Dienstag, 10. Juli 2018

Brief 439 vom 08.07.1943


Mein liebster Schatz !                                                                         8.7.43  
 
 

Durch die eingetretenen Operationen, die auch bei Euch nun be kannt geworden sein worden, haben sich auch bei uns Änderungen ergeben, die sehr plötzlich kamen, und durch die wir aus dem täglichen Einerlei herausgerissen wurden.  Wie ich Dir in meinem letzten Brief noch mitteilte, bekamen wir den Befehl, innerhalb ganz kurzer Zeit uns abmarschfertig zu machen. Das geschah. Wir begaben uns an unseren letzten Ort, den wir vorher schon 4 Wochen lang gedrückt hatten. Ich hatte mich kaum eingelebt, da hieß es für mich, daß ich ein Vorkommando für unseren Stab zu übernehmen hätte. Das konnte ich Dir ja noch kurz mitteilen in der Nacht, in der wir abrückten. Ich habe in diesen Tagen viel Arbeit gehabt und kam wirklich nicht dazu, Dir eher zu schreiben. Morgen kommt nun unser Stab nach und nun will ich Dir heute, nachdem ich selbst eine kleine Pause eingehalten habe, Dir wieder von mir Nachricht zukommen lassen. Die Quartiere sind hier äußerst einfach, doch verhältnis mäßig sauber. Ich habe mich nun auf deine Wiese gelegt, um zu schreiben, weil man es in den Zimmern vor lauter Fliegen nicht aushalten kann. Es geht hier eben nicht anders und man muß sich den Verhältnissen anpassen. Bequem ist es gerade nicht zum Schreiben, aber es geht. Zu 5 Mann rollten wir von unserem Haufen mit einer Kolon ne sehr zeitig ab um so bald als möglich an Ort und Stelle zu sein. Wir hatten einen PKW und zwei Kräder. Ich fuhr erst mit im Wagen, aber er bekam bald eine Panne. Dann mußte ich auf ein Krad umsteigen, um die Verbindung mit der Kolonne aufrecht zu erhalten. Wir waren schon eine große Strecke auseinander, so daß wir unter 60 km, bei den hiesigen Straßen schon eine ganz gute Leistung, fahren mußten. Kurz vor unserem Ziele erreichten uns unser Wagen wieder, so daß ich in diesen wieder umsteigen konnte. Der Staub auf den Straßen und bei dem Tempo macht einem schon zu schaffen, ganz abgesehen davon, daß ich persönlich nicht darauf eingerichtet war. Der Offizier, der zuerst mit mir fuhr, wollte nun Quartiere festlegen, was ihm aber nicht möglich war, weil alles noch im Fluss ist. In Anlehnung an einen anderen Stab habe ich nun nach allerhand Mühe für meinen Haufen auch Quartier gefunden. Wir sind erst allerhand km gefahren und es hat verschiedener Verhandlungen bedurft, bis ich das erreicht hatte, was ich brauche. Inzwischen ist mir Hilfe durch andere Offiziere zugesagt worden, die ich aber nicht mehr benötige. Heute Nachmittag werde ich nun noch die Einteilung treffen, damit dann alles klappt, wenn die anderen morgen nachge zogen werden. Es ist wirklich einmal was anderes, wenn man so unmittelbar an den Operationen teilnehmen kann.  Wir stecken wohl noch ein ganzes Stück hinter der Front, weil sie inzwischen ein Stück weiter vorgezogen wurde, aber abends bekommen wir, einmal etwas näher und ein andermal etwas weiter entfernt, unseren Segen. Am Tage traut er sich nicht heraus, da hat er allerhand Respekt vor unserer Abwehr. Interes sant ist es, wenn man dann am Abend das Feuerwerk am Himmel beobachten kann. Sorge mußt Du Dir deshalb keine machen, denn ich nehme den Kopf schon weg, wenn es brenz lig werden sollte. Eines hat mich gefreut, daß man mir einmal die Möglichkeit gegeben hat, selbstständig handeln zu können. Ich hoffe, daß ich die Dinge so hinbiegen werde, daß die anderen zufrieden sein werden.  Wenn die Kampfhandlungen hier abgeschlossen sind, werden  wir wieder an unseren alten Standort zurückkehren. Was dann sich dort ergibt, das kann ich noch nicht überblicken . Aber auch darüber werde ich Dir dann berichten. _ Post ist wohl nach unserem Zwischenstandort nachgekommen, aber bis jetzt konnte sie mir noch nicht nachgesandt werden. Ich hoffe aber, morgen oder übermorgen welche von Dir zu erhalten. Die Tage um meinen Geburtstag sind eigenar tigerweise immer aus dem Rahmen des Üblichen gefallen, findest Du nicht auch? Mein Gepäck habe ich nun dreimal geteilt. In Kiew ist ein Hauptteil liegengeblie ben, dann habe ich einen Koffer in unserem Zwischenstandort gelassen, und hier habe ich nur das Nötigste mitgenommen, damit ich beweglich bleibe. Interessieren wird Dich, wo ich mich jetzt aufhalte. Ich kann hierzu Dir nur mitteilen, daß wir eine kurze Strecke west lich Belforod, das auf jeder Karte verzeichnet ist, liegen. Das wird Dir wohl auch genügen. lasse mich nun wieder schließen, denn einige Arbeit wartet noch auf mich. Bleibt Ihr, meine Lieben, ganz gesund und laßt Euch alle recht herzlich grüßen einschlie ßlich Kinder und Vater. Du bekommst von mir allerhand herzlich Küsse von Deinem Ernst.




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