Mein liebstes, bestes Mädel ! 25.3.42
Jetzt bin ich fertig mit Päckchenpacken. Es ist bereits ½
12 Uhr, aber ich möchte Dir, obwohl ich schon etwas müde bin, doch erst auf
Deine beiden lieben Briefe antworten, die Du am 21. geschrieben hast. Ich habe heute über Mittag 3 Päckchen
fertiggemacht und heute Abend 4. Das ist immer eine ziemliche Arbeit, aber ich
freue mich, wenn ich etwas für Euch fertig machen kann, damit Du Dir immer noch
etwas ausgleichen kannst. Ich bedauere sehr, daß sich das dann nicht mehr
machen läßt, wenn ich hier wegkomme, vor allem wenn jetzt die Kürzungen
eintreten. Es ist der restliche Zucker, das sind 3 Päckchen; in 2 Päckchen habe
ich Zwieback verpackt, in einem Butter und im letzten Apfelsinen. Hoffentlich kommt alles gut an.
Daß ich nichts Besonderes zu Ostern senden konnte, tut mir leid, aber ich habe Dir ja schon geschildert, daß es jetzt bedeutend schwieriger ist mit der Beschaffung dieser Sachen. Die Päckchen tragen die Nummern 29. bis 35, die ich dann mit der Freitagspost absende. Mit diesem Brief sende ich wieder einige Zeitungen, Briefe uns sonstigen Kleinkram, den Du zu den anderen Sachen legst.
Vorhin hatten wir wieder einmal Fliegeralarm, der inzwischen aber schon wieder abgeblasen ist. Doch nun zu Deinen Briefen. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich empfinde daraus, daß Du Dir zu große Sorgen um mich machst. Vorerst muß ich ja nach Marburg, dort muß ich ja erst nochmals ausgebildet werden. Bis das alles soweit ist, vergehen doch noch Wochen. Bis dahin wird sich wieder manches zeigen. Ich weiß genau, daß Du Dich sehr tapfer halten wirst, ich habe aber auch das Empfinden, daß ich wiederkomme. Schon darum brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen.
Ich schreibe Dir das nicht deshalb, um Dich einzulullen, sondern weil ich meine, das bestimmte Gefühl zu haben, daß es so ist. Ich möchte dir auf Deinen lieben Brief noch manches sagen, aber ich bin etwas abgespannt. Sei mir bitte darum nicht böse. Sobald ich aber in der richtigen Stimmung dazu bin, will ich es gern nachholen. Die Mitteilungen, die Du mir von Siegfried über seine Erfahrungen geschrieben hast, sind sehr interessant. Das mit den Kaffeepreisen stimmt. Man sollte es nicht glauben, was die Leute stehlen. Aber wer das Geld dazu hat, soll es machen. Ich für meinen Teil würde es sein lassen. Was nun die Untersuchung unseres Jungen anbelangt, so ist es sehr bedauerlich, daß er dieses Erbteil von mir abbekommen hat. Ich hoffe, daß ihm dadurch keine Nachteile in seinem späteren Leben daraus entstehen. Wenn der Arzt aber der Ansicht ist, daß er sonst gut entwickelt sei, dann will ich soweit beruhigt sein. Daß er ihn vorsichtshalber nochmal eingerieben hat, ist ja gut, denn man kann nicht vorsichtig genug sein. Bei uns hat man früher wohl nicht hingesehen, aber das ist ja kein Beweis dafür, daß es früher immer richtig gemacht wurde.
Daß die Kinder an der Märchenvorstellung so Freude hatten, war doch schön. Das wird Dich auch etwas abgelenkt haben. Doch, mein liebes Mädel, nun muß ich Gute Nacht sagen. Es ist nun Mitternacht. Ich lege mich zu Bett. Hoffentlich schläfst Du schön. Sei mir vielmals herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Meine liebe Frau ! 26.3.42
Deinen lieben Brief vom Sonntag habe ich erhalten. Vielmals danke ich Dir dafür. Du hast ja nun auch schon auf meine Briefe geantwortet, die Du inzwischen erhalten hast. Bald war nun schon wieder Sonntag und den Sonntag darauf haben wir schon Ostern. Von den Festen merkt man ja nicht viel, es sei denn, daß man in den Geschäften einige kleine Sachen ausgestellt sieht.
