Meine geliebte Annie! O.U., den 4.2.1941
Vielen Dank für Deinen lieben
Brief vom 1.2.41. er hat mich herzlich gefreut und ich danke Dir deshalb
nochmals. Ich weiß ja, dass Du das viele Ausgehen nicht gewöhnt bist, aber
siehst Du, dafür bin ich die letzten Abende sehr häuslich gewesen. Es gleicht
sich also alles aus. Du bist ja dann die ganze Zeit wieder an die Wohnung
gebunden, so dass Dir diese kleine Unterbrechung nichts schaden wird. Ich
möchte Dich aber nochmals bitten, nicht immer solche Lobeshymnen auf mich
anzustimmen. Bekanntlich ist es ja so, dass derjenige sonst eitel und
selbstgefällig wird, von dem die Rede ist. Es ist eine reine menschliche
Eigenschaft, die immerhin entschuldbar wäre; doch es ist ja nicht notwendig,
die Geister erst zu beschwören.
Ich erhielt außerdem noch den
Brief Deiner Eltern mit den verschiedenen Durchschlägen. Ich kann mir manchmal
auch nicht denken, dass Du die Tochter Deiner Eltern bist. Wie sind doch die so
genannten Großstädter so klein, obwohl sie sich über den Dingen stehend
glauben. Machen die ein Getue wegen der Geschenke. Ich finde, sie freuen sich
mehr darüber, dass andere sich darüber ärgern. Eine reine gewöhnliche Freude
kann ich aus den Zeilen nicht herauslesen. Wenn ich ehrlich sein soll, fand
ich, dass Dein Vater wohl wieder viel geschrieben hat. Es war aber wieder
dasselbe, was er uns schon seit Jahren immer mitteilt, abgesehen von kleinen
Abwandlungen. Wir haben uns doch sehr auseinander gelebt. Ich habe auch das
Empfinden, dass mit Siegfried das Verhältnis etwa gleichartig ist. Interessant
finde ich auch wieder die Wendung Deines Vaters, wie er sich für eine
Verwendung meines Einflusses für Siegfrieds späteres Fortkommen einsetzt. Na,
lassen wir das.
Ich werde in meiner Sache
morgen früh gleich an die Stadt und die vorgesetzte Dienststelle hier
schreiben. Es ist ja auch noch nicht gesagt, dass der Lehrgang voll besetzt
werden kann. Also abwarten, heißt hier die Parole.
Ausnahmsweise habe ich heute
Abend fast zwei Stunden gelesen, ehe ich den Brief an Dich geschrieben habe.
Anschließend möchte ich noch Strafakten zu meiner Unterrichtung in einem
Kraftfahrzeug-Unfall durchlesen. Bis dahin ist es dann auch wieder spät genug
zum Schlafengehen. Ich sende Dir wiederum recht viele herzlich Grüße und Küsse.
Unseren beiden Stromern gib auch wieder einen kräftigen Kuss von Deinem Ernst.
Heute hab ich ja auch noch
Dein liebes Päckchen mit dem Gebäck erhalten, wofür ich Dir auch noch danken
möchte.
================================================================================
Lille,
den 4. Februar 1941.
An die
Oberfeldkommandantur 670 (V)
Chef der Militärverwaltung
Über den Herrn Stadtkommissar
Lille
Gemäß der beigefügten
Abschrift werde ich von meiner Heimatbehörde aufgefordert, an einem Lehrgang
für den mittleren Dienst teilzunehmen. Es handelt sich hierbei um eine
Ausbildung, die für mein späteres Fortkommen notwendig ist. Ich bitte deshalb
um Beurlaubung für die Dauer des Lehrganges.
Heil Hitler!
K.V. Betriebs-Assistent
1
Abschrift
K.V.B.Assistent E.Rosche
Feldpostnummer 29297 U.O., den 4.Februar 1941
An den
Herrn Oberbürgermeister der
Stadt Konstanz
z.Hd. von Herrn Rechtsrat
Enapp
Konstanz a.B.
Betr.: Beurlaubung von
Gemeindebeamten für Kriegslehrgänge
Heute erhielt ich Ihre
Aufforderung an einem Lehrgang für den mittleren Dienst teilzunehmen. Sofern
ich von meiner vorgesetzten Dienststelle für die Dauer des Lehrgangs beurlaubt
werde, bin ich gewillt, an dem genannten Lehrgang teilzunehmen.
Heil Hitler!
KVB-Assistent
================================================================================
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen