Meine liebe Frau ! 30.1.42
Ich bin heute wieder reichlich mit Post von Dir bedacht worden. Heute früh hat man mir erst Deinen Brief vom 24. ausgehändigt, der gestern schon angekommen war. Mit der Nachmittagspost bekam ich nun noch Deine beiden Schreiben vom 25. und 26. Außerdem ging noch ein Brief von Deinem Vater ein, von dem Du ja auch einen Durchschlag erhalten hast. Wie ich lesen muß, habt Ihr auch diesen Wettersturz mitgemacht. Bei uns ist es ja ähnlich.
Unseren Lauser kann ich mir gut bei dem hohen Schnee vorstellen. Bei diesen Sachen ist er ja nicht umzukriegen. Den Erfolg seines Freudentanzes kann ich mir gut ausmalen. Er ruht ja nicht eher, bis er vollständig naß ist. Du schreibst weiter von einem Sturm. Bei mir ist es heute Abend genau so. Das Fenster hat es vorhin zugehauen und die Fensterläden schlägt es hin und her. Das Licht geht mir zwar noch nicht aus. Ich brauche also nicht bei Kerzenlicht hier zu sitzen, abgesehen davon, daß ich keine da habe. Ich könnte es zwar auch nicht gebrauchen, denn ich sitze wieder einmal auf OvD. Ich bin zwar froh, daß ich heute noch drangekommen bin, dann brauche ich in der nächsten Woche nicht daran zu glauben, denn dann hat man doch noch manches vor.
Der Brief, in dem ich schreibe, wann ich wahrscheinlich auf Urlaub kommen werde, ist nun unterwegs. Heute mußte einer von uns plötzlich auf Urlaub fahren, da wurde ich gefragt, ob ich meinen Urlaub um 10 Tage verschieben könnte. Ich habe gar nicht darauf geantwortet. Bis jetzt bleibt es also noch bei dem alten Termin. Es liegt aber immer noch eine Woche dazwischen, bis mein Termin kommt. Ich will nur die Ohren steif halten.
Der Bericht über das eingefrorene Wasser und die Abflußmöglichkeit hat doch so gewirkt, wie ich beabsichtigt hatte. Ich wollte Dir ja das Tragikkomische zeigen. Das ist doch nicht dumm, wenn Du darüber gelacht hast, im Gegenteil, es freut mich selbst, wenn ich lese, daß Du darüber hast lachen müssen. Mit der Kokosnuß ist es so, daß es z.Zt. keine gibt. Dieses Problem hat sich damit von selbst gelöst.
Daß die neue Lehrerin von Helga mehr Verständnis auch für das Schreiben aufbringt, freut mich sehr, vor allem, weil Helga dabei nicht schlecht war. Es wäre schade gewesen, wenn sie sich auf diese Weise ihre Handschrift verderben würde. Es ist aber genau das gleiche, was ich auch geschrieben habe. Denn es fehlt den Kindern noch das Gefühl für die Größeneinteilung.
Besorge doch, wenn möglich, ein wenig Dachpappe oder etwas Blech, das man dann auf das Starenkästchen aufnageln kann. Das kann man schon wieder in Ordnung bringen. Da nun das Päckchen mit dem Tabak und den übrigen Waren angekommen ist, hast Du nun das Päckchen für Deinen Vater fertig machen können. Daß Ihr die anderen Sachen auch alle verwerten könnt, ist mir immer eine Freude. Die Kinder werden ja um die Bonbons nicht böse sein. Die Fruchtstangen sind wohl auch immer noch alle geworden.
Heute grüße ich Dich wieder recht herzlich und bleibt mir alle zusammen recht gesund. Nimm Du noch viele herzliche Küsse entgegen von Deinem Ernst.
Mein liebes gutes Mädel ! 2.2.42
Durch das plötzliche Auftreten eines Typhusfalles in unserer Einheit ist für uns mit sofortiger Wirkung eine Urlaubssperre verhängt worden. Ich bin seit gestern voller Wut und kann mir aber selbst nicht helfen. Andererseits muß ich mir immer wieder sagen, daß es einfach nicht geht, denn es ist nun einmal eine Notwendigkeit, wenn man seine Angehörigen nicht der Gefahr einer Ansteckung aussetzen will. Wie viele Tage dadurch mein Urlaub hinausgeschoben wird, kann ich Dir nicht sagen, ich werde aber sofort versuchen zu fahren, sobald die Sperre für uns aufgehoben ist.
