Du
mein ganz lieber Schatz! 2.5.44
Manchmal kann ich es mir nicht so richtig
zusammenreimen, daß nun tatsächlich schon wieder eine Woche vergangen ist seit
ich mich nach dem letzten Urlaub von Euch trennen mußte. Doch wenn ich in
meinem Kalender nachsehe, dann ist doch so. Ich muß aber außerdem noch
feststellen, daß ich heute vor einem Monat bei Euch ankam. Was war das für ein
Jubel und für eine Freude bei uns allen. Aber es ist nun einmal alles vergänglich
und leider auch jeder Urlaub. Hoffen wir, daß es mit dem Kriege auch bald
soweit sei wird. Wunderbar ist es, wenn man immer mit einer stillen Freude an
die herrlichen Tage zurückdenken kann, die wir miteinander verbracht haben und
das ist es schließlich immer wieder, was mich hochhält, wenn ich mir sage, daß
ich dafür all dieses auf mich nehme, wenn es in der Hauptsache auch durchaus
nicht erfreulich ist. Das sind aber Dinge, an denen wir nicht viel ändern
können, darum müssen wir ihnen im großen und ganzen ihren Lauf lassen. Aber auch die Angelegenheiten die hier
abzuwiegeln sind, gehen, ich möchte schon fast sagen, grundlegend einen anderen
Lauf, wie ich sie mir anfänglich ausgemalt habe. Heute will es mir fast
scheinen, als sei ich etwas voreilig gewesen, als ich Dir am 27. das Telegramm
sandte, denn ich sitze vorerst noch hier, und ich kann heute immer noch nicht
absehen, wie sich alles regelt. Ich kam hierher und wurde gleich aufgefordert,
mich mit einer neuen Kluft zu versehen. Das ist ja inzwischen geschehen. Aber
wie das nun einmal so ist, es zeigen sich so Dinge, die man jetzt noch
erledigen kann, wozu ich bisher immer keine Zeit hatte, weil ich mir meinen
Urlaub dachte nicht verlaufen wollte und andernteils, weil man mir dafür auch
sonst keine Gelegenheit gegeben hätte.
Ich will mir hier noch meine Zähne nachsehen lassen. Vor allem
vielleicht auch die Krone, die mir vor einiger Zeit zersprungen war. Ob das
möglich ist, das stellt sich erst morgen heraus Davon hängt wohl dann auch die
Dauer meines weiteren Aufenthalts hier ab. Wenn das nicht so geht, wie ich mir
das vorstelle, dann kann es sein, daß ich noch im Laufe dieser Woche von hier
abrolle, andererseits kann es erst im Laufe der kommenden Woche soweit sei. Ich
hatte nach meinem letzten Schreiben die Absicht, Dir heute zu telefonieren.
Nach Lage der Dinge ist es aber so, daß ich heute nicht gewußt habe, was ich
Dir heute hätte sagen sollen. Außerdem bestehen große Schwierigkeiten mit der
Erreichung der Anschlüsse, so daß man sich fast den halben Tag versitzt. Mit
einem Telegramm ist meist auch fast nichts erreicht, so daß ich mir dachte, ich
werde Dir die gegenwärtige Lage doch schriftlich auseinandersetzen. Es ist gleich Mitternacht. Ich komme gerade
vom Luftschutzdienst zurück. Es war jetzt nur kurz und wir können froh sein,
daß wir in den letzten beiden Nächten verschont wurden. Aber man ist oben keine
Minute sicher ob es wieder anfängt. Das ist an sich auch gleichgültig, denn ich
will auf die Dinge zurückkommen, die uns berühren.
Wenn ich noch einige Tage hier bleibe, dann wollte ich Dich erst bitten, daß Du von Leipzig zu mir herüberkommst. Es besteht aber eine Schwierigkeit und das ist die der Quartierbeschaffung. Wenn ich etwas mehr über meine Zukunft weiß, dann könnte ich über die hiesige Dienststelle wahrscheinlich eine Unterkunft erhalten. Wenn ma nso ein Bett erhält, dann hat man das einem großen Zufall zu verdanken. Ich frage mich nur, soll ich Dich weiter in Leipzig lassen, oder bist Du dort im Wege? Du kannst mir an die Adresse nach hier Post senden, die wird mir schon ausgehändigt. Ich hätte Dich gerade in diesen Tagen gern bei mir gehabt, um mich mit Dir über verschiedene Dinge zu besprechen, die mir sehr am Herzen liegen. Da dies aber nicht geht, so muß ich mich schon selbst entscheiden und allein mit allem Drumrum. Sobald alles einigermaßen durchsichtiger wird, dann gebe ich Dir weiteren Bescheid. Ich habe hier sonderbaren Dienst zu versehen. Ich mußte heute beim Major im Garten Misthaufen umsetzen. Das ist doch eines Soldaten durchaus würdig. Mit etwas muß man ja wiederum beschäftigt werden. Aber ich muß mir auch sagen, daß ich vielleicht um jeden Tag froh sein kann, den ich noch hier sein kann.
