Mein liebes Mädel ! 20.10.41
Heute habe ich nun vorerst wieder meinen alten Platz
eingenommen, darum ist es mir auch ermöglicht, Dir meine Briefe wieder handschriftlich
zu verfertigen. Gestern bekam ich gleich 3 Briefe von Dir und zwar die vom 13.,
14. und 15. Heute erhielt ich den vom 16.10. Ich danke Dir für alle vielmals.
Ich habe ja allerhand zu lesen gehabt, dann die Durchschläge Deiner Briefe und
die Schreiben von Kurt und von Deinem Vater lagen ja auch noch bei. Nicht
zuletzt will ich Helga noch für ihren lieben Brief danken, den sie mir
geschrieben hat. Der hat mir ebenfalls viel Freude gemacht.
Doch ich will nun Deine Schreiben der Reihe nach beantworten. Damit hast Du recht getan, wenn Du Dir einige Reclamhefte gekauft hast. Wenn Du sie ausgelesen hast, kannst du sie mir ja ruhig zuschicken. Daß sich die Kinder mit den Bonbons etwas beruhigt haben und daß sie sich sonst so tapfer benommen haben, freut mich sehr, was Du ihnen auch ruhig mitteilen kannst. Meine Karte ist also bald bei Dir angekommen. Ich hoffe, daß es Dir eine Beruhigung gewesen ist. Es war ja immerhin ein kleines Zeichen. An meinem Bestimmungsort bin ich ja früher angekommen, als ich erwartet hatte. Über den Verlauf der Fahrt hatte ich Dir ja auch schon berichtet. Ihr habt im Garten weiter abgeräumt. Das ist auch wieder eine schöne Arbeit gewesen. Mit Frau Steinmehl ist es aber schnell gegangen. Das Verhalten des Mannes ist ja auch etwas mehr wie eigenartig. Aber was können wir dabei machen. Wir wollen nicht, daß man sich in unsere Angelegenheiten reinmischt, dann machen wir das bei anderen auch nicht.
Die Kälte hat sich aber bei Euch schon ziemlich stark gezeigt. Nachdem es nun stark auf den Monat November zugeht, muß man ja schließlich damit rechnen. Da kann ich also immer noch von Glück sagen, wenn ich noch so schönes Wetter im Urlaub gehabt habe. Wie ich Dir aber schon sagte, das sind mit die letzten schönen Tage gewesen, die ich gehabt habe. Das Fräulein Hermann habe ich wohl gekannt. Die war ja viele Male bei mir auf der Dienststelle, weil sie krank war, wurde sie auch vom Fürsorgeamt teilweise unterstützt.
Nachdem Du jetzt das Kellerfenster auch ausgeräumt hast und die Kartoffeln versorgt sind, ist ja im Keller so ziemlich alles erledigt. Du hast ja nun inzwischen von anderwärts auch verschiedene Post erhalten. Kurt hat Dir ganz nett geschrieben, was mich persönlich für Dich sehr freut. Dein Vater hat Dir auch noch verschiedene Sachen zugehen lassen. Ich glaube gern, daß er sich jetzt sehr einsam fühlt. Wenn er Dir so schreibt, daß Du nicht zu kurz kommen würdest, so habe ich manchmal das Gefühl, als wenn er denken würde, man wartet nur darauf, daß man auch bei diesen Verteilungen richtig bedacht wird. Wir sind ja wirklich nicht so scharf darauf. Wenn er es zwar so schickt, um es Dir zu überlassen, weil Du mehr mit Deiner Mutter verwachsen bist wie Erna und weil er gern möchte, daß es auf die Art weiter geehrt wird, was Deine Mutter gehabt und getragen hat, so ist mir dies durchaus erklärlich. Bloß wir haben es ja nicht nötig, daß wir auf Erbschaften warten müssen, geschweige denn auf den Tod eines Angehörigen oder Verwandten. Du selbst hast Dich ja auch sehr angestrengt, um all denen zu schreiben, die Du mit Briefen bedenken willst. Dora wird hoffentlich zufrieden sein, wenn sie etwas Kaffee bekommen hat. Es besteht wahrscheinlich die Möglichkeit, hier welchen käuflich zu erwerben, ich weiß zwar noch nicht, was er kostet und ob es ihr dann recht ist, wenn ich ihr welchen dann zuschicke und dann den Preis verlange. Auch die andern werden sicherlich alle mit Dir zufrieden sein, wenn Du soviel geschrieben hast. Für die Übersendung des Zeitungsausschnitts danken ich Dir vielmals. Es hat mich wirklich sehr interessiert. Auch der Abschnitt von Duelli. Das Geld an Frau Graser hast Du also inzwischen abgeschickt, so daß diese Angelegenheit sich erledigt hat.