Es tut mir weh, daß ich Dir schon wieder diesen Schmerz bereiten muß und ich hätte gern noch gewartet mit dieser Nachricht in der Hoffnung darauf, daß vielleicht die Sperre bis zu meinem Reisetag aufgehoben wird. Aber nachdem ich Dir schon mein Kommen angemeldet hatte, wirst Du sonst Ende dieser Woche auf mich warten und Du weißt dann nicht, was los ist. Durch diese Hinausschiebung ist der Urlaub aber noch nicht aufgehoben sondern nur aufgeschoben. Nimm es darum bitte nicht so tragisch und tröste Dich damit, daß ich doch bald kommen werde.
Aber so ist es immer, man lebt immer so lange in Spannung bis man unterwegs ist und vorher darf man nicht glauben, daß man in Urlaub kommt. Aber was nützt mir die ganze Spannung und die ganze Wut, ich muß mir auch wieder darüber hinweghelfen. Nimm damit wieder für heute mit diesem fernen Gruß vorlieb. Es geht nun einmal nicht anders und wir müssen wieder warten. Küssen kann ich Dich auch nur von fern. Sei mir bitte nicht böse, mein liebes Mädel. Für heute bin ich wie immer Dein Ernst.
Meine liebe Annie ! 3.2.42
Ich will meine Schreiberei nicht unterbrechen, weil ich nicht weiß, wann ich nun heimkommen kann. Zum viel schreiben reicht mir die Lust nicht, weil ich einfach nicht in diese Stimmung kommen kann, die ich dazu brauche. Ich hatte mich so gefreut, endlich einmal aus diesem Saftladen heraus zu kommen. Zur Zeit habe ich aber kein Glück wie es scheint, in letzter Zeit geht mir alles daneben. Angefangen von der Beurlaubung zum Lehrgang über den Ärger der vergangenen Zeit bis zum jetzigen Urlaub. Aber was nützt dabei das ganze Knurren, wenn man doch nicht ändern kann. Wir müssen eben abwarten, genauso, wie wir es immer tun müssen. Eine der großen Tugenden, die man beim Militär haben muß, ist ja das Warten. Wenn man das nicht kann, kommt man unter die Räder.
Das Wetter ist immer noch sehr winterlich. Heute schneit es schon den ganzen Tag und es sieht noch nicht so aus, als wenn es schon aufhören wollte. Kalt ist es auch genügend, so daß der Schnee liegen bleibt. Die Straßen sehen wohl sauberer aus, solange alles zugeschneit ist, aber vor dem Matsch hat man doch immer einen gewissen Respekt.
Gestern Abend war ich wieder im Kino und habe mir den Film „Mutter“ angesehen. In diesem Film sang der italienische Sänger Gigli. Der Film war soweit gut und ich habe es bestimmt nicht bereut, daß ich ihn mir angesehen habe, denn er war wirklich gut. Von Siegfried erhielt ich dieser Tage einen Brief, daß er mein Päckchen mit der Bluse erhalte hätte. Er bedankt sich dafür und schreibt mir gleichzeitig, daß er das Geld an Dich absenden will. Sende mir doch bitte den Betrag, den Du mir immer zugesandt hast, bald ab. Ich werde es so regeln, daß ich das Geld von einem Kameraden abnehmen lasse, wenn ich nicht hier wäre. Ich möchte nur noch verschiedene kleine Sachen abwickeln.
Was machen unsere Kinder und wie geht es Dir, mein liebes Mädel. Ich hoffe, daß ich Dir mit meinem gestrigen Brief nicht zuviel Schmerz bereitet habe. Sei für heute recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst. Ich bitte Dich gleichzeitig, mir noch einige Briefmarken zusenden zu wollen, damit ich meine Päckchen wieder wegschicken kann.
