Du
mein gutes, liebes Mädel ! 13.5.44
Gestern
war ich den ganzen Tag auf Achse und kam deshalb nicht zum Schreiben. Ich fuhr
von Brestlitowsk nach Beranowitsch, um dort die gesuchte Einheit zu finden. Der
Zug hielt dort ziemlich lange, so daß ich mir meine Auskunft holen konnte und
zur Weiterfahrt nach Minsk in meinen vorherigen Zug einstieg. Gegen 7 Uhr erreichte ich nach 13 Stunden
Fahrt diese Ziel. Es ist an sich eine langweilige Angelegenheit, es ist jedoch anzunehmen,
daß mir die kommenden Tage ziemlich kurzweilig gestaltet werden, dafür werden
dann die Vorgesetzten schon sorgen. Ich muß es eben hinnehmen, wie die anderen
Soldaten, auch wenn es schwer fällt. Der Unterschied macht sich allenthalben
bemerkbar. Wenn ich den Unterkünften gedenke und die anderen Vorzüge, die ich
bisher genaß trotz aller kriegsnotwendigen Erscheinungen, so kann ich nur
feststellen, daß es ein schlechter Tausch ist, den ich eingegangen bin. Hier
gab es anscheinend Wanzen im Quartier, doch ich glaube annehmen zu dürfen, daß
mir diese Biester nichts machen, denn die anderen Kameraden jammerten alle,
während ich nichts merkte. Ich wünsche mir nur, daß es auch ferner so bleibt.
Es ist jetzt Frühkonzert. Die Zeit bis
zur Öffnung der Dienststellen benutze ich gleich, um Dir diesen Morgengruß zu
senden. Ob die Einheit nun hier liegt, weiß ich noch nicht genau, das erfahre
ich erst später. Wenn ich dann meine neue Anschrift bekommen sollte, dann lasse
ich sie Dir gleich wissen, damit auch ich nicht allzu lange auf Nachricht von
Dir warten muß. Es interessiert mich ja
auch, wie Ihr zurecht gekommen seid, wenn ich auch fest hoffe, daß alles
geklappt hat. Da habe ich bei Durchsicht meiner Papiere noch einige Marken
gefunden, die Du mir in Leipzig gabst zum Einkauf von Schwarzgebäck. Du kannst
sie sicherlich gebrauchen und mir sind sie hier im Wege. Soweit ich Zeit dazu
habe, begleiten Euch stets meine Gedanken. Sicherlich seid Ihr schon baden
gewesen. Das Wochenende wird nun noch
Zeit und Gelegenheit geben, manches, was aus dem Geleise gekommen war, in
Ordnung zu bringen. Die Kinder sind jetzt wahrscheinlich auf dem Wege zur
Schule und Du hast Deine eigentlichen Arbeiten, die ja immer wieder anfallen.
Im Garten wirst Du nun auch langsam die Übersicht wieder bekommen haben, was am
vordringlichsten zu machen ist. Aber immer schön eins nach dem anderen.
Da fällt mir noch etwas ein. Vater hatte ein Feuerzeug, bei dem er nicht wußte, wie es aufgeht. An der einen Seite befindet sich ein Druckknopf, den muß er nur niederdrücken, dann kann er die Hülse herausziehen. Ich habe es mir von einem Kameraden zeigen lassen, als ich das gleiche Feuerzeug sah.
Jetzt habe ich wieder eine neue Auskunft in der Tasche. 40 km in westlicher Richtung heißt es nach dem neuen Marschbefehl, Koidanow nennt sich das neue Nest. Ich werde wohl auch dort nicht endgültig bleiben. Morgen früh setze ich mich in Marsch. Das ist alles nicht so einfach, aber mit der Zeit werde ich es schon noch schaffen. Ich habe im Gefühl, daß wir für die Bewachung der Bahnlinie Beranowitsch/Minsk verwendet werden. Aber erst heißt es abwarten, bis alles soweit ist. Ich habe mir vorhin noch einen Satz Briefmarken besorgt, den ich Dir gleich mit zuleite. Du hebst ihn bitte für mich mit auf.
Das Wetter ist auch hier recht heiß geworden, obwohl die Bäume, Wiesen und Felder noch einen Zustand aufweisen wie bei uns, als ich in Urlaub kam. Mir kommt es so vor, als wenn ich dem Frühling nachreise. Der Hahnenfuß streckt hier erst seine Blüten heraus und auch die Küchenschelle blüht wunderbar.
Doch das ist alles kein Anlaß, mich über meine gegenwärtige Lage hinwegzutäuschen. Ich bin zwar nicht trostlos, aber immerhin innerlich wenig zufrieden, wenn ich es auch nicht so schlecht habe, daß es nicht zum Aushalten wäre. Denn ich werde es schon schaffen, darauf kannst Du dich verlassen.
Bleibt mir, Ihr meine Lieben, ganz fest gesund und denkt wie immer an mich, wie ich das jederzeit an Euch tue. An alle anderen werde ich erst schreiben, wenn ich meinen neuen Aufenthaltsort habe.
Lasse Du Dich und die Kinder vielmals grüßen und recht herzlich küssen von Deinem immer im Geiste bei Euch weilenden Ernst.
Da fällt mir noch etwas ein. Vater hatte ein Feuerzeug, bei dem er nicht wußte, wie es aufgeht. An der einen Seite befindet sich ein Druckknopf, den muß er nur niederdrücken, dann kann er die Hülse herausziehen. Ich habe es mir von einem Kameraden zeigen lassen, als ich das gleiche Feuerzeug sah.
Jetzt habe ich wieder eine neue Auskunft in der Tasche. 40 km in westlicher Richtung heißt es nach dem neuen Marschbefehl, Koidanow nennt sich das neue Nest. Ich werde wohl auch dort nicht endgültig bleiben. Morgen früh setze ich mich in Marsch. Das ist alles nicht so einfach, aber mit der Zeit werde ich es schon noch schaffen. Ich habe im Gefühl, daß wir für die Bewachung der Bahnlinie Beranowitsch/Minsk verwendet werden. Aber erst heißt es abwarten, bis alles soweit ist. Ich habe mir vorhin noch einen Satz Briefmarken besorgt, den ich Dir gleich mit zuleite. Du hebst ihn bitte für mich mit auf.
Das Wetter ist auch hier recht heiß geworden, obwohl die Bäume, Wiesen und Felder noch einen Zustand aufweisen wie bei uns, als ich in Urlaub kam. Mir kommt es so vor, als wenn ich dem Frühling nachreise. Der Hahnenfuß streckt hier erst seine Blüten heraus und auch die Küchenschelle blüht wunderbar.
Doch das ist alles kein Anlaß, mich über meine gegenwärtige Lage hinwegzutäuschen. Ich bin zwar nicht trostlos, aber immerhin innerlich wenig zufrieden, wenn ich es auch nicht so schlecht habe, daß es nicht zum Aushalten wäre. Denn ich werde es schon schaffen, darauf kannst Du dich verlassen.
Bleibt mir, Ihr meine Lieben, ganz fest gesund und denkt wie immer an mich, wie ich das jederzeit an Euch tue. An alle anderen werde ich erst schreiben, wenn ich meinen neuen Aufenthaltsort habe.
Lasse Du Dich und die Kinder vielmals grüßen und recht herzlich küssen von Deinem immer im Geiste bei Euch weilenden Ernst.