieb von ihm. Sage ihm doch, daß ich mich recht darüber gefreut habe. Er soll aber solche Marken nicht wieder kaufen. Ich habe solche Sachen ja x-mal doppelt. Er kann aber solche Sachen von mir haben, wenn er damit bei sich in der Klasse tauschen kann. Meinetwegen kann er diese auch verkaufen. Dann kann er meinetwegen zum Lolliner gehen und mir dort welche kaufen, die ich noch nicht habe. Ich habe doch so viele Umschläge voll mit doppelten Marken von Deutschland, davon kannst Du ihm welche heraussuchen, wenn er welche haben will. Er kann sich aber auch das Geld sparen, dann hat er auch seine Freude daran.
Ich muß nochmals auf den Päckchen Eingang zu sprechen kommen. Du schreibst, daß Du bis Nummer 21 alle Päckchen erhalten hättest. Ich habe bei mir Nummer 14 noch nicht abgehakt. Es kann sein, daß ich sie übersehen habe. Ich wollte dies nur nochmals bestätigt wissen. Es ist nur darum. daß ich Ordnung in meiner Buchführung habe.
Daß sich Helga in ihren Ferien so erholt hat, das freut mich besonders. Die Umstellung auf die neuen Anforderungen der Schule ist ja auch nicht leicht, denn es wird doch gleich mehr verlangt, ganz abgesehen davon, was außer den Schularbeiten noch nebenbei gemacht werden soll. Sie sind ja noch Kinder und man kann doch von ihnen nicht das verlangen, was bei einem Erwachsenen möglich ist. Sie will ja auch noch spielen und sich einmal aus tollen. Ich glaube, daß Dein Spaziergang über die Feiertage in den Wald schon etwas ausgemacht haben. Es ist doch etwas Schönes für ein Kind, wenn es sich wieder einmal frei und ungebunden ausspringen und austollen kann. Dazu gibt es doch so herrlichen Gelegenheiten bei uns.
Deine Sorge wegen des ominösen Samuel ist jetzt doch fehl am Platze. Ich kann doch nichts mehr machen, denn eine Anfechtung unserer Ehe ist wohl kaum mehr möglich. Also muß ich mich in mein trauriges Schicksal ergeben. Du fragst mich, was ich wohl dazu sagen würde, wenn es kein Arier wäre. Na, das ist ja eine goldige Frage. Du weißt doch selbst, daß Du das Wort bei uns führst, und daß ich nichts zu melden habe. Willst Du mich etwa herausfordern? Nein, aber nun einmal Spaß beiseite, Ernst komme wieder her. Mache Dir deshalb keine Gedanken, das hat nach meinem Dafürhalten nicht auf sich. Also haben wir auch keinen Grund, über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die für uns nicht bestehen. Wegen der Angelegen heit mit dem Zeugnis, das wäre vielleicht ratsam, wenn Du Dich doch einmal mit der Schule in Verbindung setzt. Jetzt unter diesen Umständen wie sie nun gegeben sind, wäre es vielleicht doch angebracht, wenn man feststellen läßt, ob sie tatsächlich so schwach ist, wie es aus dem Zeugnis erscheint. Es handelt sich ja nicht allein darum, daß man mehr oder vielmehr, die Sache besser haben will als es tatsächlich ist. Sondern wenn man als verantwortungsbewusster Erzieher auf die Entwicklung seines Kindes Obacht gibt, dann muß man wissen, wie es wirklich um die Fähigkeit des Kindes bestellt ist. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß sie im Gegensatz zu früher, jetzt ausgerechnet in Deutsch so abfallen soll. Und in Rechnen bekommst sie eine bessere Note, wo sie nicht ganz so fest war. _ Lasse mich für heute wieder mit recht herzlichen Grüßen an Dich und die Kinder schließen. Ich bin immer Dein Ernst.
Du mein liebster Schatz
! 21.1.4.44
Ich kann Dir heute schon
wieder den Eingang Deiner Briefe vom 15.
und 16.1. bestätigen. Die haben mich wieder richtig gefreut. Vielen
herzlichen Dank dafür. Die sind aber diesmal schnell gegangen, wenn ich die
anderen zum Vergleich dazu heranziehe.
