Meine liebe Annie ! 20.3.42
Deinen lieben Brief vom 17. mit den beilgelegten Bildern
habe ich erhalten. Ich kann wirklich zufrieden sein mit der Postversorgung.
Hoffentlich hast Du auch heute meinen Brief bekommen, ich würde es für Dich
sehr wünschen. Die Bilder sind soweit ganz ordentlich geworden. Sie sind
immerhin eine schöne Erinnerung an die
Urlaubstage, die uns dadurch nicht in Vergessenheit kommen werden. Es waren
doch zwei schöne Spaziergänge so im Schnee und die übrigen Tage waren auch ganz
schön.
Die Sache, die Du mir von Helga geschrieben hast, ist direkt rührend. Ich kann mich noch gut entsinnen, wie ich im Garten geschafft habe und wie sie mich immer gefragt hat, ob sie etwas helfen könnte. Sie war auch viel Zeit bei mir und ich habe sie dann auch gern mithelfen lassen, damit man ihr den Willen nicht nimmt.
Leider muß ich Dir mitteilen, daß mein Päckchen mit Butter wieder zurückgekommen ist, weil es zu schwer war. Man sieht jetzt so genau darauf, daß das Gewicht nicht überschritten wird. Ich mache es gleich zur nächsten Post mit fertig. Verarbeiten kannst Du sie ja auf alle Fälle. Bis es weggeht, lege ich es bei uns in den Kühlschrank. Gestern erhielt ich die Mitteilung, daß der Konstanzer, den ich hier kennenlernte, der Salzmann, in Metz gestoben sei. Er hat einen Herzschlag bekommen. Es geht eben manchmal schnell. Er hatte doch immer die Absicht gehabt, noch einmal hier vorbei zu kommen, dazu hat es dann aber nicht mehr gelangt.
An Siegfried hatten wir ja während meines Urlaubs geschrieben. Ich denke, daß er meinen Brief inzwischen erhalten hat. Das ist bei ihm ja wahrscheinlich auch ein ziemlich langer Weg, bis er seine Post erhält, vor allem, wenn man sieht, wenn seine Briefe an Dich bei Dir angekommen sind.
Morgen und am Sonntag werde ich nach B. fahren, um den Tommi zu besuchen. Er hat mich angerufen und gebeten, ich soll bei ihm vorbeikommen. Wie ich dann zum Schreiben komme, weiß ich noch nicht. Für heute sende ich Dir und den Kindern recht herzliche Grüße und viele Küsse. Dein Ernst.
Meine liebste Annie ! 23.3.42
Mit großer Verspätung traf ich gestern Abend um 11 Uhr hier mit dem Zug wieder ein. Der Zug hatte für die Strecke von 35 km etwa 3 ½ Stunden gebraucht. Es ist fast nicht glaublich, wenn man es nicht selbst gesehen hat, wie die Leute gehamstert haben. Die Bahnbehörden haben sich mit diesem Zustand abgefunden und die Behörden, die für den Verpflegungsdienst verantwortlich sind, scheinen sich damit abgefunden zu haben. Die Zugabteile sind bis unter die Decke mit Kartoffelsäcken vollgepackt. In den Gepäckabteilen steht alles voller Fahrräder, weil die Leute vorher bis zur Bahn noch über Land fahren und mit ihrem Rad weitertransportieren. Es ist unvorstellbar, was da weggeschleppt wird. Man gibt sich die größte Mühe, um die Kartoffeln zu erfassen, die angebaut worden sind und hier werden sie tonnenweise jeden Sonntag und Wochentag verschoben. Man staunt nur, was auf den Fahrrädern und in den Kinderwagen alles verpackt wird. Ich hatte Dir ja früher schon beim gleichen Anlaß darüber geschrieben, man wundert sich aber jedes Mal aufs neue, wenn man das sieht. Froh kann man sein, wenn bei uns die Verteilung doch einigermaßen so ist, daß jedem fast das gleiche zukommt. Wenn sich, wie man allenthalben hört und jetzt auch liest, daß allgemeine Kürzungen in der Lebensmittelversorgung vorgenommen werden. Ich mache mir ja auch schon Gedanken, wie sich das auswirken wird, denn das ist nicht so einfach für Euch.
Mit Thomas habe ich mich wieder einmal richtig ausgesprochen. Es war wirklich sehr nett bei ihm und er hat sich sehr viel Mühe gegeben. Er sagt, daß er sich gefreut habe, daß ich vor meiner Abreise noch einmal zu ihm rübergekommen sei. Mir war es ja auch ein Vergnügen.