Ich bin heute wieder reichlich mit Post von Dir bedacht worden. Heute früh hat man mir erst Deinen Brief vom 24. ausgehändigt, der gestern schon angekommen war. Mit der Nachmittagspost bekam ich nun noch Deine beiden Schreiben vom 25. und 26. Außerdem ging noch ein Brief von Deinem Vater ein, von dem Du ja auch einen Durchschlag erhalten hast. Wie ich lesen muß, habt Ihr auch diesen Wettersturz mitgemacht. Bei uns ist es ja ähnlich.
Unseren Lauser kann ich mir gut bei dem hohen Schnee vorstellen. Bei diesen Sachen ist er ja nicht umzukriegen. Den Erfolg seines Freudentanzes kann ich mir gut ausmalen. Er ruht ja nicht eher, bis er vollständig naß ist. Du schreibst weiter von einem Sturm. Bei mir ist es heute Abend genau so. Das Fenster hat es vorhin zugehauen und die Fensterläden schlägt es hin und her. Das Licht geht mir zwar noch nicht aus. Ich brauche also nicht bei Kerzenlicht hier zu sitzen, abgesehen davon, daß ich keine da habe. Ich könnte es zwar auch nicht gebrauchen, denn ich sitze wieder einmal auf OvD. Ich bin zwar froh, daß ich heute noch drangekommen bin, dann brauche ich in der nächsten Woche nicht daran zu glauben, denn dann hat man doch noch manches vor.
Der Brief, in dem ich schreibe, wann ich wahrscheinlich auf Urlaub kommen werde, ist nun unterwegs. Heute mußte einer von uns plötzlich auf Urlaub fahren, da wurde ich gefragt, ob ich meinen Urlaub um 10 Tage verschieben könnte. Ich habe gar nicht darauf geantwortet. Bis jetzt bleibt es also noch bei dem alten Termin. Es liegt aber immer noch eine Woche dazwischen, bis mein Termin kommt. Ich will nur die Ohren steif halten.
Der Bericht über das eingefrorene Wasser und die Abflußmöglichkeit hat doch so gewirkt, wie ich beabsichtigt hatte. Ich wollte Dir ja das Tragikkomische zeigen. Das ist doch nicht dumm, wenn Du darüber gelacht hast, im Gegenteil, es freut mich selbst, wenn ich lese, daß Du darüber hast lachen müssen. Mit der Kokosnuß ist es so, daß es z.Zt. keine gibt. Dieses Problem hat sich damit von selbst gelöst.
Daß die neue Lehrerin von Helga mehr Verständnis auch für das Schreiben aufbringt, freut mich sehr, vor allem, weil Helga dabei nicht schlecht war. Es wäre schade gewesen, wenn sie sich auf diese Weise ihre Handschrift verderben würde. Es ist aber genau das gleiche, was ich auch geschrieben habe. Denn es fehlt den Kindern noch das Gefühl für die Größeneinteilung.
Besorge doch, wenn möglich, ein wenig Dachpappe oder etwas Blech, das man dann auf das Starenkästchen aufnageln kann. Das kann man schon wieder in Ordnung bringen. Da nun das Päckchen mit dem Tabak und den übrigen Waren angekommen ist, hast Du nun das Päckchen für Deinen Vater fertig machen können. Daß Ihr die anderen Sachen auch alle verwerten könnt, ist mir immer eine Freude. Die Kinder werden ja um die Bonbons nicht böse sein. Die Fruchtstangen sind wohl auch immer noch alle geworden.
Heute grüße ich Dich wieder recht herzlich und bleibt mir alle zusammen recht gesund. Nimm Du noch viele herzliche Küsse entgegen von Deinem Ernst.
Mein liebes gutes Mädel ! 2.2.42
Durch das plötzliche Auftreten eines Typhusfalles in unserer Einheit ist für uns mit sofortiger Wirkung eine Urlaubssperre verhängt worden. Ich bin seit gestern voller Wut und kann mir aber selbst nicht helfen. Andererseits muß ich mir immer wieder sagen, daß es einfach nicht geht, denn es ist nun einmal eine Notwendigkeit, wenn man seine Angehörigen nicht der Gefahr einer Ansteckung aussetzen will. Wie viele Tage dadurch mein Urlaub hinausgeschoben wird, kann ich Dir nicht sagen, ich werde aber sofort versuchen zu fahren, sobald die Sperre für uns aufgehoben ist.