Ich will aber erst einmal der Reihe nach die anderen Sachen beantworten. Du fragst mich, was Du machen sollst wegen dem Schlittschuhlaufen der Kinder. Ganz ohne Anziehen der Klemmen an den Absätzen wird es wohl nicht gehen, denn die Riemen allen halten den Schlittschuh nicht. Wenn das jetzt solche Schwierigkeiten bereitet, dann muß man das in dieser Zeit, wo die Schuhbeschaffung derartige Schwierigkeiten bereitet, zurückstellen. Am Anfang ist es immer das gleiche, daß man mit den Füßen umknickt, das gibt sich dann aber, sobald man etwas Sicherung gewinnt. Aber das kann man sich jetzt nicht leisten, wenn man keine Schuhe erhält. Wenn sich Jörg aber dafür so interessiert, dann muß er mit diesem Wunsch zurücktreten, bis es sich wieder eher machen läßt. Ich selbst sähe es ja auch gern, wenn sie sich in dieser Beziehung betätigten. .Für das pünktlicher und prompte Erledigen meiner Briefmarkenwünsche habe ich mich ja schon bei Dir bedankt. Du hast ja schon selbstgeahnt, was ich noch alles wohl brauchen könnte. Ich muß Dir bestätigen, daß Du das recht fein gemacht hast. Ich kann nur nochmals sagen, daß mir diese Aufstellung bis jetzt schon eine rechte Hilfe war. Meine Ansicht über das Verhältnis zu Nannie habe ich Dir ja in meinem ersten Bericht zum Ausdruck gebracht. Ich habe sie gestern noch einmal kurz angedeutet. Heute habe ich ihr nun den Brief geschrieben. Ich hoffe, daß unser Brief nun so verstanden wird, wie ich ihn gemeint habe. Doch das müssen wir jetzt abwarten. Den Durchschlag lege ich Dir bei. Ich hoffe, daß Du mit meinem Schreiben zufrieden bist, denn ich muß sagen, daß ich einen Brief nicht zweimal vorher in Konzept geschrieben habe. Die müssen sitzen möglichst gleich beim ersten Mal. Wenn ich sie schon einmal abändern muß, dann aber nur einmal, denn sonst verliere ich die Lust zum Weiterschreiben. Dies ist aber ein Sonderfall und eine Ausnahme, deshalb will ich mich darüber nicht weiter grämen.
Wenn Vater mit seinem Bruch wieder Beschwerden hat, dann soll er aber einmal unbedingt einen Arzt aufsuchen. Ich weiß ja nicht, wie schwer die Sache ist, aber ich denke, daß ihm eine solche Befragung nichts schaden kann. Es kostet ihm ja immer erst allerhand Überwindung, bis er sich dazu aufrafft. Er ist zwar in mancher Hinsicht einsichtiger geworden, daß er sich vielleicht mit weniger Worten überreden läßt.
In seinem letzten Brief fragt Dein Vater nach, ob Du wieder einmal mit den Kindern nach Leipzig kommen willst. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen fällt das ja flach. Erstens ist es ja schon wegen der Schule nicht möglich, denn es ist ja aus Gründen der Sicherheit nicht ratsam, jetzt dort hinzufahren. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist es ja so, daß Ihr in Konstanz besser aufgehoben seid, wie wenn Ihr in die Großstadt fahrt. Das sind nun einmal die Angriffsobjekte unserer Gegner. Das läßt sich nun nicht bestreiten. Ich hätte nichts dagegen, wenn Ihr Euch irgendwo an einem anderen Ort zur Erholung treffen würdet, der weniger als Angriffsziel unserer Freunde angesehen werden kann. Dann ist es aber doch so, daß Du selbst wohl keinen besonderen Wert darauf legst, seine Frau kennen zu lernen. Nach all diesen Erwägungen wird ein solches Angebot wohl nicht diskutabel sein. Ich nehme an, daß Du ihm das von Dir aus auch schon selbst angeregt hast. Er hat ja, wie ich lese, selbst einige Bedenken geäußert, so daß eine Absage nicht ganz unerwartet kommt. Daß er gern einmal wieder mit Euch zusammen wäre, das kann ich mir denken, denn das möchte ich ihm trotz