Du
mein liebster Schatz, mein liebes gutes Mädel! 26.4.44
Herrlich
schone und harmonische Urlaubstage liegen wieder hinter mir, in denen ich mich
wohl nicht gerade körperlich aber doch innerlich seelisch bei Dir habe ausruhen
können. Wenn ich so zurückdenke, muß ich mich selbst wundern, wie viel ruhiger
ich doch gelebt habe in all diesen schönen Tagen als die Wochen und Monate
vorher. Für alles das, was Du mir geboten hast, muß ich Dir hiermit schriftlich
noch einmal meinen herzlichen und innigen Dank sagen, was ich bereits mündlich
getan habe. Auch das Verhältnis zu den Kindern war wieder voll von aufrichtiger
Freude, die wir uns gegenseitig versuchten zu machen. Die kleinen Streiche
gehören nun einmal zu ihrem Leben wie alle anderen Notwendigkeiten und
Bedürfnisse. Ich hatte mich darum gefreut, als ich Euch Euren kleinen Wunsch
auf Mitfahrt bis nach Singen erfüllen konnte, denn wie ich Dir gestern schon
sagte, seid Ihr doch im Moment nicht so vom Eindruck der neuerlichen Trennung
gepackt, wie wenn Ihr in Konstanz geblieben wärt und vom Bahnhof hättet nach
hause gehen müssen. Im Geiste sehe ich Euch Drei noch auf den Bahnsteig in der
Spätnachmittagssonne stehen und winken. Im Hintergrund stand Vater, der sich
auch nicht nehmen ließ, mitzufahren. Obwohl das Wetter vorher und auch
hinterher wenig schön und einladend war, so standet Ihr Drei verklärt im
Sonnenlicht und symbolhaft für die vergangenen Urlaubstage sowie als
Überleitung in eine mir zwar noch unbekannten Zukunft. Wenn sie etwas von der
Helle und von dem Licht hat, das Ihr mir nachwinktet, dann will ich sehr
zufrieden sein. Bis jetzt habe ich aber immer noch Veranlassung, mich der Liebe
und der treuen Sorge zu erinnern, mit der Du mich während der vergangenen
Wochen umgeben hattest. Leider konnte ich mit meinen Gegenbeweisen nicht in
gleicher Weise aufwarten, wie ich es gern gewollt hätte. Ich bin aber davon
überzeugt, daß auch Ihr mit diesen Erholungswochen zufrieden seid, was dadurch
noch verschönt wurde, das unsere beiden Lauser auch gerade Ferien hatten. Ich
hoffe nun, daß Ihr auch bald wieder in den normalen Kriegsalltag einlebt und
daß Ihr die Spannung der Trennung überwindet, ohne daß Ihr es Euch zu schwer
werden läßt.
Ich bin trotz einer Verspätung des Zuges unterwegs, die mir das Verpassens des Anschlusszuges in Fulda einbrachte, hier wohlbehalten und fahrplanmäßig angekommen. Ich habe alles gut überstanden. Ich sitze jetzt hier zum Mittagessen in einer Gastwirtschaft und gehe am Nachmittag zu der Dienststelle, um mir neue Order zu holen. Ich bin also noch im unklaren, was sich ergibt. Ich habe aber das Bedürfnis, Dir erst einmal meine Gedanken mitzuteilen. Der kleine Rest Papier, der sich in meiner Brieftasche befand, muß dazu herhalten. Ich glaube aber, daß das ja nicht entscheidend ist. Sobald ich Genaues weiß, werde ich Dir gleich Mitteilung darüber zukommen lassen, denn ich will Dich ja auch nicht länger warten lassen, als notwendig.
Es ist nun inzwischen Abend geworden und ich will Dir noch mitteilen, was ich nun zu erfahren bekommen habe. Meine Vermutung, daß wir in den Mittelabschnitt kommen, hat sich also bestätigt. Von hier aus erhalte ich Marschbefehl nach Warschau zu Frontleitstelle, wenn ich hier umgekleidet worden bin. Es ist anzunehmen, daß dies bald geschehen sein wird. Ich sehe nur noch nicht klar, aber ich denke, daß ich es ermöglichen kann, daß ich in Leipzig wieder einige Tage Zwischenaufenthalt machen kann und ich würde dann rechtzeitig versuchen, Dir telegrafisch davon Bescheid zukommen zu lassen. Vielleicht kannst Du dann für diese zwei Tage ebenfalls dorthin fahren. Für hierher zu kommen, lohnt es sich nicht, weil hier alles so ungewiß ist. Ich hatte an diese Möglichkeit nicht gedacht, als ich noch daheim war, sonst hätte ich davon gleich in Kenntnis gesetzt. Ob nun dieser Brief eher ankommt wie meine evtl. beabsichtigte Nachricht, das kann ich ja noch nicht sagen, aber auf jeden Fall teile ich Dir dies heute noch mit. Wie sich hier noch alles entwickelt, kann ich erst so nach und nach in Erfahrung bringen. Das ist vorerst das Wichtigste.
