Mein liebstes Mädel ! 8.2.42
Um einmal wieder richtig etwas zu essen, bin ich gestern
Abend nach hause gegangen. Damit der Unteroffizier keine Schwierigkeiten
bekommt, bin ich heute früh wieder eingezogen. Ich hoffe nun, daß noch im Laufe
des Vormittags das Untersuchungsergebnis eintrifft. denn auf die Dauer ist mir
das hier nichts, vor allem, wenn man fühlt, daß einem nichts fehlt. Als
einfachem Soldaten wäre mir das bestimmt nicht erlaubt worden, im Gegenteil,
man hätte mich unter diesen Umständen die anderen kranken Kameraden bedienen
lassen. So bringt mir der Unteroffizier selbst meine Sachen. Er steht dabei
stramm. Wenn der Arzt kommt, heißt es bei den anderen „Achtung“, dagegen bei
mir kommt der Arzt herein und begrüßt mich und erkundigt sich, wie es mir geht.
Es ist doch eigenartig, wie sich durch so ein bißchen Rangerhöhung die Dinge
gleich ändern. Bei der Truppe würde ich ja auch nur Schütze sein; vielleicht
hätte ich es auch schon zum Gefreiten gebracht. Wir müssen die Dinge eben
nehmen wie sie sind, denn ich glaube, man kann in dieser Richtung wenig
ändern.
Als ich gestern Abend heimkam, erhielt ich 4 Briefe, das ist doch gewiß viel. Noch dazu von 4 Seiten. Zuerst der von Dir vom 2.2., dann einer von Siegfried, in dem er mir seine Adressenänderung mitteilt, dann noch einer von Nannie, in dem sie mich bittet, ich soll doch wegen des Päckchens von hier aus etwas unternehmen, was ich übrigens für zwecklos halte, da auffälligerweise gerade bei ihr als Empfänger so viel verloren geht. Wie sie mir schreibt, ist auch ein Päckchen von Kurt, das er an sie geschickt hat, nicht angekommen. Zuletzt erhielt ich dann noch einen Brief vom Sturm.
Denke einmal an, dort bin ich sogar zum Rottenführer befördert worden. Das entspricht beim Militär etwa dem Dienstgrad eines Gefreiten. Das Tempo meiner Beförderung verschnellert sich in einer Art, die nicht mehr abzusehen ist. Denke einmal an, nach fast 9 Jahren Dienstzeit schon Gefreiter. Ich muß nur lachen, mit welch kindlichem Glauben die Leute das machen. Man soll aber den Anschein wahren, um ihnen diesen Glauben nicht zu nehmen, denn sie freuen sich doch darüber und nehmen dies alles so ernst. Wenn Du noch bis zum Mittwoch geschrieben hast, dann war dies schon recht und Du hast nach den vorherigen Erfahrungen, die Du mit mir machen mußtest, schon eine richtige Ahnung gehabt. Wie ich nun hier herumgehorcht habe, besteht Aussicht, daß die Sperre bis zum 15. spätestens bis zum 20. dieses Monats aufgehoben werden soll. Ich hoffe nun stark, daß dem auch so ist, so daß ich dann umgehend hier abdampfen kann.
Daß sich unser Junge über meinen Brief gefreut hat und daß er ihn allein fließend lesen konnte, war auch mir eine Beruhigung und eine Freude zugleich. Seine Beobachtung wegen des Zeugnisses ist ja gut, vor allem, wenn sie zutreffen sollten. Mit dem Wetter bei uns ist es gleichermaßen wie bei Euch. Immer kalt und dazu schneit es. In solchen Massen wie bei Euch ja nicht, aber immerhin es schneit und der Schnee bleibt liegen. Übrigens, als ich mich heute früh bei mir waschen wollte, mußte ich feststellen, daß mein Abfluß wieder eingefroren war. Es muß bei uns im Haus etwas los sein, sonst fühlt man sich nicht wohl und es fehlt einem etwas.
Am Nachmittag:
Heute vormittag hat man sich auf mein wiederholtes Drängen nochmals über meinen Befund erkundigt und nun den endgültigen Bescheid erhalten, daß das Ergebnis negativ sei. Nun bin ich sozusagen wieder frei. Es ist doch ein anderes Gefühl, als so dem Zwang zu unterliegen, vor allem, wenn man sich gesund fühlt.
Ich bin nun wieder in meiner Wohnung, habe erst einmal alle Zeitungen heute Nachmittag durchgelesen, die ich in den vergangenen Tagen nicht bekommen hatte. Mittags habe ich wieder bei meiner Einheit gegessen, damit ich aus der miserablen Verpflegung herauskam. Post war bis zur Mittagszeit nicht angekommen. Ich muß nun zusehen, daß ich noch auf die Dienststelle hinübergehe. Vielleicht finde ich dort etwas vor. Jetzt habe ich erst wieder einmal Zeitungen zusammengepackt, die ich Dir zusende, damit die Kette nicht abbricht.