allem zu seiner Ehre nachsagen, daß er an allen sehr hängt. Ich habe jedenfalls das Gefühl, und ich glaube nicht, daß ich mich da täusche. Weil ich nun einmal bei den Leipzigern bin, so kann ich gleich die Sache wegen Erna noch einmal anrühren. Du schreibst mir, daß Du evtl. Erna mit dem Kinde aufnehmen würdest. Ich will Dir das nicht aufdrängen, denn ich bin mir vollkommen bewusst, daß bei unseren Wohnverhältnissen manche Einschränkung in Kauf genommen werden müßte. Aber ich bin auch wie Du der Ansicht, daß man diesen Angebot machen muß, denn wenn einmal etwas passieren würde, machte man sich Vorwürfe, daß man diese Möglichkeit nicht angeregt hätte. Siegfried schreibt mir auch darüber. Er sagt, daß bei seiner Schwiegermutter in Rehau nicht genügend Platz wäre, um Erna und das Kind dort unterzubringen. Dann hätte er die Absicht, einige Möbel von Leipzig wegzubringen und für die Unterstellung dieser Sachen hätte er keine Möglichkeit. Ich kann diese Einwendungen alle verstehen und weiß, daß es nicht leicht ist, sich von seinen Sachen zu trennen. Aber was nutzen einem alle Sachen, wenn man eine Familie in Gefahr weiß, und wenn man damit rechnen muß, daß ihr unter diesen Umständen etwas zustößt. Vielleicht könnte man folgendes tun, daß wir Vater mit einschalten, daß bei ihm einiges untergestellt wird. Weniger an Mobilien, sondern an Dingen, die man für diese Zeit in Sicherung wissen will und die man braucht. Es ist doch so, daß es auch für ihn besser ist, wenn er eigene Leute in seiner Wohnung verkehren läßt als das er, wenn die Dinge sich weiter so zuspitzen, einmal andere Leute zu sich nehmen müßte. Ich denke, daß dann Erna, solange ich nicht daheim bin, bei Dir mit wohnt, und daß man ihr vielleicht das kleine Zimmer mit einrichtet, das bei Vater ist. Dort könnte sie sich dann bewegen, wenn ich einmal heimkomme. Sprich doch einmal mit Vater darüber. Ich glaube, daß er für die Erfordernisse Verständnis haben wird, wenn Du ihm das richtig klarstellst. Er steht ja auch auf dem Standpunkt, daß man sich gegenseitig helfen muß. Ich werde von mir aus auch an Siegfried in entsprechendem Sinn schreiben, damit wir die Sache nicht zu sehr hinauszögern. Der letzte Ausweg wäre ja der, daß man versuchen müßte, eine größere Wohnung zu bekommen, dann wäre allem abgeholfen. Aber das wird unter den augenblicklichen Umständen sehr schwer fallen. Ganz abgesehen davon, daß wir nicht gern in die Stadt ziehen. Aber vielleicht unternimmst Du einmal bei Ganahl einen derartigen Vorstoß und schilderst ihm unsere Absicht. Ich sage mir nur, , daß man da etwas unternehmen muß. Es ist doch schließlich so, daß Erna keine Verpflichtungen in Leipzig hat und daß sie sonst doch nichts weiter hält. Sie geht keine Arbeit nach, die sie dort nicht aufgeben könnte. Überdenke Dir das doch auch noch einmal und teile mir dann Deine Ansicht über alles mit. Du kannst a von Dir aus ach schon das tun, was Du für angebracht hältst. Eines wollen wir aber bei allem nicht außer Acht lassen, wenn nach unserem Angebot wieder eine negative Antwort kommt, dann lassen wir es sein, wenn wir haben dann unsere Pflicht getan. Es ist nur so, daß man uns hinterher nicht sagen kann, ja wenn wir das gewußt hätten, dann hätten wir das und das schon getan. Ich denke, daß Dir meine Einstellung zu dieser Angelegenheit klar ist. Wenn Du noch irgendwelche Fragen hast, dann werde ich mich sofort dazu äußern, wenn Du mir schreibst.
Ich will es für heute wieder genug sein lassen. Ich grüße Dich recht herzlich und sende Euch allen recht liege Küsse. Dein Ernst.
