Samstag, 28. Juli 2018
Dienstag, 10. Juli 2018
Brief 439 vom 08.07.1943
Mein
liebster Schatz !
8.7.43
Durch die eingetretenen Operationen, die auch bei Euch nun
be kannt geworden sein worden,
haben sich auch bei uns Änderungen ergeben, die sehr plötzlich kamen, und durch
die wir aus dem täglichen Einerlei herausgerissen wurden. Wie ich Dir in meinem letzten Brief noch
mitteilte, bekamen wir den Befehl, innerhalb ganz kurzer Zeit uns
abmarschfertig zu machen. Das geschah. Wir begaben uns an unseren letzten Ort,
den wir vorher schon 4 Wochen lang gedrückt hatten. Ich hatte mich kaum
eingelebt, da hieß es für mich, daß ich ein Vorkommando für unseren Stab zu
übernehmen hätte. Das konnte ich Dir ja noch kurz mitteilen in der Nacht, in
der wir abrückten. Ich habe in diesen Tagen viel Arbeit gehabt und kam wirklich
nicht dazu, Dir eher zu schreiben. Morgen kommt nun unser Stab nach und nun
will ich Dir heute, nachdem ich selbst eine kleine Pause eingehalten habe, Dir
wieder von mir Nachricht zukommen lassen. Die Quartiere sind hier äußerst
einfach, doch verhältnis mäßig
sauber. Ich habe mich nun auf deine Wiese gelegt, um zu schreiben, weil man es
in den Zimmern vor lauter Fliegen nicht aushalten kann. Es geht hier eben nicht
anders und man muß sich den Verhältnissen anpassen. Bequem ist es gerade nicht
zum Schreiben, aber es geht. Zu 5 Mann rollten wir von unserem Haufen mit einer
Kolon ne sehr zeitig ab um so
bald als möglich an Ort und Stelle zu sein. Wir hatten einen PKW und zwei
Kräder. Ich fuhr erst mit im Wagen, aber er bekam bald eine Panne. Dann mußte
ich auf ein Krad umsteigen, um die Verbindung mit der Kolonne aufrecht zu
erhalten. Wir waren schon eine große Strecke auseinander, so daß wir unter 60
km, bei den hiesigen Straßen schon eine ganz gute Leistung, fahren mußten. Kurz
vor unserem Ziele erreichten uns unser Wagen wieder, so daß ich in diesen
wieder umsteigen konnte. Der Staub auf den Straßen und bei dem Tempo macht
einem schon zu schaffen, ganz abgesehen davon, daß ich persönlich nicht darauf
eingerichtet war. Der Offizier, der zuerst mit mir fuhr, wollte nun Quartiere
festlegen, was ihm aber nicht möglich war, weil alles noch im Fluss ist. In
Anlehnung an einen anderen Stab habe ich nun nach allerhand Mühe für meinen
Haufen auch Quartier gefunden. Wir sind erst allerhand km gefahren und es hat
verschiedener Verhandlungen bedurft, bis ich das erreicht hatte, was ich
brauche. Inzwischen ist mir Hilfe durch andere Offiziere zugesagt worden, die
ich aber nicht mehr benötige. Heute Nachmittag werde ich nun noch die
Einteilung treffen, damit dann alles klappt, wenn die anderen morgen nachge zogen werden. Es ist wirklich einmal
was anderes, wenn man so unmittelbar an den Operationen teilnehmen kann. Wir stecken wohl noch ein ganzes Stück
hinter der Front, weil sie inzwischen ein Stück weiter vorgezogen wurde, aber
abends bekommen wir, einmal etwas näher und ein andermal etwas weiter entfernt,
unseren Segen. Am Tage traut er sich nicht heraus, da hat er allerhand Respekt
vor unserer Abwehr. Interes sant
ist es, wenn man dann am Abend das Feuerwerk am Himmel beobachten kann. Sorge
mußt Du Dir deshalb keine machen, denn ich nehme den Kopf schon weg, wenn es
brenz lig werden sollte. Eines
hat mich gefreut, daß man mir einmal die Möglichkeit gegeben hat, selbstständig
handeln zu können. Ich hoffe, daß ich die Dinge so hinbiegen werde, daß die
anderen zufrieden sein werden. Wenn die
Kampfhandlungen hier abgeschlossen sind, werden wir wieder an
unseren alten Standort zurückkehren. Was dann sich dort ergibt, das kann ich
noch nicht überblicken . Aber auch darüber werde ich Dir dann berichten. _ Post
ist wohl nach unserem Zwischenstandort nachgekommen, aber bis jetzt konnte sie
mir noch nicht nachgesandt werden. Ich hoffe aber, morgen oder übermorgen
welche von Dir zu erhalten. Die Tage um meinen Geburtstag sind eigenar tigerweise immer aus dem Rahmen des
Üblichen gefallen, findest Du nicht auch? Mein Gepäck habe ich nun dreimal
geteilt. In Kiew ist ein Hauptteil liegengeblie ben, dann habe ich einen Koffer in unserem
Zwischenstandort gelassen, und hier habe ich nur das Nötigste mitgenommen,
damit ich beweglich bleibe. Interessieren wird Dich, wo ich mich jetzt
aufhalte. Ich kann hierzu Dir nur mitteilen, daß wir eine kurze Strecke west lich Belforod, das auf jeder Karte
verzeichnet ist, liegen. Das wird Dir wohl auch genügen. lasse mich nun wieder
schließen, denn einige Arbeit wartet noch auf mich. Bleibt Ihr, meine Lieben,
ganz gesund und laßt Euch alle recht herzlich grüßen einschlie ßlich Kinder und Vater. Du bekommst
von mir allerhand herzlich Küsse von Deinem Ernst.
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