Heute vor einer Woche bin ich bei Euch abgerückt. Man wundert sich, wie schnell die Wochen so vergehen. Aber wir müssen eben immer wieder denken, daß wir damit auch dem nächsten Urlaub näher kommen. Ich habe heute die Päckchen 1 - 3 an Dich zur Absendung gebracht. Morgen gehen die nächsten 3 ab. Ich möchte mein Lager so nach und nach hier räumen, denn es liegt mir hier sonst alles herum und Du kannst es andererseits brauchen. Denke doch bitte einmal mit daran und kaufe mir wieder einige Inspiroltabletten, damit ich mir die Blechbüchse wieder auffüllen kann, die Du mir mitgegeben hast. Wenn ich wieder sonst für Euch etwas habe, werde ich Dir dies wieder zusenden. Heute habe ich Dir wieder einmal einen längeren Brief geschrieben. Ich sende Dir und den anderen viele recht herzliche Grüße und Küsse. Ich hoffe, daß Ihr alle gesund seid und daß Ihr alle wohlauf seid. Dein oft an Dich denkender Ernst.
Zeitungen habe ich heute ebenfalls an Dich ab gesandt. Ich glaube, daß ich diese jetzt öfter tun werde, denn es läßt sich ganz gut machen.
Mein liebes Mädel! 21.10.41
Heute bringe ich die Päckchen 4 - 6 zur Absendung. Damit habe ich die Hälfte des noch hier lagernden Zuckers abgeschickt. Der Rest folgt noch dieser Tage. Hoffentlich kommt alles gut bei Dir an. Nachdem ich die Tage vorher so gut mit Post bedacht worden bin, will ich nicht unverschämt sein und nicht meutern, wenn ich gestern nichts von Dir bekommen habe. Wahrscheinlich erhalte ich heute wieder einen Brief von Dir. Seit unser Kriegsverwaltungsrat in Urlaub ist, geht es ziemlich ruhig bei uns zu. Sein Vertreter, der Inspektor, macht ja manchmal ganz tolle Zicken, doch ich gebe ja nicht meinen Namen dafür her. Ich will zwar nicht mit meiner Erfahrung anfangen, die ich nun einmal schon gewonnen habe, aber der Mann macht wohl alles wie er es für richtig befindet. Ob es dann aber richtig ist, das ist ja eine andere Frage.
Solange ich aber nicht gefragt werde, lasse ich den Karren laufen wie er läuft. Warum soll ich mich zu diesem Mann in Gegensatz stellen. Das Verhältnis zwischen ihm und mir ist sowieso schon gespannt genug. Du kannst Dir sicher vorstellen, daß mir die Freude an der Arbeit dadurch ziemlich verleidet ist, aber im Augenblick kann ich hier nichts Besseres tun, als alles treiben lassen. Obwohl der Mann in der Beherrschung der deutschen Sprache kein großer Held ist, läßt man ihn ruhig so weitermachen. Vielleicht werden es auch die anderen einmal merken. Ich kümmere mich jetzt in keiner Weise mehr in dem Maße um die Dinge, die hier geschehen, denn dieser Mann glaubt ja hier, den Kram schmeißen zu müssen. Ich lasse ihn gern dabei. Eines steht ja fest, daß mir dieser Mann nichts vormachen kann. Wenn ich dann mein abgeschlossenes Arbeitsgebiet habe, mache ich meinen Laden so wie ich ihn haben will. Bis zum Einzug in das neue Gebäude, was wir hier bekommen sollen, kann ich ja warten. Bei dem Tempo, was hier herrscht, kann sich das schon noch eine Weile hinziehen. Ich habe Dir heute zwar vorwiegend von dem Klatsch erzählt, doch nach irgendeiner Seite muß man ja seinem Herzen Luft machen. Mache Dir aber keine Gedanken darüber, denn ich werde mit diesen Scheichen schon fertig werden und ich sage mir immer wieder, wenn es ihnen mit mir nicht paßt, sollen sie mich wieder in die Heimat schicken. Heute bekam ich durch Zufall ein Lehrbuch der französischen Sprache. Ich habe es mir gekauft und werde mich dem Studium etwas widmen. Ich sehe, daß ich schon so viel kann, um das fortgeschrittene Buch mir vorzunehmen. Ich sende Dir und den Kindern recht viele Grüße. In Gedanken weilt oft bei Dir Dein Ernst