Ich will aber erst einmal der Reihe nach die anderen Sachen beantworten. Du fragst mich, was Du machen sollst wegen dem Schlittschuhlaufen der Kinder. Ganz ohne Anziehen der Klemmen an den Absätzen wird es wohl nicht gehen, denn die Riemen allen halten den Schlittschuh nicht. Wenn das jetzt solche Schwierigkeiten bereitet, dann muß man das in dieser Zeit, wo die Schuhbeschaffung derartige Schwierigkeiten bereitet, zurückstellen. Am Anfang ist es immer das gleiche, daß man mit den Füßen umknickt, das gibt sich dann aber, sobald man etwas Sicherung gewinnt. Aber das kann man sich jetzt nicht leisten, wenn man keine Schuhe erhält. Wenn sich Jörg aber dafür so interessiert, dann muß er mit diesem Wunsch zurücktreten, bis es sich wieder eher machen läßt. Ich selbst sähe es ja auch gern, wenn sie sich in dieser Beziehung betätigten. .Für das pünktlicher und prompte Erledigen meiner Briefmarkenwünsche habe ich mich ja schon bei Dir bedankt. Du hast ja schon selbstgeahnt, was ich noch alles wohl brauchen könnte. Ich muß Dir bestätigen, daß Du das recht fein gemacht hast. Ich kann nur nochmals sagen, daß mir diese Aufstellung bis jetzt schon eine rechte Hilfe war. Meine Ansicht über das Verhältnis zu Nannie habe ich Dir ja in meinem ersten Bericht zum Ausdruck gebracht. Ich habe sie gestern noch einmal kurz angedeutet. Heute habe ich ihr nun den Brief geschrieben. Ich hoffe, daß unser Brief nun so verstanden wird, wie ich ihn gemeint habe. Doch das müssen wir jetzt abwarten. Den Durchschlag lege ich Dir bei. Ich hoffe, daß Du mit meinem Schreiben zufrieden bist, denn ich muß sagen, daß ich einen Brief nicht zweimal vorher in Konzept geschrieben habe. Die müssen sitzen möglichst gleich beim ersten Mal. Wenn ich sie schon einmal abändern muß, dann aber nur einmal, denn sonst verliere ich die Lust zum Weiterschreiben. Dies ist aber ein Sonderfall und eine Ausnahme, deshalb will ich mich darüber nicht weiter grämen.
Wenn Vater mit seinem Bruch wieder Beschwerden hat, dann soll er aber einmal unbedingt einen Arzt aufsuchen. Ich weiß ja nicht, wie schwer die Sache ist, aber ich denke, daß ihm eine solche Befragung nichts schaden kann. Es kostet ihm ja immer erst allerhand Überwindung, bis er sich dazu aufrafft. Er ist zwar in mancher Hinsicht einsichtiger geworden, daß er sich vielleicht mit weniger Worten überreden läßt.
In seinem letzten Brief fragt Dein Vater nach, ob Du wieder einmal mit den Kindern nach Leipzig kommen willst. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen fällt das ja flach. Erstens ist es ja schon wegen der Schule nicht möglich, denn es ist ja aus Gründen der Sicherheit nicht ratsam, jetzt dort hinzufahren. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist es ja so, daß Ihr in Konstanz besser aufgehoben seid, wie wenn Ihr in die Großstadt fahrt. Das sind nun einmal die Angriffsobjekte unserer Gegner. Das läßt sich nun nicht bestreiten. Ich hätte nichts dagegen, wenn Ihr Euch irgendwo an einem anderen Ort zur Erholung treffen würdet, der weniger als Angriffsziel unserer Freunde angesehen werden kann. Dann ist es aber doch so, daß Du selbst wohl keinen besonderen Wert darauf legst, seine Frau kennen zu lernen. Nach all diesen Erwägungen wird ein solches Angebot wohl nicht diskutabel sein. Ich nehme an, daß Du ihm das von Dir aus auch schon selbst angeregt hast. Er hat ja, wie ich lese, selbst einige Bedenken geäußert, so daß eine Absage nicht ganz unerwartet kommt. Daß er gern einmal wieder mit Euch zusammen wäre, das kann ich mir denken, denn das möchte ich ihm trotz allem zu seiner Ehre