Deine beiden lieben Briefe vom 16. und 19. fand ich gestern hier in meiner Wohnung vor. Über das mit gesandte Bild von Dir habe ich mich aber sehr gefreut. Das gefällt mir sehr gut. Da lachst Du so freundlich wie sonst auch. Es sieht auch so natürlich aus. Wie gesagt, es hat mir sehr gefreut, daß Du so gut getroffen bist. Schade ist nur, daß es nicht so ganz scharf ist.
Daß es Helga wieder soweit ordentlich geht, ist ja erfreulich, vor allem wenn man hinterher erst erfährt, daß es nicht ganz so einfach war. Mit der Schule werden sie ja jetzt, wie es mir scheint, wieder mehr herangenommen werden. Was die Schulzeit anbelangt, stimmt diese nunmehr wohl ohne weiteres, hoffen wir, daß auch sonst noch etwas dabei herauskommt. Es ist aber auch viele nachzuholen, wenn sie so lange gefeiert haben. Die Erinnerung an die Urlaubstage ist auch schön. Am Samstag mußte ich auch an den Spaziergang nach Katherinen denken. Welcher Unterschied. Dort so schöne Landschaft, Schnee, frühlingshaftes Wetter und hier nichts wie Ebene, Schmutz, Fördertürme und Schornsteine. Ein Kontrast, wie man sich ihn stärker nicht denken kann.
Ich habe Dir heute gleich am Vormittag geschrieben, damit der Brief noch mit der Post mitgeht. Heute Abend ist Kino. Heute und morgen wird an je einem Tag gespielt “Wetterleuchten um Barbara „ und noch ein anderer Film. Beide Filme habt Ihr ja auch gesehen. Nun aber recht herzliche und viele Grüße und Küsse sendet Dir für heute Dein Ernst.
Mein liebes Mädel ! 23.3.42
Ich bin nun schon wieder eine Woche hier. Das ist doch ein ziemliches Tempo, mit dem die Zeit vergeht. Es stellt sich nun auch langsam heraus, wann nun mein Abreisetermin kommt. Heute ist mein Nachfolger eingetroffen. Es ist festgelegt worden, daß ich noch 10 Tage zu seiner Einarbeitung hier bleiben soll. Das wird also kurz vor Ostern sein. Ob der Kommandant mich dann noch über Ostern hier haben will, weiß ich noch nicht. Das ist aber nicht entscheidend. Unser Inspektor ist etwas niedergeschlagen von dem Eindruck, den er über den Neuen gehabt hat, doch das läßt mich kalt. Der Neue, der von der OFK kommt wie ich letzte Jahr auch, macht nur immer wieder die Feststellung, daß man das, was man dort hatte, hier nicht hat. Er kommt nicht aus dem Wundern heraus. Mir soll dies alles gleich sein. Es muß sich eben auch wieder herumschlagen wie ich auch. Wie er damit fertig wird ist dann seine Sache.
Von Dir erhielt ich heute keine Post, dagegen traf der Brief Deines Vaters ein, von dem Du ja auch Durchschlag erhalten hast. Dieser Ton ist doch etwas anderes als wie er sonst manchmal war. Wunderst Du Dich nicht auch darüber? Die Vorsorge mit dem Wörterbuch ist ja voreilig, aber er freut sich, daß er wieder etwas extra machen kann. Ich habe mich gefreut, daß er doch so bald wieder geschrieben hat. Morgen habe ich nochmal OvD. Wahrscheinlich wird das das letzte Mal sein für meine militärische Dienstzeit. Ich hatte mich erst davon drücken wollen, aber es ging nicht. Es wird hoffentlich nichts Besonderes eintreten, so daß ich keine große Arbeit habe. Vorhin war ich im Kino. Es wurde der Film „Wetterleuchten um Barbara“ gespielt. Der Film war nicht schlecht, aber in dieser Beziehung sind eben schon andere Filme gedreht worden, die besser waren. Ich habe mich aber gefreut, ihn kennen zulernen, weil Ihr ihn doch auch gesehen habt. Die Wochenschau, die gegeben wurde, hatten wir zusammen in Konstanz besucht. So treffen sich die Dinge immer wieder.
Mit der morgigen Post schicke ich weitere 6 Päckchen ab. 5 mit Zucker und in einem habe ich Zwieback und den einen Teil der Butter verpackt, die mir beim letzten Versand wieder zurückgegeben worden war. Das eine Päckchen, was mir zurückgegeben wurde, habe ich umgepackt und das geht dann auch noch mit weg. Hoffentlich geht alles gut ab und hoffentlich kommt alles gut an. Wichtiges habe ich heute eigentlich nicht mehr mitzuteilen. Durch die Packerei ist es spät geworden. Sei Du darum herzlich gegrüßt und geküßt. Gib unseren Kindern einen herzlichen Kuß von Deinem Ernst.
