Donnerstag, 11. Februar 2016

Brief 104 vom 4.2.1941


Meine geliebte Annie!                                                                   O.U., den 4.2.1941 
                                          
Vielen Dank für Deinen lieben Brief vom 1.2.41. er hat mich herzlich gefreut und ich danke Dir deshalb nochmals. Ich weiß ja, dass Du das viele Ausgehen nicht gewöhnt bist, aber siehst Du, dafür bin ich die letzten Abende sehr häuslich gewesen. Es gleicht sich also alles aus. Du bist ja dann die ganze Zeit wieder an die Wohnung gebunden, so dass Dir diese kleine Unterbrechung nichts schaden wird. Ich möchte Dich aber nochmals bitten, nicht immer solche Lobeshymnen auf mich anzustimmen. Bekanntlich ist es ja so, dass derjenige sonst eitel und selbstgefällig wird, von dem die Rede ist. Es ist eine reine menschliche Eigenschaft, die immerhin entschuldbar wäre; doch es ist ja nicht notwendig, die Geister erst zu beschwören.
Ich erhielt außerdem noch den Brief Deiner Eltern mit den verschiedenen Durchschlägen. Ich kann mir manchmal auch nicht denken, dass Du die Tochter Deiner Eltern bist. Wie sind doch die so genannten Großstädter so klein, obwohl sie sich über den Dingen stehend glauben. Machen die ein Getue wegen der Geschenke. Ich finde, sie freuen sich mehr darüber, dass andere sich darüber ärgern. Eine reine gewöhnliche Freude kann ich aus den Zeilen nicht herauslesen. Wenn ich ehrlich sein soll, fand ich, dass Dein Vater wohl wieder viel geschrieben hat. Es war aber wieder dasselbe, was er uns schon seit Jahren immer mitteilt, abgesehen von kleinen Abwandlungen. Wir haben uns doch sehr auseinander gelebt. Ich habe auch das Empfinden, dass mit Siegfried das Verhältnis etwa gleichartig ist. Interessant finde ich auch wieder die Wendung Deines Vaters, wie er sich für eine Verwendung meines Einflusses für Siegfrieds späteres Fortkommen einsetzt. Na, lassen wir das.
Ich werde in meiner Sache morgen früh gleich an die Stadt und die vorgesetzte Dienststelle hier schreiben. Es ist ja auch noch nicht gesagt, dass der Lehrgang voll besetzt werden kann. Also abwarten, heißt hier die Parole.
Ausnahmsweise habe ich heute Abend fast zwei Stunden gelesen, ehe ich den Brief an Dich geschrieben habe. Anschließend möchte ich noch Strafakten zu meiner Unterrichtung in einem Kraftfahrzeug-Unfall durchlesen. Bis dahin ist es dann auch wieder spät genug zum Schlafengehen. Ich sende Dir wiederum recht viele herzlich Grüße und Küsse. Unseren beiden Stromern gib auch wieder einen kräftigen Kuss von Deinem Ernst.
Heute hab ich ja auch noch Dein liebes Päckchen mit dem Gebäck erhalten, wofür ich Dir auch noch danken möchte.
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                                                                                                                             Lille, den 4. Februar 1941.
An die
Oberfeldkommandantur 670 (V)
Chef der Militärverwaltung
Über den Herrn Stadtkommissar
Lille

Gemäß der beigefügten Abschrift werde ich von meiner Heimatbehörde aufgefordert, an einem Lehrgang für den mittleren Dienst teilzunehmen. Es handelt sich hierbei um eine Ausbildung, die für mein späteres Fortkommen notwendig ist. Ich bitte deshalb um Beurlaubung für die Dauer des Lehrganges.

Heil Hitler!
K.V. Betriebs-Assistent
1 Abschrift
K.V.B.Assistent E.Rosche
Feldpostnummer 29297                                                                                                   U.O., den 4.Februar 1941

An den
Herrn Oberbürgermeister der Stadt Konstanz
z.Hd. von Herrn Rechtsrat Enapp
Konstanz a.B.
Betr.: Beurlaubung von Gemeindebeamten für Kriegslehrgänge

Heute erhielt ich Ihre Aufforderung an einem Lehrgang für den mittleren Dienst teilzunehmen. Sofern ich von meiner vorgesetzten Dienststelle für die Dauer des Lehrgangs beurlaubt werde, bin ich gewillt, an dem genannten Lehrgang teilzunehmen.

Heil Hitler!
KVB-Assistent
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