Post kam keine von Dir an, wahrscheinlich muß ich zwischendrin einige Tage warten, weil Du doch mit meinem Kommen gerechnet hattest. Die Kälte hat wieder zugenommen, das Glatteis will von den Straßen nicht verschwinden. Es ist für alle sehr unangenehm. Doch ändern läßt es sich nicht.
Im Zimmer muß man sich direkt mit dem Rücken an die Dampfheizung setzen, denn das Thermometer zeigt nicht viel über 11 Grad. Ich werde mich deshalb bald zu Bett legen.
Ich grüße Dich und die Kinder recht herzlich und sende Dir noch dazu recht viele Küsse Dein Ernst.
Mein liebes, gutes Mädel ! 9.2.42
Recht herzlichen und vielen Dank für Dein liebes Schreiben vom 3.2., welches ich vorhin erhielt und über das ich mich wieder recht gefreut habe. Es tut mir ja so leid, daß ich Deine Hoffnung, die Du in diesem Brief zum Ausdruck bringst, wieder habe zuschanden machen müssen. Es hat mir selbst weh getan, daß ich Dir wieder diesen Schmerz habe zufügen müssen, aber es war ja nicht meine Schuld. Du hast ja selbst gesehen, wie schnell es geht, daß man unverschuldet eingebuchtet wird, wegen einer Harmlosigkeit. Ich bin wohl froh, daß es sich nur als harmlos erwiesen hat. Nun bleibt wieder die Hoffnung, daß man nun endlich zum Zuge kommt. Ich bin aber nun fest überzeugt davon, daß Du mir schon bald nicht mehr glaubst, wenn ich Dir etwas von Urlaub schreibe. Ich mache es jetzt auch nicht mehr, sondern wenn ich tatsächlich es noch so weit bringe, fahre ich ohne irgendwelche Ankündigung und bin dann einfach da.
Daß Siegfried so krank war, habe ich nicht gewußt und das ist auch in keinem seiner Briefe zum Ausdruck gekommen. Hoffentlich ist er wieder richtig auf dem Damm. Es ist eben immer etwas los. Daß Du die Marke vom Bauverein noch gefunden hast ist doch Zufall. Unter Umständen wäre sie vielleicht noch einige Zeit liegengeblieben, bis man sie entdeckt hätte. Ich denke schon, daß sie nun Dein Vater richtig erhalten wird.
Eure Zähne sind sicherlich wieder in Ordnung. Ich sollte meine auch einmal nachsehen lassen. Man hat hier nur keine richtige Gelegenheit dazu. Vor allem hat man nicht das richtige Vertrauen.
Wenn noch so ein Rodelschlitten ankommt, dann ist ja diese Streitfrage zwischen unseren beiden Stromern behoben. Heute habe ich meinen Dienst wieder angetreten. Es geht immer im gleichen Trott weiter, solange bis man einmal abgelöst wird. Es ist immer wieder tagaus tagein dasselbe. Über die mit gesandten Durchschläge Deiner Schreiben habe ich mich ebenfalls sehr gefreut. Ich bin so doch wenigstens immer auf dem Laufenden was Du geschrieben hast. Für heute grüße und küsse ich Dich, mein liebes Mädel, recht oft und herzlich. Unseren beiden Lausern gib auch wieder einen recht herzlichen Kuß von ihrem Vater, von Deinem Ernst.
Als ich gestern Abend heimkam, erhielt ich 4 Briefe, das ist doch gewiß viel. Noch dazu von 4 Seiten. Zuerst der von Dir vom 2.2., dann einer von Siegfried, in dem er mir seine Adressenänderung mitteilt, dann noch einer von Nannie, in dem sie mich bittet, ich soll doch wegen des Päckchens von hier aus etwas unternehmen, was ich übrigens für zwecklos halte, da auffälligerweise gerade bei ihr als Empfänger so viel verloren geht. Wie sie mir schreibt, ist auch ein Päckchen von Kurt, das er an sie geschickt hat, nicht angekommen. Zuletzt erhielt ich dann noch einen Brief vom Sturm.
Denke einmal an, dort bin ich sogar zum Rottenführer befördert worden. Das entspricht beim Militär etwa dem Dienstgrad eines Gefreiten. Das Tempo meiner Beförderung verschnellert sich in einer Art, die nicht mehr abzusehen ist. Denke einmal an, nach fast 9 Jahren Dienstzeit schon Gefreiter. Ich muß nur lachen, mit welch kindlichem Glauben die Leute das machen. Man soll aber den Anschein wahren, um ihnen diesen Glauben nicht zu nehmen, denn sie freuen sich doch darüber und nehmen dies alles so ernst. Wenn Du noch bis zum Mittwoch geschrieben hast, dann war dies schon recht und Du hast nach den vorherigen Erfahrungen, die Du mit mir machen mußtest, schon eine richtige Ahnung gehabt. Wie ich nun hier herumgehorcht habe, besteht Aussicht, daß die Sperre bis zum 15. spätestens bis zum 20. dieses Monats aufgehoben werden soll. Ich hoffe nun stark, daß dem auch so ist, so daß ich dann umgehend hier abdampfen kann.