Die Sache, die Du mir von Helga geschrieben hast, ist direkt rührend. Ich kann mich noch gut entsinnen, wie ich im Garten geschafft habe und wie sie mich immer gefragt hat, ob sie etwas helfen könnte. Sie war auch viel Zeit bei mir und ich habe sie dann auch gern mithelfen lassen, damit man ihr den Willen nicht nimmt.
Leider muß ich Dir mitteilen, daß mein Päckchen mit Butter wieder zurückgekommen ist, weil es zu schwer war. Man sieht jetzt so genau darauf, daß das Gewicht nicht überschritten wird. Ich mache es gleich zur nächsten Post mit fertig. Verarbeiten kannst Du sie ja auf alle Fälle. Bis es weggeht, lege ich es bei uns in den Kühlschrank. Gestern erhielt ich die Mitteilung, daß der Konstanzer, den ich hier kennenlernte, der Salzmann, in Metz gestoben sei. Er hat einen Herzschlag bekommen. Es geht eben manchmal schnell. Er hatte doch immer die Absicht gehabt, noch einmal hier vorbei zu kommen, dazu hat es dann aber nicht mehr gelangt.
An Siegfried hatten wir ja während meines Urlaubs geschrieben. Ich denke, daß er meinen Brief inzwischen erhalten hat. Das ist bei ihm ja wahrscheinlich auch ein ziemlich langer Weg, bis er seine Post erhält, vor allem, wenn man sieht, wenn seine Briefe an Dich bei Dir angekommen sind.
Morgen und am Sonntag werde ich nach B. fahren, um den Tommi zu besuchen. Er hat mich angerufen und gebeten, ich soll bei ihm vorbeikommen. Wie ich dann zum Schreiben komme, weiß ich noch nicht. Für heute sende ich Dir und den Kindern recht herzliche Grüße und viele Küsse. Dein Ernst.
Meine liebste Annie ! 23.3.42
Mit großer Verspätung traf ich gestern Abend um 11 Uhr hier mit dem Zug wieder ein. Der Zug hatte für die Strecke von 35 km etwa 3 ½ Stunden gebraucht. Es ist fast nicht glaublich, wenn man es nicht selbst gesehen hat, wie die Leute gehamstert haben. Die Bahnbehörden haben sich mit diesem Zustand abgefunden und die Behörden, die für den Verpflegungsdienst verantwortlich sind, scheinen sich damit abgefunden zu haben. Die Zugabteile sind bis unter die Decke mit Kartoffelsäcken vollgepackt. In den Gepäckabteilen steht alles voller Fahrräder, weil die Leute vorher bis zur Bahn noch über Land fahren und mit ihrem Rad weitertransportieren. Es ist unvorstellbar, was da weggeschleppt wird. Man gibt sich die größte Mühe, um die Kartoffeln zu erfassen, die angebaut worden sind und hier werden sie tonnenweise jeden Sonntag und Wochentag verschoben. Man staunt nur, was auf den Fahrrädern und in den Kinderwagen alles verpackt wird. Ich hatte Dir ja früher schon beim gleichen Anlaß darüber geschrieben, man wundert sich aber jedes Mal aufs neue, wenn man das sieht. Froh kann man sein, wenn bei uns die Verteilung doch einigermaßen so ist, daß jedem fast das gleiche zukommt. Wenn sich, wie man allenthalben hört und jetzt auch liest, daß allgemeine Kürzungen in der Lebensmittelversorgung vorgenommen werden. Ich mache mir ja auch schon Gedanken, wie sich das auswirken wird, denn das ist nicht so einfach für Euch.
Mit Thomas habe ich mich wieder einmal richtig ausgesprochen. Es war wirklich sehr nett bei ihm und er hat sich sehr viel Mühe gegeben. Er sagt, daß er sich gefreut habe, daß ich vor meiner Abreise noch einmal zu ihm rübergekommen sei. Mir war es ja auch ein Vergnügen.
Deine beiden lieben Briefe vom 16. und 19. fand ich gestern hier in meiner Wohnung vor. Über das mit gesandte Bild von Dir habe ich mich aber sehr gefreut. Das gefällt mir sehr gut. Da lachst Du so freundlich wie sonst auch. Es sieht auch so natürlich aus. Wie gesagt, es hat mir sehr gefreut, daß Du so gut getroffen bist. Schade ist nur, daß es nicht so ganz scharf ist.