Rosig wird es im Osten wohl auch nicht sein. Als ich mit der Frau sprach, kam auch auf die mangelnden Kartoffeln die Rede. Sie erbot sich gleich bereit, mir einen Karton voll abzugeben. Ich habe ihn ohne große Widerrede angenommen. Ich weiß nicht, wie weit Du durch mein plötzliches Telegramm mit den Gartenarbeiten weitergekommen bist. Ich denke, daß Du sie vielleicht noch mit verwenden kannst. Ich habe alles eingepackt und werde vorsichtshalber das Paket an Vater senden, damit er es vorläufig in Empfang nimmt. Ich gebe ihm von mir aus noch Bescheid. Morgen will ich das Paket als Express aufgeben, dann wird es bald daheim sein. Wenn Du die Kartoffeln nicht für den Garten brauchst, dann kannst Du sie ja zum sonstigen Gebrauch verwenden.
Das wäre heute so alle, was ich Dir erst einmal mitzuteilen hätte. Sei mir bitte nicht böse, daß ich immer noch im negativen Sinne schreiben muß, aber ich komme selbst nicht umhin. Lasse Dich recht herzlich grüßen. Küsse die Kinder fest von mir und grüße Deinen Vater, sowie die anderen alle. Dir gebe ich einen ganz festen lieben Kuss und bin in treuem Gedenken an schöne Tage Dein Ernst. Wir waren nach Leipzig gefahren und haben dann auch unseren Vater noch getroffen. Der Aufenthalt war ein wenig schwierig, weil die zweite Frau meines Großvaters mit uns nichts anfangen konnte. Wir sind dann praktisch den ganzen Tag in dem zerstörten Leipzig herumgelaufen und haben auch ein paar Verwandte oder Bekannte besucht.
Wenn ich noch einige Tage hier bleibe, dann wollte ich Dich erst bitten, daß Du von Leipzig zu mir herüberkommst. Es besteht aber eine Schwierigkeit und das ist die der Quartierbeschaffung. Wenn ich etwas mehr über meine Zukunft weiß, dann könnte ich über die hiesige Dienststelle wahrscheinlich eine Unterkunft erhalten. Wenn ma nso ein Bett erhält, dann hat man das einem großen Zufall zu verdanken. Ich frage mich nur, soll ich Dich weiter in Leipzig lassen, oder bist Du dort im Wege? Du kannst mir an die Adresse nach hier Post senden, die wird mir schon ausgehändigt. Ich hätte Dich gerade in diesen Tagen gern bei mir gehabt, um mich mit Dir über verschiedene Dinge zu besprechen, die mir sehr am Herzen liegen. Da dies aber nicht geht, so muß ich mich schon selbst entscheiden und allein mit allem Drumrum. Sobald alles einigermaßen durchsichtiger wird, dann gebe ich Dir weiteren Bescheid. Ich habe hier sonderbaren Dienst zu versehen. Ich mußte heute beim Major im Garten Misthaufen umsetzen. Das ist doch eines Soldaten durchaus würdig. Mit etwas muß man ja wiederum beschäftigt werden. Aber ich muß mir auch sagen, daß ich vielleicht um jeden Tag froh sein kann, den ich noch hier sein kann.
Rosig wird es im Osten wohl auch nicht sein. Als ich mit der Frau sprach, kam auch auf die mangelnden Kartoffeln die Rede. Sie erbot sich gleich bereit, mir einen Karton voll abzugeben. Ich habe ihn ohne große Widerrede angenommen. Ich weiß nicht, wie weit Du durch mein plötzliches Telegramm mit den Gartenarbeiten weitergekommen bist. Ich denke, daß Du sie vielleicht noch mit verwenden kannst. Ich habe alles eingepackt und werde vorsichtshalber das Paket an Vater senden, damit er es vorläufig in Empfang nimmt. Ich gebe ihm von mir aus noch Bescheid. Morgen will ich das Paket als Express aufgeben, dann wird es bald daheim sein. Wenn Du die Kartoffeln nicht für den Garten brauchst, dann kannst Du sie ja zum sonstigen Gebrauch verwenden.
Das wäre heute so alle, was ich Dir erst einmal mitzuteilen hätte. Sei mir bitte nicht böse, daß ich immer noch im negativen Sinne schreiben muß, aber ich komme selbst nicht umhin. Lasse Dich recht herzlich grüßen. Küsse die Kinder fest von mir und grüße Deinen Vater, sowie die anderen alle. Dir gebe ich einen ganz festen lieben Kuss und bin in treuem Gedenken an schöne Tage Dein Ernst. Wir waren nach Leipzig gefahren und haben dann auch unseren Vater noch getroffen. Der Aufenthalt war ein wenig schwierig, weil die zweite Frau meines Großvaters mit uns nichts anfangen konnte. Wir sind dann praktisch den ganzen Tag in dem zerstörten Leipzig herumgelaufen und haben auch ein paar Verwandte oder Bekannte besucht.
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