Daß Dir alles doch so plötzlich kommt, obwohl Du nun darauf vorbereitet bist, kann ich gut verstehen. Mir ging es ja ebenso. Ich war gerade aus dem Zug ausgestiegen und da erfuhr ich schon, daß meine Versetzung eingelangt sei. Ich hatte fast Lust, gleich mit dem nächsten Zug wieder wegzufahren. Man ist doch überrascht, daß es dann so schnell geht. Nun habe ich mich aber damit abgefunden. Es ist ein Befehl, den man eben ausführen muß. Ich weiß, daß Du beruhigt bist, solange ich mich noch hier aufhalte. Wie ich Dir aber schon geschrieben habe, werde ich erst einige Zeit in Deutschland bleiben, denn mich kann ja niemand so wegschicken. Es wird also immer noch einiger Zeit bedürfen, bis ich in Marsch gesetzt werden kann. Bis dahin ist ja dann auch die Kälte im Osten sicherlich ganz gebrochen.
Hier ist es jedenfalls so, daß der Frühling sich mit Macht durchsetzen will. Wir haben jetzt ganz annehmbares Wetter, wenn es am morgen meist noch etwas frisch ist, so setzt sich die Sonne schon im Laufe des Vormittags durch. Die Welt sieht gleich ganz anders aus, wenn die Sonne scheint, als wenn es so neblig und regnerisch ist. Man kann gerade jetzt im Frühjahr schon immer noch etwas mehr Sonne vertragen, wie dann im Sommer.
Daß Ihr zum Tag der Wehrmacht geht, ist ja schön. Daß das für die Kinder eine interessante Abwechslung ist, kann ich mir ohne weiteres vorstellen. Es wird ja wieder allerhand zu sehen geben. Im Übrigen ist das ja ein Erlebnis für sie, so den ganzen Vormittag herumstreifen zu können. Vor allem wird nach den Aussprachen von Jörg zu schließen, das Floßfahren vielmehr das Schlauchbootfahren für ihn ein Erlebnis sein.
Daß Ihr nicht dort eßt, ist wohl z.T. richtig, Du bist dann so an die Mittagszeit gebunden und zwingst Dich dann eher zum Nachhausegehen. Andererseits hast Du eben Dein eigenes Essen daheim, doch Du brauchst dann nicht zu kochen. Aber lasse es nur so. Ich bin jedenfalls in Gedanken bei Dir und den Kindern, wenn Ihr in der Kaserne herumstrolcht. Weit ist es ja nicht von unserer Wohnung aus.
Das Foto habe ich auch sehr natürlich gefunden und es ist an sich gut getroffen. Wenn die Beleuchtung dazu noch etwas besser gewesen wäre, würde es noch besser ausgefallen sein. Ich habe es Dir ja bereits geschrieben, daß mir das Bild wirklich gut gefällt, vor allem kann ich mich noch gut dabei erinnern, wie wir unter den Bäumen bei Katharinen herumgestiegen sind, bis wir soweit waren.
Für die Grüße der Kinder und für den kleinen Blumenstrauß danke ich besonders noch einmal. Dir und den Kindern sende ich viele Grüße und Küsse. Dein Ernst.
Daß ich nichts Besonderes zu Ostern senden konnte, tut mir leid, aber ich habe Dir ja schon geschildert, daß es jetzt bedeutend schwieriger ist mit der Beschaffung dieser Sachen. Die Päckchen tragen die Nummern 29. bis 35, die ich dann mit der Freitagspost absende. Mit diesem Brief sende ich wieder einige Zeitungen, Briefe uns sonstigen Kleinkram, den Du zu den anderen Sachen legst.
Vorhin hatten wir wieder einmal Fliegeralarm, der inzwischen aber schon wieder abgeblasen ist. Doch nun zu Deinen Briefen. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich empfinde daraus, daß Du Dir zu große Sorgen um mich machst. Vorerst muß ich ja nach Marburg, dort muß ich ja erst nochmals ausgebildet werden. Bis das alles soweit ist, vergehen doch noch Wochen. Bis dahin wird sich wieder manches zeigen. Ich weiß genau, daß Du Dich sehr tapfer halten wirst, ich habe aber auch das Empfinden, daß ich wiederkomme. Schon darum brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen.
Ich schreibe Dir das nicht deshalb, um Dich einzulullen, sondern weil ich meine, das bestimmte Gefühl zu haben, daß es so ist. Ich möchte dir auf Deinen lieben Brief noch manches sagen, aber ich bin etwas abgespannt. Sei mir bitte darum nicht böse. Sobald ich aber in der richtigen Stimmung dazu bin, will ich es gern nachholen. Die Mitteilungen, die Du mir von Siegfried über seine Erfahrungen geschrieben hast, sind sehr interessant. Das mit den Kaffeepreisen stimmt. Man sollte es nicht glauben, was die Leute stehlen. Aber wer das Geld dazu hat, soll es machen. Ich für meinen Teil würde es sein lassen. Was nun die Untersuchung unseres Jungen anbelangt, so ist es sehr bedauerlich, daß er dieses Erbteil von mir abbekommen hat. Ich hoffe, daß ihm dadurch keine Nachteile in seinem späteren Leben daraus entstehen. Wenn der Arzt aber der Ansicht ist, daß er sonst gut entwickelt sei, dann will ich soweit beruhigt sein. Daß er ihn vorsichtshalber nochmal eingerieben hat, ist ja gut, denn man kann nicht vorsichtig genug sein. Bei uns hat man früher wohl nicht hingesehen, aber das ist ja kein Beweis dafür, daß es früher immer richtig gemacht wurde.