Doch ich will nun Deine Schreiben der Reihe nach beantworten. Damit hast Du recht getan, wenn Du Dir einige Reclamhefte gekauft hast. Wenn Du sie ausgelesen hast, kannst du sie mir ja ruhig zuschicken. Daß sich die Kinder mit den Bonbons etwas beruhigt haben und daß sie sich sonst so tapfer benommen haben, freut mich sehr, was Du ihnen auch ruhig mitteilen kannst. Meine Karte ist also bald bei Dir angekommen. Ich hoffe, daß es Dir eine Beruhigung gewesen ist. Es war ja immerhin ein kleines Zeichen. An meinem Bestimmungsort bin ich ja früher angekommen, als ich erwartet hatte. Über den Verlauf der Fahrt hatte ich Dir ja auch schon berichtet. Ihr habt im Garten weiter abgeräumt. Das ist auch wieder eine schöne Arbeit gewesen. Mit Frau Steinmehl ist es aber schnell gegangen. Das Verhalten des Mannes ist ja auch etwas mehr wie eigenartig. Aber was können wir dabei machen. Wir wollen nicht, daß man sich in unsere Angelegenheiten reinmischt, dann machen wir das bei anderen auch nicht.
Die Kälte hat sich aber bei Euch schon ziemlich stark gezeigt. Nachdem es nun stark auf den Monat November zugeht, muß man ja schließlich damit rechnen. Da kann ich also immer noch von Glück sagen, wenn ich noch so schönes Wetter im Urlaub gehabt habe. Wie ich Dir aber schon sagte, das sind mit die letzten schönen Tage gewesen, die ich gehabt habe. Das Fräulein Hermann habe ich wohl gekannt. Die war ja viele Male bei mir auf der Dienststelle, weil sie krank war, wurde sie auch vom Fürsorgeamt teilweise unterstützt.
Nachdem Du jetzt das Kellerfenster auch ausgeräumt hast und die Kartoffeln versorgt sind, ist ja im Keller so ziemlich alles erledigt. Du hast ja nun inzwischen von anderwärts auch verschiedene Post erhalten. Kurt hat Dir ganz nett geschrieben, was mich persönlich für Dich sehr freut. Dein Vater hat Dir auch noch verschiedene Sachen zugehen lassen. Ich glaube gern, daß er sich jetzt sehr einsam fühlt. Wenn er Dir so schreibt, daß Du nicht zu kurz kommen würdest, so habe ich manchmal das Gefühl, als wenn er denken würde, man wartet nur darauf, daß man auch bei diesen Verteilungen richtig bedacht wird. Wir sind ja wirklich nicht so scharf darauf. Wenn er es zwar so schickt, um es Dir zu überlassen, weil Du mehr mit Deiner Mutter verwachsen bist wie Erna und weil er gern möchte, daß es auf die Art weiter geehrt wird, was Deine Mutter gehabt und getragen hat, so ist mir dies durchaus erklärlich. Bloß wir haben es ja nicht nötig, daß wir auf Erbschaften warten müssen, geschweige denn auf den Tod eines Angehörigen oder Verwandten. Du selbst hast Dich ja auch sehr angestrengt, um all denen zu schreiben, die Du mit Briefen bedenken willst. Dora wird hoffentlich zufrieden sein, wenn sie etwas Kaffee bekommen hat. Es besteht wahrscheinlich die Möglichkeit, hier welchen käuflich zu erwerben, ich weiß zwar noch nicht, was er kostet und ob es ihr dann recht ist, wenn ich ihr welchen dann zuschicke und dann den Preis verlange. Auch die andern werden sicherlich alle mit Dir zufrieden sein, wenn Du soviel geschrieben hast. Für die Übersendung des Zeitungsausschnitts danken ich Dir vielmals. Es hat mich wirklich sehr interessiert. Auch der Abschnitt von Duelli. Das Geld an Frau Graser hast Du also inzwischen abgeschickt, so daß diese Angelegenheit sich erledigt hat.