Es ist für mich nach der durchwachten Nacht schon recht spät. Die Fahrt steckt mir noch etwas in den Gliedern. Ich bin in der Kaserne untergekommen und werde mich nun in die Falle hauen. Morgen früh muß ich mich bald wieder melden, und ich denke doch, daß ich dann wieder einiges erfahren werde.
Gute Nacht und schlafe Du auch gut. Ich hoffe, daß Ihr, meine liebe Gesellschaft, alle gesund seid. Grüße Vater von mir recht herzlich und sage ihm auch, daß ich ihm für alles nochmals herzlich danke. Ihr selbst nehmt wieder recht viele liebe und herzliche Grüße entgegen von Deinem Ernst.
Ich bin trotz einer Verspätung des Zuges unterwegs, die mir das Verpassens des Anschlusszuges in Fulda einbrachte, hier wohlbehalten und fahrplanmäßig angekommen. Ich habe alles gut überstanden. Ich sitze jetzt hier zum Mittagessen in einer Gastwirtschaft und gehe am Nachmittag zu der Dienststelle, um mir neue Order zu holen. Ich bin also noch im unklaren, was sich ergibt. Ich habe aber das Bedürfnis, Dir erst einmal meine Gedanken mitzuteilen. Der kleine Rest Papier, der sich in meiner Brieftasche befand, muß dazu herhalten. Ich glaube aber, daß das ja nicht entscheidend ist. Sobald ich Genaues weiß, werde ich Dir gleich Mitteilung darüber zukommen lassen, denn ich will Dich ja auch nicht länger warten lassen, als notwendig.
Es ist nun inzwischen Abend geworden und ich will Dir noch mitteilen, was ich nun zu erfahren bekommen habe. Meine Vermutung, daß wir in den Mittelabschnitt kommen, hat sich also bestätigt. Von hier aus erhalte ich Marschbefehl nach Warschau zu Frontleitstelle, wenn ich hier umgekleidet worden bin. Es ist anzunehmen, daß dies bald geschehen sein wird. Ich sehe nur noch nicht klar, aber ich denke, daß ich es ermöglichen kann, daß ich in Leipzig wieder einige Tage Zwischenaufenthalt machen kann und ich würde dann rechtzeitig versuchen, Dir telegrafisch davon Bescheid zukommen zu lassen. Vielleicht kannst Du dann für diese zwei Tage ebenfalls dorthin fahren. Für hierher zu kommen, lohnt es sich nicht, weil hier alles so ungewiß ist. Ich hatte an diese Möglichkeit nicht gedacht, als ich noch daheim war, sonst hätte ich davon gleich in Kenntnis gesetzt. Ob nun dieser Brief eher ankommt wie meine evtl. beabsichtigte Nachricht, das kann ich ja noch nicht sagen, aber auf jeden Fall teile ich Dir dies heute noch mit. Wie sich hier noch alles entwickelt, kann ich erst so nach und nach in Erfahrung bringen. Das ist vorerst das Wichtigste.
Es ist für mich nach der durchwachten Nacht schon recht spät. Die Fahrt steckt mir noch etwas in den Gliedern. Ich bin in der Kaserne untergekommen und werde mich nun in die Falle hauen. Morgen früh muß ich mich bald wieder melden, und ich denke doch, daß ich dann wieder einiges erfahren werde.
Gute Nacht und schlafe Du auch gut. Ich hoffe, daß Ihr, meine liebe Gesellschaft, alle gesund seid. Grüße Vater von mir recht herzlich und sage ihm auch, daß ich ihm für alles nochmals herzlich danke. Ihr selbst nehmt wieder recht viele liebe und herzliche Grüße entgegen von Deinem Ernst.
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