Daß die Kinder an der Märchenvorstellung so Freude hatten, war doch schön. Das wird Dich auch etwas abgelenkt haben. Doch, mein liebes Mädel, nun muß ich Gute Nacht sagen. Es ist nun Mitternacht. Ich lege mich zu Bett. Hoffentlich schläfst Du schön. Sei mir vielmals herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Meine liebe Frau ! 26.3.42
Deinen lieben Brief vom Sonntag habe ich erhalten. Vielmals danke ich Dir dafür. Du hast ja nun auch schon auf meine Briefe geantwortet, die Du inzwischen erhalten hast. Bald war nun schon wieder Sonntag und den Sonntag darauf haben wir schon Ostern. Von den Festen merkt man ja nicht viel, es sei denn, daß man in den Geschäften einige kleine Sachen ausgestellt sieht.
Daß Dir alles doch so plötzlich kommt, obwohl Du nun darauf vorbereitet bist, kann ich gut verstehen. Mir ging es ja ebenso. Ich war gerade aus dem Zug ausgestiegen und da erfuhr ich schon, daß meine Versetzung eingelangt sei. Ich hatte fast Lust, gleich mit dem nächsten Zug wieder wegzufahren. Man ist doch überrascht, daß es dann so schnell geht. Nun habe ich mich aber damit abgefunden. Es ist ein Befehl, den man eben ausführen muß. Ich weiß, daß Du beruhigt bist, solange ich mich noch hier aufhalte. Wie ich Dir aber schon geschrieben habe, werde ich erst einige Zeit in Deutschland bleiben, denn mich kann ja niemand so wegschicken. Es wird also immer noch einiger Zeit bedürfen, bis ich in Marsch gesetzt werden kann. Bis dahin ist ja dann auch die Kälte im Osten sicherlich ganz gebrochen.
Hier ist es jedenfalls so, daß der Frühling sich mit Macht durchsetzen will. Wir haben jetzt ganz annehmbares Wetter, wenn es am morgen meist noch etwas frisch ist, so setzt sich die Sonne schon im Laufe des Vormittags durch. Die Welt sieht gleich ganz anders aus, wenn die Sonne scheint, als wenn es so neblig und regnerisch ist. Man kann gerade jetzt im Frühjahr schon immer noch etwas mehr Sonne vertragen, wie dann im Sommer.
Daß Ihr zum Tag der Wehrmacht geht, ist ja schön. Daß das für die Kinder eine interessante Abwechslung ist, kann ich mir ohne weiteres vorstellen. Es wird ja wieder allerhand zu sehen geben. Im Übrigen ist das ja ein Erlebnis für sie, so den ganzen Vormittag herumstreifen zu können. Vor allem wird nach den Aussprachen von Jörg zu schließen, das Floßfahren vielmehr das Schlauchbootfahren für ihn ein Erlebnis sein.
Daß Ihr nicht dort eßt, ist wohl z.T. richtig, Du bist dann so an die Mittagszeit gebunden und zwingst Dich dann eher zum Nachhausegehen. Andererseits hast Du eben Dein eigenes Essen daheim, doch Du brauchst dann nicht zu kochen. Aber lasse es nur so. Ich bin jedenfalls in Gedanken bei Dir und den Kindern, wenn Ihr in der Kaserne herumstrolcht. Weit ist es ja nicht von unserer Wohnung aus.
Das Foto habe ich auch sehr natürlich gefunden und es ist an sich gut getroffen. Wenn die Beleuchtung dazu noch etwas besser gewesen wäre, würde es noch besser ausgefallen sein. Ich habe es Dir ja bereits geschrieben, daß mir das Bild wirklich gut gefällt, vor allem kann ich mich noch gut dabei erinnern, wie wir unter den Bäumen bei Katharinen herumgestiegen sind, bis wir soweit waren.
Für die Grüße der Kinder und für den kleinen Blumenstrauß danke ich besonders noch einmal. Dir und den Kindern sende ich viele Grüße und Küsse. Dein Ernst.