Heute vor einer Woche bin ich bei Euch abgerückt. Man wundert sich, wie schnell die Wochen so vergehen. Aber wir müssen eben immer wieder denken, daß wir damit auch dem nächsten Urlaub näher kommen. Ich habe heute die Päckchen 1 - 3 an Dich zur Absendung gebracht. Morgen gehen die nächsten 3 ab. Ich möchte mein Lager so nach und nach hier räumen, denn es liegt mir hier sonst alles herum und Du kannst es andererseits brauchen. Denke doch bitte einmal mit daran und kaufe mir wieder einige Inspiroltabletten, damit ich mir die Blechbüchse wieder auffüllen kann, die Du mir mitgegeben hast. Wenn ich wieder sonst für Euch etwas habe, werde ich Dir dies wieder zusenden. Heute habe ich Dir wieder einmal einen längeren Brief geschrieben. Ich sende Dir und den anderen viele recht herzliche Grüße und Küsse. Ich hoffe, daß Ihr alle gesund seid und daß Ihr alle wohlauf seid. Dein oft an Dich denkender Ernst.
Zeitungen habe ich heute ebenfalls an Dich ab gesandt. Ich glaube, daß ich diese jetzt öfter tun werde, denn es läßt sich ganz gut machen.
Mein liebes Mädel! 21.10.41
Heute bringe ich die Päckchen 4 - 6 zur Absendung. Damit habe ich die Hälfte des noch hier lagernden Zuckers abgeschickt. Der Rest folgt noch dieser Tage. Hoffentlich kommt alles gut bei Dir an. Nachdem ich die Tage vorher so gut mit Post bedacht worden bin, will ich nicht unverschämt sein und nicht meutern, wenn ich gestern nichts von Dir bekommen habe. Wahrscheinlich erhalte ich heute wieder einen Brief von Dir. Seit unser Kriegsverwaltungsrat in Urlaub ist, geht es ziemlich ruhig bei uns zu. Sein Vertreter, der Inspektor, macht ja manchmal ganz tolle Zicken, doch ich gebe ja nicht meinen Namen dafür her. Ich will zwar nicht mit meiner Erfahrung anfangen, die ich nun einmal schon gewonnen habe, aber der Mann macht wohl alles wie er es für richtig befindet. Ob es dann aber richtig ist, das ist ja eine andere Frage.
Solange ich aber nicht gefragt werde, lasse ich den Karren laufen wie er läuft. Warum soll ich mich zu diesem Mann in Gegensatz stellen. Das Verhältnis zwischen ihm und mir ist sowieso schon gespannt genug. Du kannst Dir sicher vorstellen, daß mir die Freude an der Arbeit dadurch ziemlich verleidet ist, aber im Augenblick kann ich hier nichts Besseres tun, als alles treiben lassen. Obwohl der Mann in der Beherrschung der deutschen Sprache kein großer Held ist, läßt man ihn ruhig so weitermachen. Vielleicht werden es auch die anderen einmal merken. Ich kümmere mich jetzt in keiner Weise mehr in dem Maße um die Dinge, die hier geschehen, denn dieser Mann glaubt ja hier, den Kram schmeißen zu müssen. Ich lasse ihn gern dabei. Eines steht ja fest, daß mir dieser Mann nichts vormachen kann. Wenn ich dann mein abgeschlossenes Arbeitsgebiet habe, mache ich meinen Laden so wie ich ihn haben will. Bis zum Einzug in das neue Gebäude, was wir hier bekommen sollen, kann ich ja warten. Bei dem Tempo, was hier herrscht, kann sich das schon noch eine Weile hinziehen. Ich habe Dir heute zwar vorwiegend von dem Klatsch erzählt, doch nach irgendeiner Seite muß man ja seinem Herzen Luft machen. Mache Dir aber keine Gedanken darüber, denn ich werde mit diesen Scheichen schon fertig werden und ich sage mir immer wieder, wenn es ihnen mit mir nicht paßt, sollen sie mich wieder in die Heimat schicken. Heute bekam ich durch Zufall ein Lehrbuch der französischen Sprache. Ich habe es mir gekauft und werde mich dem Studium etwas widmen. Ich sehe, daß ich schon so viel kann, um das fortgeschrittene Buch mir vorzunehmen. Ich sende Dir und den Kindern recht viele Grüße. In Gedanken weilt oft bei Dir Dein Ernst
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