Daß es Helga wieder soweit ordentlich geht, ist ja erfreulich, vor allem wenn man hinterher erst erfährt, daß es nicht ganz so einfach war. Mit der Schule werden sie ja jetzt, wie es mir scheint, wieder mehr herangenommen werden. Was die Schulzeit anbelangt, stimmt diese nunmehr wohl ohne weiteres, hoffen wir, daß auch sonst noch etwas dabei herauskommt. Es ist aber auch viele nachzuholen, wenn sie so lange gefeiert haben. Die Erinnerung an die Urlaubstage ist auch schön. Am Samstag mußte ich auch an den Spaziergang nach Katherinen denken. Welcher Unterschied. Dort so schöne Landschaft, Schnee, frühlingshaftes Wetter und hier nichts wie Ebene, Schmutz, Fördertürme und Schornsteine. Ein Kontrast, wie man sich ihn stärker nicht denken kann.
Ich habe Dir heute gleich am Vormittag geschrieben, damit der Brief noch mit der Post mitgeht. Heute Abend ist Kino. Heute und morgen wird an je einem Tag gespielt “Wetterleuchten um Barbara „ und noch ein anderer Film. Beide Filme habt Ihr ja auch gesehen. Nun aber recht herzliche und viele Grüße und Küsse sendet Dir für heute Dein Ernst.
Mein liebes Mädel ! 23.3.42
Ich bin nun schon wieder eine Woche hier. Das ist doch ein ziemliches Tempo, mit dem die Zeit vergeht. Es stellt sich nun auch langsam heraus, wann nun mein Abreisetermin kommt. Heute ist mein Nachfolger eingetroffen. Es ist festgelegt worden, daß ich noch 10 Tage zu seiner Einarbeitung hier bleiben soll. Das wird also kurz vor Ostern sein. Ob der Kommandant mich dann noch über Ostern hier haben will, weiß ich noch nicht. Das ist aber nicht entscheidend. Unser Inspektor ist etwas niedergeschlagen von dem Eindruck, den er über den Neuen gehabt hat, doch das läßt mich kalt. Der Neue, der von der OFK kommt wie ich letzte Jahr auch, macht nur immer wieder die Feststellung, daß man das, was man dort hatte, hier nicht hat. Er kommt nicht aus dem Wundern heraus. Mir soll dies alles gleich sein. Es muß sich eben auch wieder herumschlagen wie ich auch. Wie er damit fertig wird ist dann seine Sache.
Von Dir erhielt ich heute keine Post, dagegen traf der Brief Deines Vaters ein, von dem Du ja auch Durchschlag erhalten hast. Dieser Ton ist doch etwas anderes als wie er sonst manchmal war. Wunderst Du Dich nicht auch darüber? Die Vorsorge mit dem Wörterbuch ist ja voreilig, aber er freut sich, daß er wieder etwas extra machen kann. Ich habe mich gefreut, daß er doch so bald wieder geschrieben hat. Morgen habe ich nochmal OvD. Wahrscheinlich wird das das letzte Mal sein für meine militärische Dienstzeit. Ich hatte mich erst davon drücken wollen, aber es ging nicht. Es wird hoffentlich nichts Besonderes eintreten, so daß ich keine große Arbeit habe. Vorhin war ich im Kino. Es wurde der Film „Wetterleuchten um Barbara“ gespielt. Der Film war nicht schlecht, aber in dieser Beziehung sind eben schon andere Filme gedreht worden, die besser waren. Ich habe mich aber gefreut, ihn kennen zulernen, weil Ihr ihn doch auch gesehen habt. Die Wochenschau, die gegeben wurde, hatten wir zusammen in Konstanz besucht. So treffen sich die Dinge immer wieder.
Mit der morgigen Post schicke ich weitere 6 Päckchen ab. 5 mit Zucker und in einem habe ich Zwieback und den einen Teil der Butter verpackt, die mir beim letzten Versand wieder zurückgegeben worden war. Das eine Päckchen, was mir zurückgegeben wurde, habe ich umgepackt und das geht dann auch noch mit weg. Hoffentlich geht alles gut ab und hoffentlich kommt alles gut an. Wichtiges habe ich heute eigentlich nicht mehr mitzuteilen. Durch die Packerei ist es spät geworden. Sei Du darum herzlich gegrüßt und geküßt. Gib unseren Kindern einen herzlichen Kuß von Deinem Ernst.
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