Es tut mir weh, daß ich Dir schon wieder diesen Schmerz bereiten muß und ich hätte gern noch gewartet mit dieser Nachricht in der Hoffnung darauf, daß vielleicht die Sperre bis zu meinem Reisetag aufgehoben wird. Aber nachdem ich Dir schon mein Kommen angemeldet hatte, wirst Du sonst Ende dieser Woche auf mich warten und Du weißt dann nicht, was los ist. Durch diese Hinausschiebung ist der Urlaub aber noch nicht aufgehoben sondern nur aufgeschoben. Nimm es darum bitte nicht so tragisch und tröste Dich damit, daß ich doch bald kommen werde.
Aber so ist es immer, man lebt immer so lange in Spannung bis man unterwegs ist und vorher darf man nicht glauben, daß man in Urlaub kommt. Aber was nützt mir die ganze Spannung und die ganze Wut, ich muß mir auch wieder darüber hinweghelfen. Nimm damit wieder für heute mit diesem fernen Gruß vorlieb. Es geht nun einmal nicht anders und wir müssen wieder warten. Küssen kann ich Dich auch nur von fern. Sei mir bitte nicht böse, mein liebes Mädel. Für heute bin ich wie immer Dein Ernst.
Meine liebe Annie ! 3.2.42
Ich will meine Schreiberei nicht unterbrechen, weil ich nicht weiß, wann ich nun heimkommen kann. Zum viel schreiben reicht mir die Lust nicht, weil ich einfach nicht in diese Stimmung kommen kann, die ich dazu brauche. Ich hatte mich so gefreut, endlich einmal aus diesem Saftladen heraus zu kommen. Zur Zeit habe ich aber kein Glück wie es scheint, in letzter Zeit geht mir alles daneben. Angefangen von der Beurlaubung zum Lehrgang über den Ärger der vergangenen Zeit bis zum jetzigen Urlaub. Aber was nützt dabei das ganze Knurren, wenn man doch nicht ändern kann. Wir müssen eben abwarten, genauso, wie wir es immer tun müssen. Eine der großen Tugenden, die man beim Militär haben muß, ist ja das Warten. Wenn man das nicht kann, kommt man unter die Räder.
Das Wetter ist immer noch sehr winterlich. Heute schneit es schon den ganzen Tag und es sieht noch nicht so aus, als wenn es schon aufhören wollte. Kalt ist es auch genügend, so daß der Schnee liegen bleibt. Die Straßen sehen wohl sauberer aus, solange alles zugeschneit ist, aber vor dem Matsch hat man doch immer einen gewissen Respekt.
Gestern Abend war ich wieder im Kino und habe mir den Film „Mutter“ angesehen. In diesem Film sang der italienische Sänger Gigli. Der Film war soweit gut und ich habe es bestimmt nicht bereut, daß ich ihn mir angesehen habe, denn er war wirklich gut. Von Siegfried erhielt ich dieser Tage einen Brief, daß er mein Päckchen mit der Bluse erhalte hätte. Er bedankt sich dafür und schreibt mir gleichzeitig, daß er das Geld an Dich absenden will. Sende mir doch bitte den Betrag, den Du mir immer zugesandt hast, bald ab. Ich werde es so regeln, daß ich das Geld von einem Kameraden abnehmen lasse, wenn ich nicht hier wäre. Ich möchte nur noch verschiedene kleine Sachen abwickeln.
Was machen unsere Kinder und wie geht es Dir, mein liebes Mädel. Ich hoffe, daß ich Dir mit meinem gestrigen Brief nicht zuviel Schmerz bereitet habe. Sei für heute recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst. Ich bitte Dich gleichzeitig, mir noch einige Briefmarken zusenden zu wollen, damit ich meine Päckchen wieder wegschicken kann.
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