nachsagen, daß er an allen sehr hängt. Ich habe jedenfalls das Gefühl, und ich glaube nicht, daß ich mich da täusche. Weil ich nun einmal bei den Leipzigern bin, so kann ich gleich die Sache wegen Erna noch einmal anrühren. Du schreibst mir, daß Du evtl. Erna mit dem Kinde aufnehmen würdest. Ich will Dir das nicht aufdrängen, denn ich bin mir vollkommen bewusst, daß bei unseren Wohnverhältnissen manche Einschränkung in Kauf genommen werden müßte. Aber ich bin auch wie Du der Ansicht, daß man diesen Angebot machen muß, denn wenn einmal etwas passieren würde, machte man sich Vorwürfe, daß man diese Möglichkeit nicht angeregt hätte. Siegfried schreibt mir auch darüber. Er sagt, daß bei seiner Schwiegermutter in Rehau nicht genügend Platz wäre, um Erna und das Kind dort unterzubringen. Dann hätte er die Absicht, einige Möbel von Leipzig wegzubringen und für die Unterstellung dieser Sachen hätte er keine Möglichkeit. Ich kann diese Einwendungen alle verstehen und weiß, daß es nicht leicht ist, sich von seinen Sachen zu trennen. Aber was nutzen einem alle Sachen, wenn man eine Familie in Gefahr weiß, und wenn man damit rechnen muß, daß ihr unter diesen Umständen etwas zustößt. Vielleicht könnte man folgendes tun, daß wir Vater mit einschalten, daß bei ihm einiges untergestellt wird. Weniger an Mobilien, sondern an Dingen, die man für diese Zeit in Sicherung wissen will und die man braucht. Es ist doch so, daß es auch für ihn besser ist, wenn er eigene Leute in seiner Wohnung verkehren läßt als das er, wenn die Dinge sich weiter so zuspitzen, einmal andere Leute zu sich nehmen müßte. Ich denke, daß dann Erna, solange ich nicht daheim bin, bei Dir mit wohnt, und daß man ihr vielleicht das kleine Zimmer mit einrichtet, das bei Vater ist. Dort könnte sie sich dann bewegen, wenn ich einmal heimkomme. Sprich doch einmal mit Vater darüber. Ich glaube, daß er für die Erfordernisse Verständnis haben wird, wenn Du ihm das richtig klarstellst. Er steht ja auch auf dem Standpunkt, daß man sich gegenseitig helfen muß. Ich werde von mir aus auch an Siegfried in entsprechendem Sinn schreiben, damit wir die Sache nicht zu sehr hinauszögern. Der letzte Ausweg wäre ja der, daß man versuchen müßte, eine größere Wohnung zu bekommen, dann wäre allem abgeholfen. Aber das wird unter den augenblicklichen Umständen sehr schwer fallen. Ganz abgesehen davon, daß wir nicht gern in die Stadt ziehen. Aber vielleicht unternimmst Du einmal bei Ganahl einen derartigen Vorstoß und schilderst ihm unsere Absicht. Ich sage mir nur, , daß man da etwas unternehmen muß. Es ist doch schließlich so, daß Erna keine Verpflichtungen in Leipzig hat und daß sie sonst doch nichts weiter hält. Sie geht keine Arbeit nach, die sie dort nicht aufgeben könnte. Überdenke Dir das doch auch noch einmal und teile mir dann Deine Ansicht über alles mit. Du kannst a von Dir aus ach schon das tun, was Du für angebracht hältst. Eines wollen wir aber bei allem nicht außer Acht lassen, wenn nach unserem Angebot wieder eine negative Antwort kommt, dann lassen wir es sein, wenn wir haben dann unsere Pflicht getan. Es ist nur so, daß man uns hinterher nicht sagen kann, ja wenn wir das gewußt hätten, dann hätten wir das und das schon getan. Ich denke, daß Dir meine Einstellung zu dieser Angelegenheit klar ist. Wenn Du noch irgendwelche Fragen hast, dann werde ich mich sofort dazu äußern, wenn Du mir schreibst.
Ich will es für heute wieder genug sein lassen. Ich grüße Dich recht herzlich und sende Euch allen recht liege Küsse. Dein Ernst.
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