Daß sich unser Junge über meinen Brief gefreut hat und daß er ihn allein fließend lesen konnte, war auch mir eine Beruhigung und eine Freude zugleich. Seine Beobachtung wegen des Zeugnisses ist ja gut, vor allem, wenn sie zutreffen sollten. Mit dem Wetter bei uns ist es gleichermaßen wie bei Euch. Immer kalt und dazu schneit es. In solchen Massen wie bei Euch ja nicht, aber immerhin es schneit und der Schnee bleibt liegen. Übrigens, als ich mich heute früh bei mir waschen wollte, mußte ich feststellen, daß mein Abfluß wieder eingefroren war. Es muß bei uns im Haus etwas los sein, sonst fühlt man sich nicht wohl und es fehlt einem etwas.
Am Nachmittag:
Heute vormittag hat man sich auf mein wiederholtes Drängen nochmals über meinen Befund erkundigt und nun den endgültigen Bescheid erhalten, daß das Ergebnis negativ sei. Nun bin ich sozusagen wieder frei. Es ist doch ein anderes Gefühl, als so dem Zwang zu unterliegen, vor allem, wenn man sich gesund fühlt.
Ich bin nun wieder in meiner Wohnung, habe erst einmal alle Zeitungen heute Nachmittag durchgelesen, die ich in den vergangenen Tagen nicht bekommen hatte. Mittags habe ich wieder bei meiner Einheit gegessen, damit ich aus der miserablen Verpflegung herauskam. Post war bis zur Mittagszeit nicht angekommen. Ich muß nun zusehen, daß ich noch auf die Dienststelle hinübergehe. Vielleicht finde ich dort etwas vor. Jetzt habe ich erst wieder einmal Zeitungen zusammengepackt, die ich Dir zusende, damit die Kette nicht abbricht.
Post kam keine von Dir an, wahrscheinlich muß ich zwischendrin einige Tage warten, weil Du doch mit meinem Kommen gerechnet hattest. Die Kälte hat wieder zugenommen, das Glatteis will von den Straßen nicht verschwinden. Es ist für alle sehr unangenehm. Doch ändern läßt es sich nicht.
Im Zimmer muß man sich direkt mit dem Rücken an die Dampfheizung setzen, denn das Thermometer zeigt nicht viel über 11 Grad. Ich werde mich deshalb bald zu Bett legen.
Ich grüße Dich und die Kinder recht herzlich und sende Dir noch dazu recht viele Küsse Dein Ernst.
Mein liebes, gutes Mädel ! 9.2.42
Recht herzlichen und vielen Dank für Dein liebes Schreiben vom 3.2., welches ich vorhin erhielt und über das ich mich wieder recht gefreut habe. Es tut mir ja so leid, daß ich Deine Hoffnung, die Du in diesem Brief zum Ausdruck bringst, wieder habe zuschanden machen müssen. Es hat mir selbst weh getan, daß ich Dir wieder diesen Schmerz habe zufügen müssen, aber es war ja nicht meine Schuld. Du hast ja selbst gesehen, wie schnell es geht, daß man unverschuldet eingebuchtet wird, wegen einer Harmlosigkeit. Ich bin wohl froh, daß es sich nur als harmlos erwiesen hat. Nun bleibt wieder die Hoffnung, daß man nun endlich zum Zuge kommt. Ich bin aber nun fest überzeugt davon, daß Du mir schon bald nicht mehr glaubst, wenn ich Dir etwas von Urlaub schreibe. Ich mache es jetzt auch nicht mehr, sondern wenn ich tatsächlich es noch so weit bringe, fahre ich ohne irgendwelche Ankündigung und bin dann einfach da.
Daß Siegfried so krank war, habe ich nicht gewußt und das ist auch in keinem seiner Briefe zum Ausdruck gekommen. Hoffentlich ist er wieder richtig auf dem Damm. Es ist eben immer etwas los. Daß Du die Marke vom Bauverein noch gefunden hast ist doch Zufall. Unter Umständen wäre sie vielleicht noch einige Zeit liegengeblieben, bis man sie entdeckt hätte. Ich denke schon, daß sie nun Dein Vater richtig erhalten wird.
Eure Zähne sind sicherlich wieder in Ordnung. Ich sollte meine auch einmal nachsehen lassen. Man hat hier nur keine richtige Gelegenheit dazu. Vor allem hat man nicht das richtige Vertrauen.
Wenn noch so ein Rodelschlitten ankommt, dann ist ja diese Streitfrage zwischen unseren beiden Stromern behoben. Heute habe ich meinen Dienst wieder angetreten. Es geht immer im gleichen Trott weiter, solange bis man einmal abgelöst wird. Es ist immer wieder tagaus tagein dasselbe. Über die mit gesandten Durchschläge Deiner Schreiben habe ich mich ebenfalls sehr gefreut. Ich bin so doch wenigstens immer auf dem Laufenden was Du geschrieben hast. Für heute grüße und küsse ich Dich, mein liebes Mädel, recht oft und herzlich. Unseren beiden Lausern gib auch wieder einen recht herzlichen Kuß von ihrem Vater, von Deinem Ernst.
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